Kein Werk, sondern ein Universum
Die erste große Museumsausstellung des 1958 geborenen Künstlers in Österreich folgt dem menschlichen Körper, von den Füßen im untersten Geschoß des KUB bis zum Gehirn in der obersten Etage. Fabre hat eine komplexe Welt geschaffen, in der Schönheit und Schrecken ganz nahe beieinanderliegen.
"Manche Künstler haben ein Werk, andere ein Universum. Ich gehöre zu jenen, die ein Universum haben", sagt Fabre über sein Schaffen.
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©Bild: Jan Fabre/VBK, Wien, 2008, Kunsthaus Bregenz |
Fünf neue und sehr vielfältige Installationen hat der Künstler für Bregenz produziert. Sie sind Körperpartien gewidmet und heißen dementsprechend "the feet", "the sex", "the belly", "the heart" und "the brain".
Im Keller ist etwa das Werk "Schutzkeller für chilenische Künstler-Krieger und Putzfrauen" entstanden, ein "konspirativer Raum" mit sieben Betten sowie aus der Decke ragenden "Gehirn-Füßen".
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©Bild: Jan Fabre/VBK, Wien, 2008, Kunsthaus Bregenz |
In einem Haufen von Grabsteinen liegt im Erdgeschoß die Figur eines "jungen Künstlers" mit Dauererektion, aus der sich seine männliche Kreativität ergießt. In dem Werk "Springbrunnen der Welt (als junger Künstler)" thematisiert Fabre den Körper als Experimentierfeld, seine schöpferische Kraft und die Vergänglichkeit.
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©Bild: Jan Fabre/VBK, Wien, 2008, Kunsthaus Bregenz |
Zum Bereich "the belly" gehört das Werk "Ich habe einen Teil der Decke des Königlichen Palastes herausgebrochen, da daraus etwas herauswuchs". Fabre kopierte dazu einen Teil seiner Installation im Königlichen Palast in Brüssel, die eines seiner zentralen Themen behandelt.
Dort überzog er 2001 eine Decke mit mehr als einer Million Flügeln des besonders in den Tropen verbreiteten Prachtkäfers. Der Künstler thematisierte damit die Machenschaften König Leopolds II. von Belgien in der damaligen belgischen Kolonie Kongo.
Was in Bregenz aus der umgedrehten Decke "herauswächst", ist eine liegende Figur eines offensichtlich toten, von Narben gezeichneten kongolesischen Mannes. Wie viele Menschen zwischen 1880 und 1920 in Belgisch-Kongo tatsächlich gestorben sind, kann nur geschätzt werden; oft wird von zehn Millionen Toten ausgegangen.
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©Bild: Jan Fabre/VBK, Wien, 2008, Kunsthaus Bregenz |
Im dritten Obergeschoß flaniert das Publikum über eine hölzerne Terrasse und blickt auf die aus 30 Tonnen Erde bestehende Installation "In den Laufgräben des Gehirns als Künstler-Liliputaner".
Dort hat Fabre eine Schlachtfeld-Landschaft samt Schützengräben geschaffen. Auch das Gehirn habe Gräben, verwies Fabre auf die Gestalt des Denkorgans. In einem Krater liegt ein Riesenkopf, dessen Gehirn der Künstler als Figur mit einer Schaufel zu Leibe rückt.
Abschiedsgeschenk für Schneider
Die Ausstellung ist eines der letzten Projekte des scheidenden Direktors des Kunsthauses, Eckhard Schneider. Die Ausstellung sei für ihn "von ganz besonderer Bedeutung", er habe sich eine Fabre-Ausstellung für Bregenz immer gewünscht. Fabre habe "so viel Herzblut" in die Ausstellung gelegt, sie sei ein "richtiges Geschenk", so Schneider.
Ausstellungshinweis
Jan Fabre: From the Cellar to the Attic - From the Feet to the Brain. Bis 25. Jänner 2009, Kunsthaus Bregenz, dienstags bis sonntags 10.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags bis 21.00 Uhr. Zur Ausstellung wird demnächst ein Katalog (160 Seiten, 58 Euro) erscheinen.
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