Wetten gegen den Trend

Leerverkauf von Aktien fand erstmals im 17. Jahrhundert statt - und war von Beginn an umstritten.
Beim Short Selling oder Leerverkauf trennt sich ein Verkäufer von Aktien, die er nicht besitzt, von denen er aber erwartet, dass sie fallen werden.

Bei gedeckten Leerverkäufen leiht er sich die Aktien und kauft sie zu einem späteren Zeitpunkt zurück, um sie dem Verleiher zurückzugeben.

Gewinn bei fallendem Preis
Geht die Rechnung auf, ist der Preis - etwa der Aktie - mittlerweile gefallen, er kann sie also billiger zurückkaufen und macht einen Gewinn (abzüglich einer Leihgebühr für den Aktienbesitzer, von dem sich der Short Seller die Aktien ausborgte).

Verkauf ohne "Ware"
Bei ungedeckten ("nackten") Leerverkäufen verkauft er die Aktien, ohne sie sich vorher zu leihen. Noch vor der Abwicklung des Leerverkaufs deckt er sich mit den Aktien billiger ein. Diese Geschäfte können den Kursverfall einer Aktie massiv beschleunigen.

Short Seller wetten also gegen den Trend auf dem Markt und müssen, wollen sie erfolgreich sein, einen entsprechend genauen Informationsstand haben. Verfechter argumentieren daher, dass Short Selling ein wichtiger Frühindikator für Probleme im Getriebe der Finanzmärkte ist und dabei hilft, Spekulationsblasen einzudämmen.

Zudem ist es letztlich nötig, um einen angemessenen Preis für Wertpapiere zu schaffen - als Ausgleich zu Hausse-Spekulanten, die Preise nach oben treiben.

Erstmals im 17. Jahrhundert
Short Selling kam erstmals zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf: Der holländische Händler Isaak Le Maire investierte 1602 große Summen in die Ostindische Kompanie. Als die Kompanie sieben Jahre später noch immer keine Dividenden abwarf, entschied sich Le Maire zum Verkauf nicht nur seiner, sondern auch zusätzlicher Aktien. Als das aufflog, kam es zu einem Skandal und einem Verbot von Leerverkäufen.

Seither war diese Taktik, die etwa integraler Teil der Aktivitäten von Hedgefonds ist, immer wieder Ziel von Kritik und Angriffen. Short Selling wurde auch die Mitschuld am Zusammenbruch des Tulpenbooms im 17. Jahrhundert gegeben.

Auch 1929 die "Schuldigen"
Auch der Crash von 1929 an der Wall Street wurde Leerverkäufern zugeschrieben. In der Folge verabschiedete der US-Kongress ein Gesetz, das vorschrieb, dass Leerverkäufe immer zu einem höheren Preis als beim letzten Handel getätigt werden müssen.

Mit dem "Uptick Rule" sollte verhindert werden, dass Leerverkäufe den Abwärtstrend eines Börsentitels beschleunigen. Das Gesetz wurde erst 2007 nach einer einjährigen Probephase aufgehoben.

Noch im Frühjahr und Sommer 2008 hatten mehrere Experten - darunter der frühere Hedgefonds-Manager Jim Cramer - die Wiedereinführung der gesetzlichen Beschränkung gefordert.

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