Titelgebend für den Film ist ein Roboter, der im Jahr 2700 als einsames Relikt einer konsumgeprägten und schließlich umweltzerstörten Erde übrig geblieben ist.
Auf der Suche nach Leben
Wall-E macht auch 700 Jahre nach dem Weltuntergang weiterhin das, wofür er gebaut wurde: Er putzt, während die letzten verbliebenen Menschen in einer Raumstation völlig degeneriert darauf warten, dass ihr Planet wieder bewohnbar wird.
Immer wieder werden Androiden auf die Erde geschickt, um nach Anzeichen von Leben zu suchen - so auch die resolute Eve, in die sich Wall-E bald Hals über Kopf verliebt.
Geredet wird kaum, schließlich können Roboter nur blechern krächzen. Ein Zeichentrick-Stummfilm über eine Umweltkatastrophe mit düsterer Endzeitstimmung? Ist das familientauglich, fragten sich selbst treue Pixar-Fans, bevor "Wall-E" Ende Juni die US-Kinos stürmte.
Subversiv?
Dass Pixar-Filme bei Publikum und Kritik gleichermaßen ankommen, ist keine große Neuigkeit. Kaum ein einzelnes Filmunternehmen hat es so wie Pixar - das inzwischen zum Disney-Konzern gehört - geschafft, populäre und finanziell erfolgreiche Produkte bei beständig hoher Qualität herzustellen.
Doch bei "Wall-E" lief der übliche Ritus etwas anders ab. Von den Filmkritikern wurde der Streifen einhellig gelobt, doch im Anschluss löste er eine heftige Debatte unter politischen Kommentatoren und Kolumnisten aus - in erster Linie darüber, ob der Film unter der hochglanzpolierten Digital-Oberfläche tatsächlich eines der düstersten und subversivsten Werke sei, die der sonst so auf geschmäcklerische Bravheit bedachte Disney-Konzern je veröffentlichte.
"Schwabbelige Idioten" in Disney World
Der Kolumnist Kyle Smith schrieb in der "New York Post": "Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals ein großes Unternehmen gesehen habe, das so viel Geld für die Beleidigung seiner Kunden ausgab."
Denn die in "Wall-E" dargestellten Menschen der Zukunft seien die prototypischen Disney-World-Besucher, nämlich "eine schwabbelige Masse von Idioten mit erbsengroßen Gehirnen, die im Wortsinn zu fett zum Gehen sind".
Viele Interpretationsmöglichkeiten
Die Umweltschutzideen, die Regisseur Stanton ohne Zweifel anspricht, waren für viele US-Liberale zu wenig deutlich formuliert. Die Konservativen wetterten hingegen, "Wall-E" verbreite "linke Propaganda über die Übel der Menschheit".
Andere versuchten hingegen, eine offen konservative Botschaft in den Film zu lesen. Patrick J. Ford schrieb im Magazin "The American Conservative" (Online-Ausgabe), für ihn sei ganz deutlich, dass der Untergang der Erde in "Wall-E" das Resultat einer zu großen Einmischung des Staates ins Unternehmertum sei.
Stanton: Völlig unpolitisch
Stanton reagiert auf die diversen Interpretationen wie zu erwarten: Er habe einen völlig unpolitischen Film gedreht, überhaupt keine politisch-gesellschaftlichen Hintergedanken gehabt und einzig und allein die Geschichte des letzten Roboters auf Erden erzählen wollen.
Für Kinder sei der Film jedenfalls nicht zu düster, so Stanton: "Ich wusste von Anfang an, dass 'Wall-E' ein Lichtstrahl sein würde. Kinder verstehen das; etwas muss zuerst schlecht sein, damit es am Ende besser wird."
Mechanischer Ausdruck
Man verliebt sich sofort in den kleinen Müllschlucker, der dienstbeflissen seiner Arbeit nachgeht. Was an Dialogen fehlt, drücken die Roboter mit ihren "Augen", den mechanischen Greifhänden und metallischen Tönen aus. Pixar heuerte den legendären Soundspezialisten Ben Burtt an, der schon in "Krieg der Sterne" den Roboter R2-D2 zum Sprechen brachte.
Die naive Annäherung von Wall-E an einstmals gebräuchliche Alltagsgegenstände und die Lebenswelt um ihn herum erinnern stark an Charlie Chaplins "Moderne Zeiten", die futuristischen Darstellungen scheinen Stanley Kubricks "2001 - Odyssee im Weltall" entliehen, die dystopischen Menschheitsvisionen von Aldous Huxley und Philip K. Dick.
"Schöne Metapher für die Menschheit"
Für Stanton war die größte Herausforderung und die größte Freude, zwei Maschinen zum Leben zu erwecken. "Es sind zwei programmierte Geräte, die ihre Bestimmung anzweifeln und sich ganz irrational ineinander verlieben. Das könnte eine schöne Metapher für die Menschheit sein", resümiert der Regisseur.
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