Über 6.000 Kinder erkrankt

Chinesische Behörden müssen Fehler eingestehen.
Der Milchpulverskandal in China hat sich auf Milch, Joghurtprodukte und Eiscreme ausgeweitet. Der gefährliche Zusatzstoff Melamin sei auch von einem Sponsor der Olympischen Spiele in Peking verwendet worden, teilten die Gesundheitsbehörden am Donnerstag mit.

Nach offiziellen Angaben starben bereits vier Babys an den Folgen der Nierenvergiftung, die die Chemikalie auslöst. Auch andere Organschäden seien möglich. Mindestens 158 Kleinkinder litten unter Nierenversagen, 6.344 weitere Babys seien erkrankt, hieß es.

Es geht ums Strecken mit Wasser
Die deutsche "taz" erklärt das Prinzip des Melaminzusatzes. Das chemische Mittel dient demnach dazu, Eiweißwerte vorzutäuschen, die gar nicht in der Milch vorhanden sind, wenn sie mit Wasser gestreckt wird.

Das Strecken mit Wasser habe sich offensichtlich durchgesetzt, weil sich so die rasch steigende Nachfrage nach Milch in China leichter befriedigen lasse. 17 Millionen Babys würden jährlich geboren, ein großer Teil werde mit Milchprodukten ernährt.

22 Firmen in Skandal verwickelt
Die Regierung von Hongkong ließ alle Produkte des Olympiasponsors Inner Mongolia Yili Industrial aus den Regalen nehmen, nachdem Melamin in acht von 30 Angeboten des Unternehmens festgestellt worden war. Insgesamt sind inzwischen 22 Firmen in den Skandal verwickelt.

Zwei chinesische Unternehmen exportierten ihr Milchpulver zudem in den Jemen, nach Bangladesch, Birma, Gabun und Burundi. Die Aufsichtsbehörde habe die Firmen aufgefordert, ihre Produkte zurückzurufen, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums.

18 Festnahmen
In der Provinz Hebei beschlagnahmte die Polizei 222 Kilogramm Melamin. Zwölf Personen seien festgenommen worden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Damit wurden im Zusammenhang mit dem Skandal nun insgesamt 18 Menschen in Gewahrsam genommen.

Staatlicher Betrieb betroffen
Besonders brisant ist, dass mit Sanlu auch ein staatlicher Milchpulver-Hersteller betroffen ist. Sanlu habe noch immer nicht 35 Tonnen des verseuchten Produkts gefunden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf den neu berufenen Chef des Unternehmens, das zu 43 Prozent dem neuseeländischen Lebensmittelkonzern Fonterra gehört.

Das Sanlu-Produkt hatte den Skandal ausgelöst. Es war vor allem bei ärmeren Eltern beliebt, weil es als zuverlässig, aber relativ billig galt.

Kontrolleure "suchten nicht danach"
Der Skandal wirft ein schiefes Licht auf das staatliche Kontrollsystem in China. Dass so viele Betriebe betroffen seien, lasse darauf schließen, dass die Verwendung von Melamin kein Geheimnis gewesen sei, schreibt die "taz".

Der Chef der staatlichen Nahrungsmittelkontrolleure, Li Changjiang, habe am Mittwoch eingestanden, dass seine Behörde "nicht danach gesucht" hatte.

Maulkorberlass
Die Bevölkerung habe erst am Mittwoch nach einer Krisensitzung mit Premierminister Wen Jiabao von den "chaotischen Zuständen" in der Milchwirtschaft erfahren.

Zeitungen hätten wie üblich den Erlass erhalten, zu dem Thema nur noch Berichte der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua abzudrucken und von offiziellen Pressekonferenzen zu berichten.

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