Kein Vorzeigeschwiegersohn

McCains Vize-Kandidatin war bisher als traditionell und konservativ bekannt.
Die Enthüllung der Teenager-Schwangerschaft bei der Tochter der republikanischen Bewerberin für das Amt des US-Vizepräsidenten, Sarah Palin, hat den Parteitag der Republikaner überschattet und sorgt für Aufruhr in den USA.

Ihre 17-jährige Tochter Bristol werde "den jungen Mann" aber bald heiraten und das Kind gemeinsam mit ihm aufziehen, beeilte sich die 44-Jährige, die vor allem Anhänger im religiös-konservativen Lager hat, bekanntzugeben.

"Stolz, ein Redneck zu sein"
Auf seiner MySpace-Seite gibt dieser "junge Mann" allerdings bekannt, gar keine Kinder zu wollen. Er sei stolz darauf, ein "fucking redneck" (der Arbeiterklasse angehörender weißer Amerikaner) zu sein.

Wer sich mit ihm anlege, dem werde er in den Hintern treten, heißt es weiter auf der MySpace-Seite des 18-jährigen Schülers aus Alaska.

Hobbys: Hockey und "Herumhängen"
Daraus, dass er der Vater von Palins zukünftigem Enkelkind ist, macht der 18-Jährige zwar kein Geheimnis, aber: "Mein Leben gehört dem Hockey-Spiel." Sonst gehe er gerne campen und fischen und "hänge einfach gerne mit den Jungs herum".

Wie die britische "Daily Mail" berichtete, kam der Schüler wegen illegalen Fischens bereits mit dem Gesetz in Konflikt.

Traditionell und konservativ
Die erzkonservative Palin gerät durch die Enthüllungen immer mehr in Bedrängnis. Eines ihrer Kernthemen war bisher die Forderung nach sexueller Enthaltsamkeit von Teenagern.

Die Wahl des republikanischen Kandidaten John McCain war vor allem deshalb auf Palin gefallen, weil sie sich als Vertreterin traditioneller Familienwerte einen Namen gemacht hatte und bisher - etwa durch die Ablehnung von Sexualaufklärung an Schulen - großes Ansehen an der religiös-konservativen Parteibasis genoss.

Wilde Gerüchte im Internet
Die wilden Gerüchte, die im Internet über Palins Familienleben kursieren, dürften McCain nun ganz und gar nicht gefallen. Demnach soll der jüngste Sohn der Gouverneurin in Wahrheit ebenfalls Bristols Kind sein.

Palin habe eine eigene Schwangerschaft vorgetäuscht, um danach das Kind als ihr eigenes auszugeben. Der im Mai geborene Bub namens Trig ist geistig behindert.

Thema für Obama "tabu"
Ob das Gerücht nur eine gezielte Diffamierung seitens der politischen Konkurrenz sein soll, ist nicht bekannt. Der demokratische Kandidat Barack Obama weigerte sich jedenfalls, das Thema zu kommentieren. Familienangelegenheiten seien "tabu, und Kinder erst recht", sagte er.

Noch für weitere Überraschungen gut?
Die Schwangerschaft habe keine Bedeutung bei der Einschätzung der Qualifikation Palins als Gouverneurin oder mögliche künftige Vizepräsidentin, sagte Obama. McCains Berater betonten unterdessen, man habe von der Schwangerschaft gewusst.

Ob das stimmt, darf bezweifelt werden. Angeblich haben McCains Berater nicht einmal das "kleine Einmaleins" der Kandidatensuche absolviert, sprich: Palins Vergangenheit abgeklopft. Und tatsächlich gibt es Indizien, dass Palin McCain noch mehr Sorgen machen wird.

Kleine und gravierende Vorwürfe
Die Vorwürfe reichen von Kleinigkeiten wie der angeblichen Geizigkeit Palins bis hin zum Machtmissbrauch: Sie soll den Vorgesetzten eines Polizisten entlassen haben, weil er ihn nicht feuern ließ. Der Polizist hatte sich zuvor von ihrer Schwester scheiden lassen.

Palin wollte das nicht kommentieren, nahm sich aber diese Woche einen Anwalt. Außerdem war ihr Eintrag in der Online-Enzyklopädie Wikipedia plötzlich in seltsam "gesäuberter" Form online: Dass sie in ihrer Jugend an Misswahlen teilgenommen hatte, fehlte etwa nunmehr.

"Sarah Barracuda"
Ein in der Wikipedia-Gemeinschaft bisher unbekannter Autor mit dem Namen "Young Trigg" hatte außerdem gelöscht, dass Palin an der Uni den Spitznamen "Sarah Barracuda" hatte. Dafür fügte er ein, dass Palin "eine Politikerin von herausragender Integrität" sei.

Insgesamt nahm "Young Trigg" rund 30 Änderungen vor, um Palin in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. Sie datieren alle vom Tag, bevor McCain ihre Nominierung bekanntgab. Mittlerweile haben nur noch Stamm-User Autorenrechte an dem Wikipedia-Eintrag.

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