Die Chefs von Allianz und Commerzbank

Diekmann begann als Buchverleger, Blessing als Banklehrling.
Der milliardenschwere Verkauf der Allianz-Tochter Dresdner Bank an die Commerzbank in Deutschland ist vor allem das Kind zweier Väter: jenes von Commerzbank-Chef Martin Blessing und dem Vorstand des Allianz-Konzerns, Michael Diekmann.

Beide gelten als äußerst zielstrebige Topmanager - und haben doch beide einen ganz unterschiedlichen Hintergrund. Während Blessing das Bankgeschäft quasi mit der Muttermilch aufnahm, begann Diekmann als Verleger feinsinniger Reiseliteratur.

Spätberufener Manager
Der heute 53-jährige Vater dreier Kinder gründete den Buchverlag nach seinem Jusstudium 1983 gemeinsam mit einem Jugendfreund. Erst fünf Jahre später kam er zum Allianz-Versicherungskonzern, zunächst als Assistent des Niederlassungsleiters in Hamburg.

Es folgte unter anderem eine Station als Vertriebsleiter in Hannover. Von 1996 an machte sich Diekmann mit dem Aufbau des Asien-Geschäftes einen Namen, zwei Jahre später kam die Berufung in den Konzernvorstand. Seit Mai 2003 hat er dort die Spitzenposition inne.

Konzern umgekrempelt
In den fünf Jahren seither hat Diekmann den Allianz-Konzern von Grund auf umgekrempelt. Schritt für Schritt hat der Westfale Europas größtem Versicherer in den vergangenen Jahren ein neues Gesicht verpasst und die Allianz auf Profitabilität getrimmt.

Unter Diekmanns Führung wurde die Allianz als erstes deutsches Großunternehmen zu einer Europäischen Gesellschaft (SE) umgewandelt. Die italienische Tochter RAS integrierte er in den Konzern, die französische Tochter AGF wurde komplett übernommen.

Harter Sanierer
Teils massive Kritik trug Diekmann die Bündelung des deutschen Versicherungsgeschäfts ein, denn trotz Milliardengewinnen strich die Allianz bei dem Umbau Tausende Arbeitsplätze. Diekmann selbst begründete die Einschnitte stets mit dem schärfer werdenden Wettbewerb in der Branche.

Sorgenkind Dresdner Bank
Die Probleme beim Sorgenkind Dresdner Bank, das die Allianz im Jahr 2001 noch unter seinem Vorgänger Henning Schulte-Noelle für 23 Mrd. Euro gekauft hatte, bekam Diekmann allerdings nicht nachhaltig in den Griff. Von Anfang an soll er kein Freund der Übernahme gewesen sein.

Zwar brachte die Allianz die Banktochter mit einer harten Sanierung zwischenzeitlich auf die Beine, doch sorgte die 2007 ausgebrochene Finanzkrise für neue Rückschläge und rote Zahlen bei der Bank. Schon lange war spekuliert worden, wann Diekmann endgültig die Geduld mit der ungeliebten Tochter verlieren würde.

Blessing als Banker mit Tradition
Blessing hat zum Unterschied von Diekmann eine "klassische" Karriere hinter sich. Als Chef der Commerzbank ist der 45-Jährige jedoch kaum 100 Tage im Amt. Er gilt als analytischer Denker, der das Bankwesen im wahrsten Sinn des Wortes im Blut hat.

Blessings Großvater Karl war Bundesbank-Präsident, sein Vater Werner im Vorstand der Deutschen Bank. Als Blessing junior am 1. November 2001 in den Vorstand der Commerzbank berufen wurde, zeigte er sich bescheiden: Er müsse sich erst einarbeiten, sagte er damals.

Beginn bei Dresdner Bank
Begonnen hatte Blessings Karriere just mit einer Lehre bei der Dresdner Bank, die er nun aufkauft. Nach der Lehre studierte er Anfang der 80er Jahre Betriebswirtschaft an der Universität Frankfurt und der Hochschule St. Gallen.

Danach wurde der gebürtige Bremer und Vater dreier Töchter Berater bei McKinsey (Frankfurt, New York) und kehrte 1997 zur Dresdner Bank zurück. Dort war er mitverantwortlich für das Privatkundengeschäft und wurde 2000 Chef der Dresdner-Tochter Advance Bank.

"Flucht" vor Allianz
Im Zuge der Übernahme der Dresdner durch den Versicherungskonzern Allianz verließ Blessing auf eigenen Wunsch den Konzern. Kurz darauf rückte er in den Vorstand der Commerzbank. Erfolge im Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft ebneten ihm schließlich den Weg zum Chefsessel.

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