Besonders großen Applaus der Interessierten, unter die sich auch der frühere ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch gemischt hatte, fanden jene Passagen, in denen Faymann eine sozialere EU bzw. eine Abschaffung der Studiengebühren forderte.
Molterer und Schüssel "Bremser-Duo"
Wie vor ihm Wiens Bürgermeister Michael Häupl wählte auch der rote Spitzenkandidat die ÖVP als Hauptziel seiner Angriffe. Parteichef Wilhelm Molterer und Altkanzler Wolfgang Schüssel bezeichnete Faymann als "Bremser-Duo", von dem nichts Neues mehr für das Land zu erwarten sei. Das einzige Konzept der ÖVP seien mäßige Lohnrunden und Nichtstun gegen die Teuerung.
Lob für Gewerkschafter
Faymann umarmte seine Parteifreunde rhetorisch, indem er wiederholte Male deren großen Einsatz im Wahlkampf würdigte.
Besonders hob er die Gewerkschafter hervor, die er zuletzt bei der Listenerstellung für die Wahl wieder ins Boot geholt hatte: "Miteinander sind wir nicht zu schlagen." Auch der unter Eurofighter-Beschuss geratene Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) wurde von Faymann eigens in Schutz genommen.
Frontalangriff auf Missethon
Bundesgeschäftsführerin Doris Bures bekam ein spezielles Lob ab. Nach einem Generalangriff auf den schwarzen Wahlkampfmanager Hannes Missethon meinte Faymann: "Jeder hat den, den er verdient, an der Spitze seiner Kampagne."
Faymanns Fünfpunkteprogramm
Inhaltlich positionierte sich der SPÖ-Vorsitzende nochmals mit seinem Bekenntnis zum Fünfpunkteprogramm, das er durchs Parlament bringen will. Hinzu kam noch die Forderung nach 1.000 Polizisten mehr auf der Straße, wobei sich Faymann einen kleinen Verweis auf die gestohlene Handtasche von Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) nicht verkneifen wollte.
Versprochen wurde von Faymann voller Einsatz für die Umsetzung der Wahlbotschaften. Was in den letzten 20 Monaten nicht gelungen sei, werde man in den nächsten fünf Jahren umzusetzen versuchen: "Wir stehen zu unserem Wort."
Häupl: ÖVP soll "Hass gegen SPÖ" ablegen
Faymanns Rede wurde übrigens von jener Häupls übertroffen - was die Länge betrifft. Der Einpeitscher brauchte zwei Minuten länger als der Hauptredner, um seinen Vortrag zu einem Abschluss zu bringen.
Häupl zeigte sich beim SPÖ-Wahlkampfauftakt kampfeslustig. Der ÖVP richtete er aus: Eine Zusammenarbeit sei nur möglich, wenn sie ihren "Hass" gegen die SPÖ ablege - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Missethon: "Unglaubwürdig"
Die ÖVP schoss sich in ihrer Reaktion auf die SPÖ ein. Generalsekretär Missethon hielt dem Noch-Regierungspartner vor, den Herausforderungen von morgen uralte Rezepte von gestern entgegenzuhalten.
Nach Ansicht Missethons hat die SPÖ nur Rezepte aus der Schuldenpolitik der 70er Jahre, "ohne die Nebenwirkungen von neuen Steuern und teuren Abgaben für die Menschen zu erwähnen".
Die SPÖ sei unglaubwürdig und betreibe mit der Forderung nach Senkung der Mehrwertsteuer "reinen Populismus, die Menschen bleiben dabei auf der Strecke", meinte der ÖVP-Generalsekretär.
BZÖ-Angriff auf SPÖ und FPÖ
Und BZÖ-Generalsekretär Martin Strutz nahm gleich SPÖ und FPÖ in einem Aufwaschen aufs Korn und meinte, beide hätten in ihren Wahlauftakten nur leere Phrasen gedroschen.
Strutz konnte sowohl bei SPÖ als auch bei FPÖ nur "alte Konzepte ohne Lösungen für die Zukunft" erkennen.
Die SPÖ verspreche beispielsweise bei den Studiengebühren zum dritten Mal die Abschaffung. "Gehalten hat sie dieses Versprechen bisher noch nie. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, Herr Faymann", so der BZÖ-Generalsekretär.
Links: