Der tropische Wirbelsturm, der in Haiti und in der Dominikanischen Republik bereits mehr als 20 Menschenleben gefordert hat, dürfte demnächst über dem offenen Meer wieder an Geschwindigkeit zulegen und könnte sich schließlich zu einem schweren Hurrikan entwickeln, warnen derzeit die US-Wetterdienste.
Das Nationale Hurrikanzentrums (NHC) in Miami (Florida) rechnet damit, dass "Gustav" am Montag im Gebiet von New Orleans die Küste erreichen wird.
1.500 Tote nach "Katrina"
In New Orleans hatte "Katrina" am 29. August 2005 schwere Verwüstungen angerichtet. Küstenabschnitte wurden kilometerweit überflutet.
Nach mehreren Dammbrüchen wurde die Stadt im Mündungsdelta des Mississippi, die zum größten Teil unter dem Meeresspiegel liegt, zu 80 Prozent überflutet.
1.500 Menschen starben, Zehntausende mussten die Stadt verlassen. Der Sachschaden belief sich auf 80 Mrd. Dollar (über 54 Mrd. Euro). Die Metropole hat sich bis heute nicht von der Katastrophe erholt. Erst die Hälfte der Einwohner von New Orleans kehrte bisher in ihre Heimatstadt zurück.
Diesmal besser vorbereitet
Allerdings ist New Orleans - ganz anders als 2005 - diesmal besser auf einen möglichen Hurrikan vorbereitet.
Notstand bereits ausgerufen
Der Gouverneur des Bundesstaates Louisiana, Bobby Jindal, rief bereits den Notstand aus. Damit kann die Nationalgarde alarmiert werden. Die Einwohner der Stadt wurden auf eine Evakuierung vorbereitet, die schon am Freitag beginnen könnte.
Evakuierung ab Stufe drei
Nach Angaben der Stadtverwaltung wird Bürgermeister Ray Nagin die Evakuierung anordnen, wenn der Sturm Windgeschwindigkeiten von mehr als 178 Kilometer pro Stunde erreichen sollte - was einem Hurrikan der Stärke drei auf einer fünfstufigen Skala entspricht. Nagin kehrte wegen des Sturms vorzeitig vom Parteikonvent der Demokraten aus Denver zurück.
Auch Ölplattformen in Gefahr
Von einem möglichen Hurrikan sind jedoch nicht nur Städte an der US-Küste bedroht, sondern auch zahlreiche Ölplattformen - wenn "Gustav" wie erwartet über den Golf von Mexiko zieht.
Ölkonzerne in Louisiana und Texas begannen mit Vorbereitungen zum Schutz vor dem Sturm. In dem Gebiet werden rund ein Viertel des US-Rohöls und 15 Prozent des US-Erdgases gefördert. Der Ölgigant Royal Dutch Shell begann bereits damit, seine Arbeiter in Sicherheit zu bringen. Der Ölpreis auf dem Weltmarkt stieg wegen des Hurrikan-Risikos in den vergangenen Tagen an.
Tote und Verletzte in der Karibik
Vorerst wurden wegen "Gustav" auf Jamaika und Kuba inzwischen etwa 60.000 Menschen, darunter auch ausländische Touristen, in Sicherheit gebracht.
Der Wirbelsturm hatte zuvor in Haiti und der Dominikanischen Republik auf der Insel Hispaniola nach Behördenangaben mindestens 51 Menschen das Leben gekostet. Zahlreiche weitere wurden verletzt, mehrere Einwohner werden vermisst. Meteorologen rechneten damit, dass "Gustav" mit schweren Regenfällen weiter für weitläufige Überschwemmungen sorgen wird.
Nächster Sturm bereits im Entstehen
Neben "Gustav" zeichnet sich im Atlantik bereits der nächste Sturm ab. Nach Angaben des NHC könnte der tropische Tiefdruckwirbel "Hanna" innerhalb weniger Tage zu einem sehr starken Hurrikan heranwachsen.
Es ist der achte Wirbelsturm der diesjährigen Saison, die nach den Prognosen der Wetterexperten besonders sturmintensiv werden dürfte. Die Hurrikansaison dauert noch bis November.
Links: