Umstrittener Vordenker

Modelle, Zeichnungen, Gemälde, Filme, Möbel und Skulpturen ab 2. Oktober in Liverpool und ab 19. Februar 2009 in London.
In Großbritannien öffnet demnächst die erste große Schau über den Architekten Le Corbusier seit mehr als 20 Jahren.

Die Werke des französisch-schweizerischen Baukünstlers werden vom 2. Oktober bis zum 18. Jänner in der Krypta der Metropolitan-Kathedrale in Liverpool zu sehen sein. Am 19. Februar 2009 wandert die Ausstellung "Le Corbusier - The Art of Architecture" weiter nach London.

Einmalige Exponate
Die Schau, die im vergangenen Jahr bereits im deutschen Vitra-Design-Museum zu sehen war, zeigt sowohl Modelle, Zeichnungen, Gemälde und Filme als auch Möbel und Skulpturen des gebürtigen Schweizers.

Viele Ausstellungsstücke sind zum ersten Mal im Vereinten Königreich zu sehen, darunter ein großes Wandgemälde aus dem Pariser Büro des Künstlers und ein Modell des Pavillons für die Weltausstellung in Brüssel in 1958.

Einflussreich und umstritten
Le Corbusier, der eigentlich Charles Edouard Jeanneret-Gris hieß, gilt bis heute als einer der einflussreichsten, aber auch umstrittensten Architekten des 20. Jahrhunderts. Er sorgte mit seinen Ideen immer wieder für Kontroversen - etwa mit dem Plan, Paris bis auf wenige historische Bauten abzureißen und die Bevölkerung in einige kolossale Wolkenkratzer zu pferchen.

Andererseits bemühte er sich um die Bequemlichkeit hochfunktioneller Wohnhäuser, Autos und Möbel und akzeptierte ganz konkret den Menschen als das Maß aller Dinge.

Sechs Monate in Wien
Der Architekt, Maler, Bildhauer, Designer von heute noch nachgebauten Liegen und Fauteuils, Theoretiker und Herausgeber von Zeitschriften wurde 1887 in der Schweiz geboren.

Eine der frühen Reisestationen Jeanneret-Gris' war 1907 Wien, wo er bei einem halbjährigen Aufenthalt unter anderen mit Josef Hoffmann, dem Mitbegründer der Wiener Werkstätte, zusammentraf.

Plastische Architektur
Nach ersten, an den Zeitgeist angelehnten Arbeiten emanzipierte sich Le Corbusier in den 20er Jahren nach Kontakten mit den Malern Amedee Ozenfant und Fernand Leger, die mit ihren kurvig-plastischen und zugleich in die Fläche gebannten Formen großen Einfluss auf den Architektur-Revolutionär hatten.

Alles, was Le Corbusier für Privatleute, die Kirche, für Staat und den sozialen Wohnbau auf der ganzen Welt entwarf und zum Teil auch realisierte, besaß enorme plastisch-bildhauerische Qualitäten.

Stadtplaner in Indien
Die wichtigsten Beispiele dafür sind die weltbekannte Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Haut bei Ronchamp und das Kloster La Tourette. Seine städtebaulichen Vorstellungen konnte er erstmals in Indien umsetzen: 1951 wurde er Berater für die Planung der neuen indischen Hauptstadt Chandigarh.

Le Corbusier starb 1965 im französischen Cap-Martin. Beim Baden im Mittelmeer in der Nähe seines Ferienhauses erlitt er einen Herzschlag und ertrank.

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