Betroffenheit unter Künstlerkollegen

Mit Hansi Lang ist eine der prägendsten Persönlichkeiten der österreichischen Popmusik gestorben.
"Mich interessieren keine Band, keine Schauspieler, keine Maler, die immer dasselbe machen": Die beiläufig erwähnte Feststellung in einem seiner letzten großen Radiointerviews könnte auch Hansi Langs Lebensmotto gewesen sein.

Der Musiker und Schauspieler, der am Sonntagabend nach einem Schlaganfall im Wiener AKH gestorben ist, war eine der vielfältigsten, prägendsten und auch widersprüchlichsten Figuren der österreichischen Popszene.

Zu Langs größten Erfolgen gehörten in den 80ern New-Wave-Songs wie "Keine Angst" und "Ich spiele Leben"; zuletzt sorgte er mit ganz anderen Tönen, dem Swing-Lounge-Elektronik-Projekt Slow Club, für Furore.

"Hat eine ganze Generation mitgeprägt"
Betroffenheit herrschte einen Tag nach dem Tod der 53-jährigen Austropop-Legende sowohl unter Künstlerkollegen als auch auf politischer Seite.

Thomas Gratzer, Leiter des Rabenhof Theaters in Wien, bezeichnete Lang in einer Aussendung als "eine der außergewöhnlichsten Erscheinungen in Österreichs Kulturleben der vergangenen Jahrzehnte", der mit seinem musikalischen Schaffen "in den 80er Jahren eine ganze Generation in diesem Land mitgeprägt hat".

Langs langjähriger Wegbegleiter, der auch an Slow Club beteiligte Produzent Thomas Rabitsch, teilt diese Ansicht: '"Keine Angst' - der Titel von Hansis Debütalbum zierte nicht nur das Plattencover, sondern auch Hauswände in ganz Wien", schrieb Rabitsch am Sonntag in einer Aussendung.

Radikaler Kontrapunkt
Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) sagte, Lang habe in der Beschaulichkeit des damaligen österreichischen Kulturlebens "einen Kontrapunkt gesetzt, der aus heutiger Sicht in seiner Radikalität kaum noch nachvollziehbar ist". Kultur habe er als "bewusste Rebellion aufgefasst, die sich in allen Bereichen seiner Musik, den Texten, der persönlichen Stilisierung, aber auch Lebensführung niederschlug".

"Habe das Geld nicht gebraucht"
"Ich hab' immer wieder gearbeitet, als Lagerhackler oder so, aber wenn ich dann das Geld in der Tasche hatte, wusste ich nicht mehr, was ich damit anfangen soll. Ich hab's nicht gebraucht. Also habe ich wieder aufgehört zu arbeiten und mit meiner Musik weitergemacht", erzählte Lang vor drei Jahren in einem Interview im FM4-"Doppelzimmer Spezial".

Erster Auftritt mit 13
Lang, am 13. Jänner 1955 in Wien-Hernals als Kind eines US-Besatzungsoffiziers und einer böhmischen Mutter geboren, wuchs auf US-Army-Basen und in Wien auf. Seinen ersten Auftritt hatte er als Schlagzeuger mit 13 Jahren in einer Amateurband. Er sattelte jedoch bald auf die Sängerrolle um, später spielte er auch Bass.

Mit der Gruppe Nostradamus ging er auf Tournee durch die Niederlande - um der Stellungskommission des Bundesheeres zu entkommen, wie es auf Langs Website heißt.

Vorgruppe von Supertramp
Ende 1975 kam Lang nach Wien zurück, trat als Musiker und Darsteller mit der Hallucination Company auf und startete 1980 seine Solokarriere. Mit seiner Band Dreamboat wurde er zum gefragten Liveact.

1983 traten Lang und Band als Vorgruppe von Supertramp im Praterstadion in Wien auf. "Es gibt Momente, die sind genau ein Mal. Die wiederholen sich nie mehr. Und das ist auch gut so. Ich weiß nur noch, dass ich nach dem Konzert mit der 5er-Tram heimgefahren bin, so wie alle anderen Konzertbesucher auch", so Lang.

Radiohinweise
FM4 ändert anlässlich des Todes von Hansi Lang sein Programm und wiederholt am Montag ab 19.00 Uhr das "Doppelzimmer Spezial"-Interview mit Lang aus dem Jahr 2005 - mehr dazu in fm4.ORF.at.

Ö1 sendet am Montag um 17.30 Uhr in "Spielräume" einen Nachruf auf Lang - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Ö3 wiederholt am Mittwoch ab 19.00 Uhr die Sendung "Ö3 Freundeskreis", die Lang im November 2004 zusammengestellt und präsentiert hatte - mehr dazu in oe3.ORF.at.

TV-Hinweis
Im "Kulturmontag" am Montag um 22.30 Uhr in ORF2 erinnern sich Freunde und Wegbegleiter an den Musiker - mehr dazu in tv.ORF.at.

Um 0.40 zeigt ORF2 den Spielfilm "Ich oder Du" von Dieter Berner, in dem Lang die Hauptrolle spielte und die Filmmusik beisteuerte.

Link: