Überlebensfrage für Hersteller

17 Prozent Wachstum bei den Kleinsten.
Billigautos unter 10.000 Euro sind für österreichische Konsumenten zunehmend attraktiv, zumal die fahrzeugbezogenen Kosten in den vergangenen Jahren deutlich schneller gestiegen sind als das Einkommen.

Das Segment mit den bisher meisten Billigautos, das Kleinstwagensegment, wird in den kommenden Jahren um rund 17 Prozent jährlich wachsen, prognostiziert das Beratungsunternehmen A.T. Kearney in einer am Dienstag veröffentlichten Studie. Bisher wächst dieses Segment um lediglich drei bis vier Prozent pro Jahr.

Wie man am meisten spart
"Seit 2000 sind die jährlichen Betriebskosten in der unteren Mittelklasse bei durchschnittlicher Fahrleistung um ca. 500 Euro gestiegen", sagte A.T.-Kearney-Studienautor Jörg Branschädel. Treibstoffpreise seien in diesem Zeitraum um bis zu 40 Prozent schneller gewachsen als der Pkw-Kostenindex.

Bei Betrachtung der gesamten Autokosten könne man bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 12.000 km pro Jahr den größten Spareffekt durch die Reduktion des Fahrzeugkaufpreises erzielen, so A.T. Kearney.

Billigmarkt noch vernachlässigt
Im Jahr 2015 erwarten die Berater von A.T. Kearney bis zu 15.000 Pkw-Neuzulassungen unter 10.000 Euro in Österreich. Auch wenn der Markt mit den Billigautos hierzulande seit kurzem wachse, friste er noch ein "vernachlässigtes Dasein", sagte Branschädel zur APA.

In den vergangenen Jahren beschränkte sich das Angebot an Billigautos auf das Kleinwagensegment, z. B. Renault Twingo und Mitsubishi Colt, sowie auf das Kleinstwagensegment wie den Kia Picanto und Toyota Aygo. Nun würden aber immer mehr Hersteller das "große Marktpotenzial" erkennen, so Branschädel.

Dacia und Lada heizen Wettbewerb an
Vor allem Unternehmen aus Osteuropa wie Dacia und Lada würden den Billigautowettbewerb "verschärfen" und in der nahen Zukunft auf die untere Mittelklasse ausdehnen.

International boomendes Marktsegment
Weltweit entwickelt sich ein vollkommen neues Marktsegment für Billigstautos unter 6.000 Euro. Dieses Segment wird laut A.T. Kearney vor allem in Indien und anderen asiatischen Ländern "enorm wachsen". 2020 werden über 15 Mio. Billigstfahrzeuge weltweit verkauft, glaubt das Beratungsunternehmen.

Österreich hat Aufholbedarf
Die österreichischen Zulieferer müssten sich für das neue Billigstmarktsegment aber noch rüsten, da sie im asiatischen Raum eine "schwache Ausgangsposition" hätten, so Branschädel. Aufgrund der bisherigen Fokussierung auf das europäische Premiumsegment fehlt oft der lokale Zugang zum Markt, um das Potenzial des Billigstsegmentes erfolgreich ausschöpfen zu können.

Beim bisher bekanntesten Billigstauto, dem Tata Nano, seien praktisch keine österreichischen Firmen vertreten. Doch nur wer das Billigstsegment in Zukunft versteht, wird laut A.T. Kearney auf der Gewinnerstraße bleiben.

Nur mit Billigautos wettbewerbsfähig
Mit Billigautos aus Indien und China ist aus Sicht von A.T. Kearney in den nächsten Jahren in Österreich noch nicht im großen Stil zu rechnen. "Etablierte Hersteller müssen in jedem Fall ihre Modellpolitik und Preisstrategien überdenken, um wettbewerbsfähig zu bleiben", so Branschädel.

Link: