Wahrscheinlich entstanden die Bilder vor einer kürzlich gehaltenen offiziellen Fernsehansprache Saakaschwilis, als er nicht wusste, dass die Kamera bereits läuft. Auf den Ausschnitt, der kaum länger als eine Sekunde dauert, war die britische BBC gestoßen.
Clip überflutet Internet
Der Präsident sitzt dabei vor den Flaggen Georgiens und der EU. In der rechten Hand hält er einen Telefonhörer, in der linken seine rote Krawatte, auf der er nervös herumkaut. Die BBC verwendete den Ausschnitt, um einen Bericht über die angespannte Lage zu illustrieren.
Mit rasender Geschwindigkeit verbreitete sich der Ausschnitt daraufhin im Internet. Auf dem Videoportal YouTube waren die Bilder am Sonntag bereits in Dutzenden verschiedenen Versionen zu sehen, die Tausende Male abgerufen worden waren.
"Symptom seelischer Störung"
Zumeist russische User stellten die Bilder mit endlosen Varianten - Zeitlupe, doppeltes Tempo, rückwarts abgespielt - und hämischen Kommentaren ins Netz. Auch die russische Propaganda ließ sich den unbedachten Moment des Georgiers nicht entgehen.
Der landesweite Sender ORT zeigte den Film am Samstagabend und ließ einen Psychiater zu Wort kommen: "Auf dem Bildschirm ist ein Mensch mit klaren Symptomen einer seelischen Störung zu sehen, der sein Verhalten nicht kontrollieren kann und äußerst verschreckt ist."
PR-Routinier Saakaschwili
Dass Saakaschwili der Schnitzer passieren konnte, verwundert Beobachter. Zum Unterschied von der militärischen Lage hatte Georgiens Präsident die öffentliche Darstellung seines Landes in der Konfliktsituation bisher fest im Griff.
Der georgischen Präsident weiß sich mit der Hilfe eines Teams aus westlichen PR-Beratern in der Krise bestens zu präsentieren, schreibt Gastkommentare in internationalen Zeitungen und hat darüber hinaus den Empfang russischer Fernsehbilder verboten.
Zynisches Spiel auf beiden Seiten
Bei der Propaganda bleiben einander beide Seiten jedoch nichts schuldig. Seit Tagen weiden sich die TV-Sender an Bildern von Opfern der "eigenen" Seite - dramatisch inszeniert, mit getragener Musik im Hintergrund. Über Opfer auf der Gegenseite wird geschwiegen.
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