Laut georgischen Angaben übernahmen russische Einheiten am Sonntag die Kontrolle über die Hauptstadt der von Georgien abtrünnigen Provinz, Zchinwali. Die russische Armee hätte die Stadt "besetzt", hieß es aus dem georgischen Innenministerium in Tiflis. In den letzten beiden Tagen hatten sich georgische und russische Verbände heftige Kämpfe um die Stadt geliefert.
Russland dementiert georgischen Abzug
Auf der anderen Seite berichtete die russische Armee, es seien nach wie vor georgische Soldaten in der Region. "Posten der Friedenstruppen (des seit 1992 in Südossetien stationierten russischen Militärkontingents, Anm.) beobachten die Präsenz georgischer Soldaten, Artillerie und Rüstung", hieß es seitens des russischen Kommandos in der von Georgien abtrünnigen Kaukasusregion. "Georgien hat seine Truppen nicht aus Südossetien zurückgezogen."
Russland räumte allerdings ein, dass Georgien seine Soldaten mittlerweile aus der Provinzhauptstadt zurückgezogen hat.
Auch Abchasien macht mobil
Nach wie vor droht der Konflikt, der am Freitag nach einer georgischen Offensive in Südossetien eskaliert war, auch auf die Teilrepublik Abchasien überzugreifen. Dort begann die Regierung am Sonntag, Reservisten mobilzumachen.
"Wir sind bereit, eigenständig zu handeln", so der Präsident der Region, Sergej Bagapsch. "Wir sind bereit, die Ordnung herzustellen und noch weiter zu gehen, wenn es von der georgischen Seite Widerstand gibt."
Kriegsschiffe vor der Schwarzmeerküste
Weiters berichtete der Moskauer Radiosender "Echo Moskwy", dass ein Teil der russischen Schwarzmeerflotte in Richtung abkommandiert worden sei. Georgische Regierungsbeamte gingen davon aus, dass die Schiffe dort Bodentruppen anlanden könnten.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Interfax begann die russische Marine mit der Errichtung einer Seeblockade gegen Georgien. Dadurch sollten Lieferungen von Waffen und anderem Kriegsmaterial verhindert werden, berichtete Interfax unter Berufung auf das russische Marinekommando.
Georgien äußerte die Befürchtung, Russland plane eine groß angelegte Invasion. Nach Einschätzung Georgiens hatte Moskau zuletzt bereits 10.000 Soldaten in Richtung Georgien abkommandiert.
Bomben nahe der Hauptstadt
In der Nacht auf Sonntag hätten russische Kampfjets außerdem einen Militärflugplatz nur fünf Kilometer außerhalb der georgischen Hauptstadt Tiflis angegriffen und eine Landebahn bombardiert, hieß es weiter aus Tiflis.
Die dortige Regierung beschuldigte Russland am Sonntag, bisher insgesamt 15 georgische Städte bombardiert zu haben.
Putin spricht von "Völkermord"
Nach russischen Einschätzungen waren bei den vorhergehenden Gefechten um die Stadt Zchinwali etwa 2.000 Menschen ums Leben gekommen.
Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin, der die Krisenregion am Samstag überraschend besucht hatte, warf der georgischen Seite vor, "Völkermord" an den Südosseten zu begehen.
"Alles zerstört"
"Da ist im Grunde alles zerstört", sagte Putin, und kündigte umfangreiche Wiederaufbauhilfe für die von Georgien abtrünnige Provinz an. Der Konflikt war am Freitag eskaliert, nachdem die georgische Armee eine Offensive in Südossetien begonnen hatte.
Russland, das sich als Schutzmacht der Region versteht, reagierte umgehend und setzte Soldaten, unterstützt von Panzertruppen und der Luftwaffe, über die Grenze in Marsch.
Tiflis: "Totale militärische Aggression"
Die georgische Führung in Tiflis beschuldigte den Nachbarn daraufhin, einen Angriffskrieg gegen Georgien zu führen. "Wir befinden uns im Zustand totaler militärischer Aggression", so Georgiens Staatschef Michail Saakaschwili am Samstag.
Russland verlangt Rückzug
Im UNO-Sicherheitsrat war es danach in der Nacht auf Sonntag auch im zweiten Anlauf nicht gelungen, sich auf eine gemeinsame Erklärung zu Südossetien zu dem Konflikt in Südossetien zu verständigen und Georgien und Russland dazu aufzurufen, ihren bewaffneten Konflikt zu beenden.
Russlands UNO-Botschafter Witali Tschurkin hatte schon im Vorfeld deutlich gemacht, dass sein Land einer Erklärung nur zustimmen werde, wenn sich Georgien zum vollständigen Rückzug seiner Truppen aus Südossetien bereiterklärt.
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