"Ein verletzter Italiener ist derzeit in Begleitung von drei Leuten auf dem Rückweg ins Basislager. Sonst ist kein Überlebender mehr oben", sagte Stangl am Montag.
Andere Medien und Online-Dienste berichteten unter Berufung auf Behörden und Tourenveranstalter von elf Toten. Schon das gesamte Wochenende hatten einander die verschiedenen Meldungen vom zweithöchsten Berg der Welt widersprochen.
Österreicher wohlauf
"Die Stimmung im Basislager ist am Boden. Jedes Team hat ein oder zwei Tote. Hier halten sich derzeit 20 bis 25 Bergsteiger auf, sie brechen jetzt praktisch alle auf", sagte Stangl. Ihm und Strausz gehe es den Umständen entsprechend gut.
"Skyrunner Stangl" hatte den K2 in einer Rekordzeit besteigen wollen. Sein Ziel: binnen 24 Stunden vom Basislager zum Gipfel des mit 8.611 Metern zweithöchsten Berges der Welt und zurück.
Die beiden Alpinisten wollen am Dienstag ihre Zelte abbrechen und binnen drei Tagen zum ersten bewohnten Ort auf einer Seehöhe von 3.000 Metern absteigen. Von dort geht es über Skardu weiter nach Islamabad.
Italiener wird geborgen
Der Versuch, den verletzten Italiener mit einem Hubschrauber der pakistanischen Armee zu bergen, sei gescheitert, der Hubschrauber habe in dieser Höhe nicht mehr fliegen können, berichtete der Steirer.
Deshalb müsse der Mann zu Fuß absteigen, drei weitere Männer seien bei ihm. "Im Basecamp ist es jetzt fast windstill, es ist zu 50 Prozent bewölkt. In der kommenden Nacht soll das Wetter aber umschlagen", sagte Stangl.
Offiziell elf Tote
Der Staatssekretär für Tourismus, Shahzad Qaiser, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Montag nach einem Krisentreffen in Islamabad den Tod eines Franzosen, eines Norwegers, eines Serben, eines Iren, sowie je zweier Pakistanis und Nepalesen und dreier Südkoreaner. Die offizielle Opferzahl liegt damit bei elf Toten.
Keine Rettung für Iren und Franzosen
Damit gilt als gewiss, dass auch die beiden zuletzt noch als vermisst geltenden Kletterer - der Ire Gerard McDonnell und der Franzose Hugues d'Aubarede - ums Leben gekommen sind. Beide galten als erfahrende Alpinisten.
Während des Unglücks waren offenbar acht Seilschaften und insgesamt zwischen 20 und 25 Alpinisten auf dem Berg. Die beiden Österreicher entgingen dem Unglück nur knapp, erreichten dann aber sicher das Basislager, während einige Medien berichteten, sie seien ebenfalls vermisst.
Träger starben bei Rettungsversuch
Den Alpinisten hatte eine Eislawine auf rund 8.200 Meter Höhe am Freitag den Rückweg abgeschnitten. Mehrere von ihnen wurden Samstagfrüh von einer mächtigen zweiten Lawine mitgerissen, während sie nach Möglichkeiten für den Abstieg suchten. Mindestens zwei weitere Bergsteiger waren bereits kurz zuvor abgestürzt.
Unter den Toten sind auch vier Träger aus Pakistan und Nepal. Zwei von ihnen kamen ums Leben, als sie versuchten, ihren unterhalb des Gipfels festsitzenden Kunden zu helfen. Sie seien zusammen mit ihnen abgestürzt. Die anderen beiden starben in der zweiten Lawine.
Leiche des Norwegers soll nicht geborgen werden
Die Eltern des auf dem K2 umgekommenen Norwegers Rolf Bae sagten gegenüber Osloer Medien, sie wünschten keine Bergung der Leiche. "Es soll niemand sein Leben dafür riskieren", sagte der Vater Jakob Bae. Der 33 Jahre alte Sohn sei bei der Beschäftigung ums Leben gekommen, die ihm wichtiger gewesen sei als alles andere. Die ebenfalls an der K2-Besteigung beteiligte Ehefrau des Norwegers gelangte unversehrt ins Basislager.
Niederländer mit Erfrierungen
Mehrere Italiener und Niederländer konnten bereits am Samstag und Sonntag gerettet werden.
Der Sprecher des Flugrettungsdienstes Askari Aviation, Mohammed Ilyas, sagte, zwei niederländische Bergsteiger, die Erfrierungen erlitten hatten, seien mit einem Hubschrauber ausgeflogen worden. Ihnen müssten wegen der Erfrierungen möglicherweise Gliedmaßen amputiert werden, so Qaiser.
"Marsch der Lemminge"
Indessen wächst die Kritik an dem Leichtsinn der Bergsteiger: Als Augenzeuge und Helfer bei Bergungsarbeiten nannte der Schwede Fredrik Sträng das Unglück ein Resultat von "Ruhmsucht und übertriebenem Ehrgeiz". Sträng hatte seinen eigenen Aufstieg zusammen mit einem weiteren Bergsteiger vor der Unfallserie abgebrochen und sich später an der Bergung von Verletzten und Toten beteiligt.
"Das war wie der Marsch der Lemminge. Man glaubte ganz einfach, dass der an der Spitze schon wissen würde, was er tut." Er kritisierte, dass unerfahrene Bergsteiger bei ihrem Bestreben, den Gipfel zu erreichen, die Notwendigkeit eines gesicherten Abstiegs vernachlässigt hätten. "Einige kamen ja noch um 20.00 Uhr am Gipfel an. Da war es schon dunkel, und sie mussten oben übernachten."
"Todeszone" der Achttausender
Ganz ähnlich hatten sich schon zuvor der Südtiroler Extremsportler Reinhold Messner und die italienische Höhenbergsteigerin Nives Meroi geäußert: "Ein unverzeihlicher Fehler, das Ergebnis des Massenalpinismus der vergangenen Jahre und der kommerziellen Expeditionen, die jeden auf die Berge zu bringen versuchen", so Messner.
Er verwies vor allem auf die "Todeszone" der Achttausender, die auf einer Höhe von über 7.500 Metern beginnt und bei der es ohne zusätzliche Sauerstoffzufuhr schnell zu einer lebensgefährlichen Höhenkrankheit kommt. "Wer keine Erfahrung hat, denkt darüber nicht nach. Aber da oben überlebt man nicht lange."
Links:
- Montagna.tv
- EverestNews
- K2climb.net
- K2 (Wikipedia)