Die Berliner Helmut Newton Stiftung zeigt derzeit in der Schau "Pigozzi and the Paparazzi" die Arbeit bekannter Pressefotografen mit rund 350 Fotos, darunter berühmte Schwarz-Weiß-Bilder aus der Promiwelt der 60er und 70er.
Menschen mit Ecken und Kanten
Ob Ron Galellas berühmte Fotos von Jackie Kennedy Onassis in Jeans beim Einkauf in New York, Erich Salomons Politikerbilder aus der Weimarer Republik oder Tazio Secchiarolis Blicke auf die Glamour-Welt von Roms "Dolce Vita" - mit ihrem neugierigen Blick zeigten die Paparazzi die Großen aus Film und Show erstmals nicht als unnahbare Leinwandgötter, sondern als Menschen mit Ecken und Kanten.
Die Schnappschuss-Jäger sind längst zur Legende geworden. In Cannes und auf der Via Veneto, vor New Yorks Edeldisco Studio 54 und in Hollywood lauerten sie den Stars auf. Irgendwann haben die Paparazzi jeden vor die Linse bekommen: Sophia Loren und Grace Kelly, Alain Delon und Romy Schneider, Marlene Dietrich und Liz Taylor.
Mit Helm auf Brando-Fotojagd
Dafür mussten sie auch Prügel einstecken. Galella hielt sich in der Nähe von Marlon Brando nur noch mit einem Football-Helm auf. Der Schauspieler hatte ihm den Unterkiefer zertrümmert und fünf Zähne herausgeschlagen. Er zahlte 40.000 Dollar Schmerzensgeld.
Meist entstanden die Bilder aus sicherer Entfernung, etwa Daniel Angelis Nacktfotos von Romy Schneider, Brigitte Bardot und Fiat-Boss Giovanni Agnelli an der Cote d'Azur. Bei aller Schnelligkeit blieb der poetische Blick nicht auf der Strecke, wie in Edward Quinns Porträt von Elizabeth Taylor auf dem Filmset und in einer Szene, in der sich Brando von einem Buben die Zigarette anzünden lässt.
"Es zählt nur noch die Sensation"
Die besten Zeiten der Paparazzi seien vorbei, so Matthias Harder, Kurator der Helmut Newton Stiftung: "Sie werden immer brutaler, es zählt nur noch die Sensation."
Auch Jean Pigozzi macht alles nicht mehr so viel Spaß wie früher. "Die Menschen wollen immer mehr kompromittierende Fotos." Der Franzose ist zwar kein Paparazzo, taucht aber auf Partys immer wieder auf, stellt sich neben die Promis und drückt mit gestrecktem Arm auf den Auslöser. Wange an Wange steht er dann neben Andy Warhol und Clint Eastwood, Mel Brooks, Carla Bruni und sogar der Queen. Damit führt der "Egoshooter" den Hunger nach Promifotos ins Absurde.
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