In Los Angeles ist jetzt erstmals eine neue Task-Force zusammengetroffen, die des in der Entertainment-Metropole immer größer werdenden Problems aggressiver Paparazzi Herr werden soll. Politiker aus L. A. und dem Bundesstaat Kalifornien sitzen darin ebenso wie hochrangige Polizeibeamte und einige der betroffenen Stars.
Sollen sich Fotografen registrieren?
Zu den Ideen, die das Gremium erörtert, gehören unter anderem eine Registrierungspflicht für Paparazzi und ein per Gesetz vorgeschriebener Pflichtabstand um Prominente.
Das Anliegen ist ernsthaft, doch die Diskussionen darüber in L. A. haben sich inzwischen zu einem bizarren Schaukampf entwickelt, dem die lokale Presse derzeit fast mehr Aufmerksamkeit widmet als den Hollywood-Stars, um die es eigentlich geht.
"Kein Problem mehr"
Der Chef des Los Angeles Police Department (LAPD), William J. Bratton, hält die Vorschläge nämlich für eine Farce und findet für seine Meinung auch recht deutliche Worte.
"Seit Britney wieder Kleidung anhat, Paris nicht mehr in der Stadt ist und Gott sei Dank niemandem mehr auf die Nerven gehen kann und Lindsay Lohan offensichtlich lesbisch geworden ist, haben wir kein großes Problem mehr", sagte er vor laufenden Fernsehkameras. (Lohan sorgt seit einiger Zeit durch ihre enge Freundschaft zur britischen Musikerin und DJane Samantha Ronson für Spekulationen.)
Stars selbst schuld?
Dennis P. Zine, dem Stadtrat, dessen Idee die Task-Force war, warf der Polizeichef Effekthascherei vor. An 90 Prozent aller Probleme mit Paparazzi seien in Wahrheit die Stars mit ihrem ausufernden Benehmen selbst schuld, so Bratton. Die vorgeschlagene Registrierungspflicht für die Fotografen sei so unnötig, wie "Kätzchen zu hüten".
"Sie sind wie ein Rudel Wölfe, die ihre Beute jagen", attackiert hingegen Zine die Fotografen. Eine "Tragödie" sei unausweichlich, wenn man nicht schnell etwas unternehme. Zine fordert unter anderem höhere Strafen für Verkehrsübertretungen und ähnliche typische Paparazzi-Vergehen.
Krieg der Worte
Der Infight zwischen Bratton und Zine über das Paparazzi-Problem nimmt immer bizarrere Ausmaße an. Der Polizeichef setzte etwa eine Pressekonferenz vor dem LAPD-Gebäude ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt an, als Zine gegenüber im Rathaus sein Anliegen vor der Task-Force vorbrachte.
Der Stadtrat forderte hingegen interne Ermittlungen gegen den Polizeichef wegen dessen Aussagen über Lindsay Lohan. Dass sich Bratton über deren sexuelle Orientierung lustig mache, sei unangebracht und verstoße gegen die guten Sitten. Schließlich versuche man, eine konstruktive und positive Debatte zu führen.
"Habe Vertrauen ins Gesetz verloren"
Am meisten zu der Debatte beitragen können offensichtlich die Betroffenen selbst. Der Schauspieler Milo Ventimiglia, bekannt aus der TV-Serie "Heroes" und durch die Liaison mit seiner 13 Jahre jüngeren Serienkollegin Hayden Panettiere, schilderte vor der Task-Force etwa, wie er mitten in der Nacht bei der Autofahrt durch Hollywood von drei Fotografen belästigt wurde, die ihn an jeder roten Ampel abpassten und ihn mit ihrem Blitzlicht blendeten.
Aus Angst sei er zu einem Wachzimmer gefahren und habe um Hilfe gebeten, sei jedoch auf taube Ohren gestoßen: "Ich habe ein wenig mein Vertrauen ins Gesetz verloren."
Angst vor Unfall
Popsänger John Mayer sagte, er sei einer der "den Medien am freundlichsten gesinnten Prominenten", doch obwohl er den Reportern und Fotografen freiwillig viele Einblicke gewähre, gehörten Verfolgungsjagden mit Fotografen, Hausfriedensbruch und Drohungen zu seiner Tagesordnung.
Dass es irgendwann zu einem tödlichen Unfall im Zusammenhang mit den Paparazzi kommen könnte, sei "keine theoretische Möglichkeit, sondern eine "situationsbedingte Gewissheit", wird Mayer in der "Los Angeles Times" zitiert.
"Man ist in Gefahr", betonte der Sänger. "Wenn man nicht weiß, wer einen verfolgt, wenn man nicht weiß, warum man verfolgt wird, besteht die sehr greifbare Gefahr, dass man körperlichen Schaden erleidet."
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