Nach mehr als 35.000 Kilometern und 169 Tagen ging damit eine Rallye zu Ende, die die Autoindustrie entscheidend beeinflusste.
"Fragiles" Auto
Vor 1908 galt das Automobil als eines der "fragilsten und wertvollsten Dinge". Die Rallye änderte diese Sichtweise nachhaltig, wie die "New York Times" schreibt (die 1908 einer der Veranstalter des Rennspektakels war).
Denn erstmals wurde das Auto als verlässliches Transportmittel präsentiert, dem sogar eine Rallye durch die unwegsamsten Gebiete der Erde nichts anhaben konnte.
Ende der europäischen Dominanz
Darüber hinaus beendete der Sieg des US-Modells Flyer der Thomas Motor Company die Dominanz der europäischen Autohersteller in Amerika. 1908 entwickelte der Unternehmer Henry Ford auch den Ford T und brachte damit erstmals ein Auto für die Massen auf den Markt.
Doch nicht nur die amerikanische Autobranche profitierte von der längsten Rallye der Welt. Straßen wurden verbessert und ausgebaut, und begünstigt durch die Erfindung des Asphalts im Jahr 1910 entstand nur vier Jahre nach dem "Great Race" der erste Highway.
Pessimismus am Start
Zum Start in New York hatte noch kaum jemand damit gerechnet, dass die Teilnehmer je das Ziel erreichen würden - als zu schwierig galt die Route, die die Fahrer über Alaska und Sibirien bis nach Paris führen sollte. 13 Autos standen am Start, sieben von ihnen fielen jedoch schon nach den ersten Kilometern aus dem Rennen.
Von den verbliebenen sechs Autos aus Italien, Deutschland, den USA und Frankreich setzte sich der Thomas Flyer mit dem Fahrer Montague Roberts binnen kürzester Zeit an die Spitze.
In San Francisco übernahm Schuster das Steuer - und hatte prompt mit ersten Problemen zu kämpfen. Eigentlich sollten die Fahrzeuge nach Alaska verschifft werden und von dort aus über die zugefrorene Beringstraße den Kontinent wechseln. Tiefer Schnee und reißende Flüsse verhinderten diesen Plan.
Kritik am Flyer
Über Seattle wurden die Teams schließlich nach Japan und weiter nach Wladiwostok überführt. Der Flyer blieb dabei weiterhin in Führung - wenn auch allmählich unter wachsender Kritik. Die regelmäßigen Reparaturen Schusters am Flyer hätten aus dem Auto ein anderes gemacht als jenes, das in New York an den Start gegangen war, befanden Kritiker.
Auch die endgültige Zieleinfahrt in Paris war umstritten. Das deutsche Team, das in Europa in Führung gegangen war, traf als erstes in der französischen Hauptstadt ein - zum Sieger wurde jedoch vier Tage später der Flyer gekürt.
30 Tage Strafe
Den Deutschen warfen die Organisatoren unfaire Abkürzungen vor und verhängten eine Zeitstrafe von 30 Tagen. Als drittes und letztes Auto erreichte der Wagen des italienischen Herstellers Züst Paris. Die restlichen Teilnehmer hatten aufgeben müssen.
Auch wenn der Sieg des Flyer eine Revolution für die US-Autoindustrie brachte - für den eigentlichen Sieger der Rallye, George Schuster, blieb er mehr oder weniger ohne Folgen.
Späte Ehrung
Der Mechaniker, der ursprünglich nur zur technischen Betreuung des Autos angestellt worden war, sah keinen Groschen des versprochenen Preisgeldes des amerikanischen Automobilverbands. Erst 1968 ehrte die "New York Times" den damaligen Sieger mit einer symbolischen Überreichung des Preisgeldes.
Auch die Thomas Motor Company zeigte sich Schuster gegenüber geizig - anstelle einer finanziellen Belohnung wurde dem Mechaniker eine lebenslange Beschäftigung im Konzern zugesichert. Sehr nachhaltig war allerdings auch dieses Versprechen nicht: 1912 ging die Firma in Konkurs.
"Great Race" als Filmvorlage
Die historische Rallye war nicht zuletzt auch Vorlage für die Abenteuerkomödie "Das große Rennen um die Welt" aus dem Jahr 1965 mit Tony Curtis und Jack Lemmon in den Hauptrollen. Auch hier versuchen die beiden Hauptfiguren, die Strecke von New York nach Paris zu bewältigen - und ganz nebenbei die Qualität amerikanischer Autos zu beweisen.
Ausstellung zum Jubiläum
Das 100-jährige Jubiläum wird weltweit zum Anlass genommen, an die historische Leistung der Rallye zu erinnern. Das Automobilmuseum in Reno im US-Bundesstaat Nevada veranstaltet eine Ausstellung zu Ehren Schusters und des Thomas Flyer.
Auch eine Neuauflage des legendären Rennens, das dem Streckenverlauf von 1908 folgen sollte, war geplant. Die für Mai angesetzte Rallye scheiterte jedoch an der chinesischen Regierung. Durch die vorolympische Verschärfung der Einreisegesetze war die Fahrt durch China nicht mehr möglich.
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