Eine Low-Cost-Airline nach der anderen meldet Millionenverluste und rigide Kürzungen, und erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg steigen die Preise für Flugtickets rapide.
Millionenverlust für Ryanair
Die irische Fluggesellschaft Ryanair, die 1985 die erste war, die den liberalisierten Flugmarkt nutzte, kündigte so einen Jahresverlust von bis zu 60 Millionen Euro an.
Der Gewinn brach im ersten Quartal um 85 Prozent auf 21 Mio. Euro ein. Die Schuld an den negativen Entwicklungen gibt man dem teuren Kerosin: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Kerosinrechnung um 93 Prozent.
14 Flugzeuge aus dem Verkehr gezogen
Der deutsche Billigflieger Air Berlin kämpft mit ähnlichen Problemen. Den drastisch gestiegenen Treibstoffpreisen will man nun mit Preiserhöhungen entgegensteuern - um bis zu elf Prozent könnten die Preise in nächster Zeit steigen.
Im Zuge eines rigiden Sparprogramms zur Sanierung der Fluglinie wurden zudem 14 Flugzeuge aus dem Verkehr gezogen sowie mehrere Flugstrecken gestrichen. Die hartnäckigen Insolvenzgerüchte der letzten Zeit weist man jedoch bei Air Berlin vehement zurück und geht sogar mit rechtlichen Mitteln dagegen vor.
Teures Reisegepäck
Auch die Billigfluggesellschaft SkyEurope spricht von stark gestiegenen Kerosinrechnungen und ändert ihre Gebührenstruktur: Anstelle des bisher ausgewiesenen Kerosinzuschlags werden seit April andere Leistungen - etwa die Abgabe von Reisegepäck und die Nutzung von Airport Lounges - extra berechnet. Sparen will man auch durch kürzere Flugstrecken und größere Flugzeuge.
Wandel mit Folgen
Die prekäre Lage der Billigflieger, so meinen Experten, ist nicht nur als vorübergehende Krise einer Branche anzusehen, sondern könnte gravierende Folgen für unsere Mobilität und unseren Lebensstil haben. Nicht nur die Preise für Flugtickets schießen in die Höhe, auch Reisen per Bahn und Auto werden schließlich zusehends teurer.
Dieser Wandel, so TUIfly-Geschäftsführer Roland Keppler gegenüber der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit", werde für die Tourismusindustrie schlimmere Folgen haben als die Anschläge vom 11. September. Doch nicht nur der Tourismus ist betroffen. Auch das mittlerweile bewährte Konzept des Wohnens und Arbeitens an zwei verschiedenen Orten könnte an seine Grenzen stoßen, Lebensgewohnheiten müssten neu überdacht werden.
Billige Flüge nur zu Werbezwecken
Neben Pendlern werden vor allem Freizeitausflügler, die in den letzten Jahren die weltweiten Flughäfen überschwemmt haben, unter der Teuerung des Flugverkehrs leiden. Zwar wird es einzelne Flüge auch weiterhin für ein paar Euro geben, doch das einzig und allein zu Werbezwecken.
Der durchschnittliche Preis wird hingegen deutlich steigen. "Der eigentliche Kostenschub kommt aber erst im nächsten Jahr", so Keppler.
Reisedestinationen werden gestrichen
Doch nicht nur die hohen Preise erschweren Kurzurlaube künftig - viele Destinationen werden von den Billigairlines gar nicht mehr angeflogen.
Ryanair streicht seine bisherigen Zielflughäfen in Valencia und Basel, auch vor Österreich macht der Rotstift nicht halt. Die irische Fluggesellschaft streicht Salzburg von 4. November bis 19.Dezember aus ihrem Programm; SkyEurope wird künftig auf Innsbruck verzichten.
Ob die Maßnahmen der Airlines auch tatsächlich eine Verbesserung der Situation bringen werden, bezweifeln viele Experten. "Die Billigairlines werden die Kapazitäten verringern, ein Teil des Verkehrs wird in sich zusammenbrechen", sagte Touristikspezialist Thomas Bieger gegenüber der "Neuen Zürcher Zeitung".
Abschied von der Mobilität
Die Mobilität, wie wir sie in den letzten Jahren kennen- und lieben gelernt haben, könnte also bald der Vergangenheit angehören. Abschied nehmen heißt es von "Just for fun"-Reisen und spontanen Wochenendtrips - Fliegen könnte zum Luxus werden.
Ulrike Lehmann, ORF.at
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