Schrittweiser Rückzug des Staates

Der Verkauf der angeschlagenen Austrian Airlines rückt näher.
Ein Auftrag an die Staatsholding ÖIAG (mit 42,75 Prozent Hauptaktionärin der AUA), sich formell in Verhandlungen über einen Verkauf der angeschlagenen Austrian Airlines zu begeben, soll am 12. August den Ministerrat passieren.

Ein "Optionenbericht", der am Montag im AUA-Aufsichtsrat beraten wurde, legt die Hereinnahme eines starken Partners, also den Verkauf, nahe. Als logischer Partner galt die deutsche Lufthansa, aber auch andere Airlines aus Europa, Asien und Russland könnten als AUA-Miteigentümer passen.

Kurssturz der Aktien
Die Konkurrenzschlacht in der Luftfahrt, die explodierenden Kerosinpreise, damit verbundene hohe Verluste und letztlich auch der Absprung des österreichisch-saudischen Investors Mohammed Bin Issa Al Jaber, der im Frühjahr eine Finanzspritze zugesagt hatte, haben den Aktienkurs der AUA weiter verfallen lassen - ein Allzeittief mit 2,22 Euro war am 15. Juli erreicht worden. Der Richtungsstreit hielt den Kurs wochenlang auf dem Boden.

Die AUA fliegt heuer wieder hohe Verluste ein. Dass die Ausrichtung des heuer gefeierten 50-Jahr-Jubiläums mehr als die Hälfte des Jahresgewinns 2007 gekostet hat, ließ die Kritik der Streubesitzaktionäre in der heurigen Jahreshauptversammlung nicht kleiner werden.

Weitere Einschnitte befürchtet
Angst vor weiteren drastischen Einschnitten und einem "Ausverkauf" geht bei den rund 8.000 Mitarbeitern um, und in Teilen der Regierung, aber auch Sorge um einen nicht zu stillenden Geldbedarf, wenn noch viele Monate unverrichteter Dinge ins Land gehen.

Die bisherigen Privatisierungsschritte
September 1957: Offizielle Gründung.

1957 bis 1988: Die AUA steht zu 100 Prozent im Eigentum der Republik Österreich.

Juni 1988: Börsengang. Die AUA ist - mit dem Verkauf von 25 Prozent des Aktienkapitals - die zweite Teilprivatisierung in Österreich nach der ÖMV. Die Swissair beteiligt sich mit drei Prozent.

April 1989: Kapitalerhöhung. Die AUA ist damit zu 37,9 Prozent privatisiert.

Mai 1989: All Nippon Airways (ANA) erwirbt 3,5 Prozent der Aktien, Swissair erhöht auf acht Prozent.

März 1990: Weitere Kapitalaufstockung. Swissair stockt auf zehn, ANA auf neun Prozent auf. Air France hält 1,5 Prozent. Der Bundesanteil sinkt 51,9 Prozent.

Mai 1999: Kapitalerhöhung. Das ANA-Paket geht an österreichische Investoren. Die ÖIAG zieht nicht mit, damit sinkt der Staatsbesitz auf 39,7 Prozent. Der Streubesitz verdoppelt sich auf 30,6 Prozent.

Februar 2001: Der Streubesitz steigt auf 38,2 Prozent, ein österreichischer Syndikatspartner steigt aus.

November 2006: Kapitalherabsetzung, damit sinkt das Nominale je Aktie von 7,27 auf drei Euro. Damit wird das Grundkapital von zuvor 247.180.000 auf 102.000.000 Euro reduziert.

Dezember 2006: Kapitalerhöhung. Dabei werden 51.680.000 neue Aktien (Nominale drei Euro) zu einem Ausgabekurs von 7,10 Euro platziert (Emissionsvolumen: 366,9 Mio. Euro).

Mai 2007: Die BAWAG verkauft ihre AUA-Aktien: 2,94 Prozent gehen an die ÖIAG, die damit auf den jetzigen Satz von 42,75 Prozent aufstockt.

Mai 2008: Ein Deal mit Al Jaber platzt. Er hatte sich Anfang April zu einer Investition von 150 Mio. Euro über eine AUA-Kapitalerhöhung verpflichtet, dafür sollte er 20 Prozent der Aktien erhalten. Daraus wird nichts. Die AUA-Führung ist geschwächt.

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