Pekings Bauprojekte der Superlative

Im Zuge der Modernisierung Pekings wurden Zehntausende Menschen zwangsumgesiedelt.
Peking, Austragungsort der Olympischen Spiele 2008, hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte zur surrealistisch anmutenden Metropole entwickelt. Architekten aus aller Welt legen Hand an das sich ständig verändernde Stadtbild, Wolkenkratzer schießen aus dem Boden und verdrängen die engen Gässchen und jahrhundertealten Hütten.

Einen Vorgeschmack auf diese rasante Entwicklung erhalten die Olympiabesucher schon bei ihrer Ankunft.

Gigantischer Flughafen
Zwei Kilometer lang ist nicht die Landebahn, sondern das neue Terminalgebäude 3 des Pekinger Flughafens. Das 170 Fußballfelder große Bauwerk, das samt Verkehrsanbindung 1,6 Milliarden Euro kostete, wurde vom britischen Architekten Norman Foster konzipiert und beeindruckt durch schiere Größe.

Die Olympiazweckbauten hingegen setzen auf ungewöhnliches Design, das den Betrachter in den Bann ziehen soll. Das Pekinger Nationalstadion, geplant von den Schweizer Architekten Herzog und De Meuron, erinnert mit seinen verwobenen Stahlkonstruktionen an ein übergroßes Vogelnest - und trägt auch diesen Spitznamen -, während das neue olympische Schwimmzentrum wegen seiner Form "Wasserwürfel" getauft wurde.

Nationaltheater in Eiform
Auch abseits der Olympischen Spiele setzt Peking auf innovatives Design und internationale Architekten. Der Franzose Paul Andreu, der schon den Pariser Flughafen Charles de Gaulle entwarf, legte das Pekinger Nationaltheater in Form eines halben Eis an - und rief damit nicht nur Begeisterung unter Pekings Bevölkerung hervor.

Kritisch wird von den Einheimischen auch jenes Gebäude beäugt, das international schon vor seiner Fertigstellung als neuer Meilenstein der modernen Architektur gilt.

Verletzung der Baugesetze
Die künftige Zentrale des chinesischen Staatsfernsehens CCTV wird mit 10.000 Arbeitsplätzen nicht nur das zweitgrößte Bürogebäude der Welt nach dem Washingtoner Pentagon sein, mit seiner gebogenen Röhrenform scheint es auch alle Regeln der Schwerkraft außer Kraft zu setzen.

"Die Struktur verletzt jedes einzelne Baugesetz in China", sagte der deutsche Architekt Ole Scheeren der US-Tageszeitung "USA Today". Die weltbesten Statiker wurden damit beauftragt, den kühnen Plan im Pekinger Geschäftsviertel umzusetzen.

Fertigstellung zum Geburtstag
600 Millionen Dollar (381 Mio. Euro) lässt sich die chinesische Regierung das futuristische Projekt kosten, das im Herbst kommenden Jahres - rechtzeitig zum 60. Geburtstag der Volksrepublik China - fertig sein soll.

Der Ableger des Millionenprojekts, der kleinere TVCC-Tower, wurde indes für den internationalen Hochhauspreis nominiert und steht kurz vor seiner Fertigstellung.

Höchster Turm Pekings
Ebenfalls ein signifikantes Element des Pekinger Stadtbilds ist das China World Trade Center 3, das sich im Zentrum des Geschäftsviertels der Metropole befindet. Gestaltet von amerikanischen Architekten ist das Gebäude mit einer Höhe von 330 Metern der höchste Turm Pekings.

Die Prestigeprojekte sind nicht unumstritten. Chinesische Architekten beklagen, dass sie vom Großteil der Projekte ausgeschlossen wurden und die profitabelsten Aufträge durchwegs an ausländische Planer und Architekten gingen.

Zwangsumsiedelungen
Auch bei der Bevölkerung hat die ehrgeizige Verwandlung der Stadt Spuren hinterlassen. Allein für den Bau des neuen Flughafenterminals mussten 10.000 Menschen zwangsumgesiedelt werden. Das Genfer Center on Housing Rights and Evictions schätzt, dass 1,5 Millionen Bewohner Pekings für das Städtebauprojekt ihr Dach über dem Kopf verloren.

Zwar wurden im Rahmen der Verschönerungsaktionen auch die slumartigen Hutongs (enge Gassen) in der Pekinger Innenstadt modernisiert und durch Neubauten ersetzt, doch die Entschädigungen, die die Bürger dafür bekommen haben, sind nach Einschätzung eines Pekinger Menschenrechtlers "elendiglich".

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