Anfang vom Ende der Hoffnung?

Für Roche sind bei Aids-Medikamenten "keine substanziellen Verbesserungen mehr möglich".
Der Pharmakonzern Roche hat einen Totalstopp der Aids-Forschung innerhalb seines Konzerns verfügt. Alle "mit der HIV-Forschung befassten Wissenschaftler werden neue Aufgaben zugewiesen bekommen", bestätigte der Branchenriese in einem E-Mail entsprechende Gerüchte.

Es handelt sich um mehr als nur eine wirtschaftliche Richtungsentscheidung einer Firma - denn damit ist es "amtlich", dass einer der größten Player der Branche nicht mehr daran glaubt, dass man je ein wirksames Aids-Medikament finden wird.

Schon jetzt Milliardengeschäft
Die Tragweite der Entscheidung wird durch einen Blick auf die Zahlen klar. Laut einer aktuellen Studie wird allein der Markt mit derzeit rund 20 verschiedenen Präparaten, die nur die Symptome der Krankheit mildern können, bald den Umfang von sechs Mrd. Euro pro Jahr sprengen.

Laut Roche wird es andere Präparate auch nie geben: Es gebe keine Anzeichen, dass man ein Medikament entwickeln könne, das "für die Patienten einen wirklichen Vorteil bietet, verglichen mit den Medikamenten, die bereits auf dem Markt sind", so eine Firmensprecherin.

"Forschungserfolge ausgeblieben"
Für den Konzern präzisierte in einer Aussendung der Geschäftsführer von Roche Austria, Beat Kasper: "In der Behandlung von HIV hieße der nächste Entwicklungsschritt: die befallene Zelle vom Virus zu berfreien." Dies sei jedoch aktuell nicht möglich. "Forschungserfolge in den letzten Jahren sind ausgeblieben."

Roche verweist jedoch auf seine Leistung im Bereich der HIV-Forschung in den letzten Jahren, welche "die erfolgreiche Behandlung von Aids-Patienten maßgeblich miitbestimmt hat" und seine "Technologie-Transfer-Initiative" an Entwicklungsländer in der Produktion und Entwicklung von Medikamenten gegen das HI-Virus.

Verluste trotz Einnahmen von 170 Mio.
Roche verschweigt, wie viel Geld bisher in die HIV-Forschung floss. Offensichtlich war sie für den Konzern jedoch ein Verlustgeschäft, obwohl er allein mit den firmeneigenen Aids-Präparaten letztes Jahr rund 170 Millionen Euro einnahm.

Künftig wolle man in der Firma "die Ressourcen im Bereich der Virologie auf jene Krankheiten fokussieren, bei denen substanzielle Verbesserungen gegenüber existierenden Medikamenten möglich sind", hieß es trotzdem seitens der Verantwortlichen.

Kein "ernsthaftes Problem"?
Aids-Initiativen sind nach der Entscheidung um Beruhigung bemüht. Roches Entscheidung sei zwar "enttäuschend, so Peter Staley von der Gruppe Aidsmeds gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Er glaube jedoch nicht, dass das ein Zeichen für ein "ernsthaftes Problem" sei.

James Love von der medizinischen Bürgerrechtsinitiative Knowledge Ecology International (KEI) meinte demgegenüber, der Schwenk bei Roche sei ein Symptom für "den Mangel an Produktivität der Gruppen, die in diesem Feld aktiv sind".

Wenig Grund für Optimismus
Auch Staley verweist darauf, dass Roche als große Firma seit "vielen, vielen Jahren vergeblich probiert hat, die Sache endlich hinzubekommen". Für Love ist das, was die großen Pharmafirmen in der Aids-Forschung in den letzten Jahren geleistet hätten, einfach "alles andere als beeindruckend".

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