Die interaktive Fassade

Niederländische Architekten haben einen Balkon zum Ausklappen entwickelt.
Es ist der Traum eines jeden Stadtbewohners: das ganz private Open-Air-Wohnzimmer im dicht besiedelten Gebiet, besser bekannt als Balkon. Rund um die Nachrüstung bestehender Baumasse hat sich ein boomender Markt mit Anbau- und Fertigbalkonen entwickelt, doch nicht überall ist genügend Platz dafür.

©Bild: bloomframe/Matthijs van Roon (Montage)
©Bild: bloomframe/Matthijs van Roon (Montage)
Mit einem neuartigen Klappbalkon, der überall installiert werden kann, wo sonst ein normaler Fensterrahmen Platz hat, will ein Amsterdamer Architektenduo jetzt Abhilfe schaffen. Ein Knopfdruck genügt, und aus dem zuvor unscheinbaren Alu-, Stahl- und Glasfenster entfaltet sich ein waschechter Balkon.

Mit renommiertem Designpreis ausgezeichnet
Das Architekturbüro Hofman Dujardin wurde für sein innovatives Produkt namens Bloomframe gerade mit dem internationalen Red-Dot-Designpreis ausgezeichnet und setzte sich dabei gegen 3.200 Konkurrenten durch.

"Wir wollten ein Apartment bauen, ein ziemlich kompaktes Apartment, und da haben wir uns überlegt: Wie können wir am besten einen Außenraum schaffen und die maximale Wohnfläche nützen?", erklärte Architekt Michiel Hofmann in der ARD jüngst den Entstehungsprozess.

Die erste Idee sei gewesen, die Fassade großflächig zu öffnen und das Ladesystem eines Lkw-Hinterteils zu montieren. Das habe sich dann aber als zu schwierig herausgestellt.

Ab September erhältlich
Nach über fünf Jahren Forschungsarbeit ist das Produkt jetzt so gut wie marktreif. Nach wie vor gibt es zwar nur einen Prototyp, aber die Amsterdamer Architekten und ihr Ingenieurunternehmen versprechen, dass das fertige Produkt ab September erhältlich sein wird.

Ein Elektromotor und zwei Deichseln sorgen für die Aus- und Einklappbewegung. Der untere, beim Prototyp aus Metall gefertigte Teil des Fensters wird so zum Balkonboden, der obere aus Glas zum vorderen Teil des Geländers.

Das seitliche Geländer ist im geschlossenen Zustand im Fensterrahmen versteckt. Diese halbmechanische Konstruktion ist laut Angaben der Hersteller völlig sicher.

Rücksprache mit Statiker empfohlen
Der Einbau ist überall möglich, nicht nur in Neubauten. Denn rein technisch unterscheidet sich Bloomframe nicht von einem Fenster. Wo ein Fensterrahmen eingebaut werden kann, funktioniert auch der Klappbalkon.

Die Ingenieure, die das Produkt mit dem Architekturbüro entwickelt haben, empfehlen dennoch die Rücksprache mit einem Statiker. Und dann wäre da noch die Sache mit der Baugenehmigung, um die man auch bei einem nur im Bedarfsfall ausgeklappten Balkon nicht herumkommt.

Schmutz als Problem
Bloomframe ist ein cleveres Konzept im Umgang mit einem nicht zu unterschätzenden Designproblem: fehlendem Platz. Aber es gibt auch Nachteile. Wenn der Balkonboden nach der Benützung wieder senkrecht eingeklappt wird, sind die eigenen vier Wände unter Umständen mit Fußabdrücken und anderem Schmutz verziert.

Und aus der Funktionsweise ergibt sich ein neues Platzproblem, weil man die Balkonmöbel nicht draußen lagern kann, sondern in der Wohnung verstauen muss.

Wie viel das fertige Produkt kosten wird, ist noch nicht klar. Ein Preis um die 10.000 Euro - abhängig von der Größe und von Spezialwünschen beim Design - wird angepeilt.

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