Der steinige Weg zur First Lady

Cindy McCain litt jahrelang unter Tablettensucht - was ihr Ehemann erfolgreich vertuschte.
Cindy McCain, ewig lächelnde Senatorengattin aus Arizona, könnte bereits Ende November an der Seite ihres Ehemannes John McCain, des republikanischen Präsidentschaftskandidaten, ins Weiße Haus einziehen. Der Weg dorthin ist steinig und hart - und das nicht nur für ihren Mann.

Seit um das Präsidentschaftsrennen vorübergehend mediale Ruhe eingekehrt ist, konzentriert sich das öffentliche Interesse auf die beiden möglichen First Ladys. Vor allem Cindy McCain muss dabei einiges an Vorwürfen einstecken.

Chronische Schmerzen
Bei öffentlichen Auftritten präsentiert sich die 54-Jährige stets lächelnd und adrett gekleidet an der Seite ihres Mannes, doch die perfekte Fassade trügt. Mitte der 90er wurde bekannt, dass McCain, Tochter eines der reichsten Bierproduzenten der USA, unter schwerer Tablettensucht litt. Sie soll bis zu 20 Tabletten am Tag genommen haben.

Chronische Rücken- und Knieschmerzen hatten McCain in die Abhängigkeit der Schmerztabletten getrieben - die sie nicht einmal aus eigener Tasche zahlte: Sie entwendete die Tabletten offenbar aus einer von ihr gegründeten medizinischen Hilfsorganisation. McCain wurde in weiterer Folge von der US-Drogenkommission untersucht.

Jahrelange Vertuschungsversuche
Worauf sich nun die Presse stürzt, ist nicht einzig und allein die ehemalige Sucht der möglichen First Lady, sondern vielmehr die Art und Weise, wie die Affäre Mitte der 90er ans Licht kam.

Über Jahre hinweg hatte John McCain, damals bereits Senator in Washington, die Tablettensucht seiner Frau verheimlicht und mit Hilfe seines Stabes sämtliche Aufdeckungsversuche vertuscht. Das Online-Magazin Salon sprach von "möglicher Manipulation der Justiz" durch McCain und sein Team.

Zu viel des Guten
Die großangelegten Bemühungen des McCain-Stabes gingen jedoch nach hinten los. Der Anwalt des Ehepaares, John Dowd, ging zu offensiv gegen einen ehemaligen Mitarbeiter der McCains vor, der die Tablettensucht der Senatorengattin erstmals öffentlich machte.

Dowd leitete rechtliche Schritte gegen den Mann ein und setzte damit erst recht eine ungewollte Lawine in Bewegung, die Cindy McCain letztlich zwang, mit ihrer Sucht an die Öffentlichkeit zu gehen.

Zu wenig Profil
Cindy McCain gibt bis heute an, dass ihr Mann von ihrer Sucht lange nichts gewusst habe - und sie könnte die Affäre von einst im aktuellen Showdown der Kandidatengattinnen sogar zur Imagepflege nützen.

Laut einer "Newsweek"-Umfrage geben 48 Prozent der US-Amerikaner an, nicht genug über Cindy McCain zu wissen, um sich ein Urteil bilden zu können. Viele kennen sie nur als die kühle Blonde mit den stechend blauen Augen, die stets in ihrer Rolle als stille Begleiterin im Schatten ihres erfolgreichen Ehemannes bleibt.

Die "Alleinerzieherin"
Cindy McCain versucht nun, sich mehr Profil zu verschaffen - als pflichtbewusste, quasi-alleinerziehende Mutter im bodenständigen Arizona, deren Ehemann als Senator stets im fernen Washington weilte, wofür sie sogar die Tablettensucht in Kauf nahm.

Auch während zwei ihrer drei Fehlgeburten war John McCain in der Hauptstadt, ebenso, als seine Gattin 2004 einen Schlaganfall erlitt.

Heute treten die McCains als perfektes Paar auf, und Cindy McCain setzt ganz aufs Kämpferinnenimage - ganz im Gegensatz zur aufbrausenden Michelle Obama, der gerade eine Imagepolitur verordnet wurde.

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