Stadien können abgebaut und an anderer Stelle weiterverwertet werden. Dazu gibt es auch auf internationaler Ebene mittlerweile einige Beispiele. So plant etwa London einen Teil- oder kompletten Weiterverkauf des neuen Olympiastadions nach 2012.
Wie groß soll es sein?
Eine Herausforderung für die Auslegung von Stadien sind stets Großereignisse. Im Fußball haben UEFA und FIFA mittlerweile sehr konkrete Vorstellungen davon, wie ein Stadion dimensioniert und ausgestattet sein muss. Unter 30.000 Zusehern (plus riesige Medientribüne) geht heute nichts mehr. Und die Gretchenfrage ist letztlich immer die Nachnutzung.
Schwierige Nachnutzung
Viele Städte haben sich verleiten lassen, für ein Großereignis ein gewaltiges Stadion hinzustellen, das am Ende wirtschaftlich nur wenig rentabel genutzt werden kann.
Bestes Beispiel: Leipzig. Dort hat man für die WM 2006 das alte DDR-Zentralstadion zu einer 45.000-Zuseher-Arena ausgebaut. Doch voll hat man es nach der WM nur noch bei Popkonzerten bekommen. Der lokale Fußballmieter FC Sachsen Leipzig schafft im Schnitt eine Auslastung von ein paar tausend Zusehern.
Mittlerweile können Stadien jedenfalls auch so konzipiert werden, dass man sie, wenn auch zu nicht gerade geringen Kosten, verkleinern bzw. vergrößern kann. Die EM-Spielorte Salzburg und Klagenfurt wurden mit solchen dynamischen Optionen versehen. Beim Tivoli-Stadion Innsbruck war die ursprüngliche Planung die eines überdachten Fußballstadions mit einem Rang, der sich aber für die EM auch um einen großen, U-förmigen Oberrang erweitern ließ.
Das temporäre Großstadion
Ausbau und Rückbau wurden, zeigt das Beispiel Innsbruck, per Vertrag geregelt, wie der Geschäftsführer der Innsbrucker Sportanlagen Errichtungs- und Verwertungsgesellschaft (ISPA), Michael Außerhofer, gegenüber ORF.at erläutert.
Viele Teile des Stadions, etwa die Stiegenteile und die für die Ausweitung des Daches notwendigen Zusatzbleche, seien nur gemietet gewesen, so Außerhofer. Die anderen Teile des Oberranges, den man komplett auch als neues Stadion quasi wieder auf die Wiese hätte stellen können, gehören per Vertrag der Baufirma Alpine.
Rückbau binnen weniger Monate
Warum ein Stadion größerer Dimension auch höhere Kosten nach sich zieht, erklärt Außerhofer so: "Letztlich wird ein Stadion parifiziert wie eine Eigentumswohnung." Und größere Dimensionen zögen von Grund auf höhere Gebühren neben klassischen Erhaltungs- und Reinigungsausgaben nach sich.
In Innsbruck seien Teile des Geländes, auf dem das erweiterte Stadion steht, nur angemietet gewesen. Bis zum Jahresende wird das Tivoli-Stadion jedenfalls wieder in seiner alten Funktion dastehen - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Großer Markt für Stadienmobiliar
Was durch die vermehrten Stadienumbauten in Europa zunehmend auf den Markt kommt, ist gebrauchtes Stadienmobiliar. Alleine vom Innsbrucker Tivoli hat die Baufirma Alpine gut 15.000 Schalensitze über.
Auch in anderen Ländern steigt das Angebot gebrauchter Sitze. Websites wie Stadionwelt.de listen auch für interessierte Laien ständig Neu- und Umbauprojekte von Stadien auf. Hier zeigt sich ein weiterer Trend: Relativ junge Stadien werden mittlerweile für neue Bedürfnisse umgebaut.
Kaum neu, schon wieder umgebaut
So bekommt etwa Olympique Lyon ein neues Fußballstadion, obwohl das bisherige Gerland-Stadion erst für die WM 1998 architektonisch spektakulär ausgebaut wurde.
Auch an anderen Orten produziert man zuhauf Secondhand-Mobiliar. In Kopenhagen riss man im Frühjahr 2006 im mächtigen Parken-Stadion die ebenfalls recht neue Nordtribüne ab, verzichtete auf gut 4.000 Sitzplätze, um dafür eine erkleckliche Zahl an Skyboxen und Büros mit direktem Blick auf das Spielfeld zu bekommen.
Das Stadion ist nicht mehr nur für Sportveranstaltungen da, sondern zugleich ein Kombimodell für Büros, mitunter sogar Hotels. Und in Zukunft könnten sich gerade jene Stadien von Vorteil erweisen, die auf Bedarf rasch zu erweitern oder umzubauen sind. Dass zunehmend leichtere Dachkonstruktionen verwendet werden, könnte diesen Trend zum variablen Stadion noch verstärken.
Links:
- Stadienumbauten (Stadionwelt.de)
- Die Stadien der Euro 2008
- ISPA (Innsbruck)