Kinderfreund Franzobel
Ein herrlich verrücktes Kinderbuch hat heuer Franzobel mit "Moni und der Monsteraffe" vorgelegt. Zuerst war es als Theaterstück aufgeführt worden. Nun ist es mit kraftvollen Bildern von Sibylle Vogel und verfasst in deftig-poetischer Sprache im Picus Verlag erschienen.
Moni will ein Eis, bekommt aber einen Affen. Der stellt alles möglich an und schiebt es Moni in die Schuhe. Die Mutter will Moni ins Heim schicken, dann kommt alles heraus. Als sie den Affen in seine Heimat bringen, fallen die beiden den Kannibalen in die Hände. Doch dann ...
Eltern müssen ob der krassen Hochs und Tiefs der Geschichte und der Grauslichkeiten tief durchatmen und sich fragen, ob denn das noch pädagogisch wertvoll ist. Das Buch ist also genau so, wie es Kinder lieben. Franzobel ist ein Kinderfreund.
Franzobel, Sibylle Vogel: Moni und der Monsteraffe. Picus, 56 Seiten, 12,90 Euro.
Iwein, der Drachentöter
Die renommierte deutsche Schriftstellerin Felicitas Hoppe hat ihr erstes Kinderbuch geschrieben und sich dabei des "Iwein"-Stoffes von Hartmann von Aue angenommen. Der Artusritter Iwein muss seine Frau zurückerobern und dafür jede Menge Abenteuer bestehen.
Hoppe spielt mit der mittelalterlichen Sprache und schreibt für Kids von heute eine spannende Geschichte rund um Ritterkämpfe, Drachentöten und Co.
Die 3sat-"Kulturzeit" empfiehlt das Buch, und auch das Deutschlandradio (übrigens eine erstklassige Quelle für Kinderbuchtipps) gibt sich begeistert: "Iwein durchlebt in immer neuen Abenteuern existenzielle Situationen wie Kampf und Verrat und intensive Gefühle wie Glück und Scham. Mit ihm lebt und fühlt der kindliche Leser, ist einerseits angerührt durch die Wucht von Iweins Schicksal und hält andererseits Distanz durch die Fremdheit der mittelalterlichen Welt."
Felicitas Hoppe: Iwein Löwenritter. Fischer Schatzinsel, 249 Seiten, 17,40 Euro.
Geschichten für Erstleser
Der Niederländer Bart Moeyaert ist längst für seine wundervollen Kinderbücher bekannt. Nun ist ein neuer Band mit drei Erzählungen für Erstleser im Hanser Verlag erschienen: "Mut für drei".
In der ersten Geschichte muss sich ein Bub mit einer ständig genervten Mama auseinandersetzen. In der zweiten Erzählung steht ein Mädchen vor einer besonderen Herausforderung: Es hat einen Liebesbrief gefunden, soll ihn aber nicht lesen. Und Mobbing auf dem Schulhof ist das Thema der dritten Geschichte.
Die "Zeit" schrieb voll Hochachtung: "Wenn Kinder Anfänger im Lesen sind, aber schon alte Hasen in Sachen Literatur, das heißt die Erwartungen hoch sind, dann brauchen sie solche Bücher."
Bart Moeyaert, Rotraut Susanne Berner: Mut für drei. Hanser, 70 Seiten, 10,20 Euro.
Vorsicht - höchst umstritten
Ob man das nächste Buch Kindern überhaupt in die Hand geben sollte, darüber gab es zu Beginn des Jahres eine ungewöhnlich heftige Debatte. Die deutschen Medienhüter hatten sogar erwogen, es auf den Index zu setzen.
Die Rede ist von dem ketzerischen Bilderbuch "Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel", in dem ein Schweinchen Gott sucht und dabei einen Priester, einen Rabbi und einen muslimischen Geistlichen zurate zieht. Alle drei präsentieren einen furchterregenden Gott, das Schweinchen kommt zum Schluss, lieber ohne Religion zu leben (Abbildungen des Buches hier).
Vor allem die stereotyp-problematische bildliche Karikatur des Rabbis stieß auf Unverständnis. Auch sonst wird hier nicht die feine Klinge gewetzt, statt einer kritischen Auseinandersetzung auf kindlichem Niveau setzt es unoriginelle "Brachialwatschen" für die Religionen. Das Buch ist wohl eher für ältere Kinder geeignet, mit denen man es gemeinsam liest und dann ausführlich diskutiert. Das kann aber ein spannendes Projekt sein.
Michael Schmidt-Salomon: Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel. Alibri, 36 Seiten, 12,40 Euro.