Danach hat der gebürtige Österreicher Heim den ebenfalls in Österreich geborenen Nazi-Kriegsverbrecher Alois Brunner als Nummer eins auf der Liste abgelöst.
Heim, der auch "Dr. Tod" genannt wird, wäre heute 93 Jahre alt, und "wir haben gute Gründe zu glauben, dass er noch am Leben ist", sagte der Direktor des Zentrums, Efraim Zuroff, der Nachrichtenagentur AP. "Wenn ich (Aribert) Heim fände, wäre das fantastisch", sagte er.
Giftspritzen direkt ins Herz
"Von allen Lagerärzten in Mauthausen war Heim der schrecklichste", sagte ein politischer Gefangener 1949 aus. Die Aussage wird in einem österreichischen Haftbefehl für Heim zitiert.
Heim soll Häftlingen Giftspritzen direkt ins Herz gesetzt haben. Er arbeitete nach dem Krieg als Arzt in Süddeutschland. Als 1962 Anklage gegen ihn erhoben wurde, tauchte er unter.
"Es war ein fürchterliches Gefühl"
Im Vorjahr erhielt Zuroff einen vermeintlich goldenen Tipp. Danach war Heim mit seiner unehelichen Tochter Waltraud an einem sehr abgeschiedenen Platz in Chile gesehen worden. "Wir sind mit großen Erwartungen hingefahren. Doch dann stellt sich heraus: Er ist es nicht. Es war einfach nicht Heim. Das war ein fürchterliches Gefühl."
Weiter Suche nach Brunner
Auch die Suche nach Brunner, geht weiter. "Der wäre heute 96 Jahre alt. Ich sage immer, Leute ohne Gewissen leben länger", so Zuroff.
Bisher war Brunner der meistgesuchte Nazi-Kriegsverbrecher. Die Chancen, den 96-jährigen gebürtigen Österreicher lebend zu ergreifen, seien relativ klein, schreibt das Wiesenthal-Zentrum. Brunner sei der wichtigste bisher nicht bestrafte Nazi-Kriegsverbrecher. Er sei zuletzt im Jahr 2001 lebend gesehen worden.
Brunner war als rechte Hand von Adolf Eichmann einer der verantwortlichen Organisatoren des Massenmordes an sechs Millionen Juden.
Medienkampagne geplant
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum plant für diesen Sommer eine Medienkampagne in Südamerika. Darin soll auf die Belohnung in Höhe von 485.000 Dollar (310.000 Euro) für Heims Festnahme verwiesen werden.
Die Belohnung wurde von dem Zentrum gemeinsam mit Deutschland und Österreich ausgesetzt. Hinweise auf seinen Aufenthaltsort kamen in den vergangenen Jahren aus Uruguay, Spanien, der Schweiz, Chile und Brasilien. Heim hat zwei Söhne in Deutschland und eine Tochter, die in Chile lebte. Ihr derzeitiger Aufenthaltsort ist nicht bekannt.
Erfolg und Enttäuschung
Zuroff, der erstmals für den Friedensnobelpreis nominiert wurde, hat in diesem Jahr einen seiner größten Erfolge und zugleich eine seiner größten Enttäuschungen erlebt.
Der Fall Erna Wallisch
Und beides betrifft den Fall der ehemaligen österreichischen KZ-Aufseherin Erna Wallisch. "Als Polen mit fünf neuen Zeugen kam und die Österreicher gezwungen wurden, den Fall neu aufzurollen, war das für mich der fantastischste Sieg. Halleluja", sagt Zuroff.
Häftlinge hätten Wallisch als besonders grausam beschrieben. Als die 85-Jährige wenige Wochen später im Februar starb, brach für Zuroff eine Welt zusammen. "Ich war stocksauer. Ich war völlig schockiert. Ich bin wochenlang deprimiert herumgelaufen."
Wer noch auf der Liste steht
Nach Heim stehen auf der Liste der meistgesuchten NS-Verbrecher: der mutmaßliche ehemalige KZ-Aufseher John Demjanjuk, der sich gegen seine Auslieferung aus den USA wehrt; der Ungar Sandor Kepiro, der während des Krieges in die Ermordung von mehr als 1.000 Zivilpersonen in Serbien verwickelt gewesen sein soll; der in Österreich lebende frühere kroatische Polizeichef Milivoj Asner, der an der Deportation von Hunderten Menschen beteiligt gewesen sein soll.
Gericht verhindert Kam-Auslieferung
Gesucht wird auch das frühere SS-Mitglied Sören Kam, der zurzeit in Deutschland lebt. Das ehemalige SS-Mitglied wird beschuldigt, für den Tod eines dänischen Journalisten verantwortlich zu sein. Er soll außerdem das Einwohnerverzeichnis der jüdischen Gemeinde in Dänemark gestohlen und damit die Deportation von dänischen Juden in deutsche Konzentrationslager ermöglich haben.
Ein bayrisches Gericht verhinderte 2007 Kams Auslieferung mit der Begründung, es lägen keine ausreichenden Beweise für die Mordvorwürfe vor.
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