Die Herkunft dieses unfreundlichen Beinamens für unsere freundlichen Nachbarn ist allerdings so unklar wie seine Bedeutung. Schließlich werden sich Piefkes und Ösis auch in den Fanzonen wohl weniger stark unterscheiden, als es der akut gewordene Patriotismus vermuten lässt. Sicher, die Kriegbemalungen leuchten in unterschiedlichen Farben, doch am Ende trinken alle das gleiche dänische Bier um 4,50 Euro.
Fix ist: Der Piefke ist die österreichische Variante des bayrischen "Saupreißen", allerdings mit einem leicht nach Süden verschobenen Weißwurstäquator - dem Frankfurter-Äquator quasi.
Preußischer Prahler
Glaubt man dem Wortschatz-Portal der Uni Leipzig, ist der Ösi "listig und wehrhaft", und der Piefke weiß nicht, was Paradeiser, Powidl, Karfiol, Schulterscherzl und Faschiertes sind. Laut "Standard" (Montag-Ausgabe) wiederum ist der Piefke jemand, der "österreichische Freundlichkeit mit alpiner Servilität verwechselt".
Der Piefke steht für alle negativen Eigenschaften, die man vor allem den Preußen nachsagt. In Amerika nennt man ihn einen Kraut und in Tschechien Skopcak. Er ist also universal unbeliebt.
Kein Wunder, handelt es sich laut Wikipedia doch um "ein Synonym für einen Prahler oder einen Wichtigtuer" und um die "meist abwertend gemeinte Bezeichnung für Deutsche außerhalb des süddeutschen Sprachraums".
"Die Piefkes kommen"
Am weitesten verbreitet ist die Ableitung des Beinamens vom preußischen Militärmusiker Johann Gottfried Piefke. Er schrieb den "Königgrätzer Marsch" zur Preisung der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866, bei der Preußen die Sachsen und Österreicher im Deutschen Krieg schlug.
Am 31. Juli 1866 fand bei Gänserndorf eine Siegesparade mit drei preußischen Armeekorps statt. Johann Gottfried Piefke dirigierte dabei nicht nur selbst seinen Marsch, er hatte auch seinen Bruder Rudolf Piefke, ebenfalls Militärmusiker, im Schlepptau. Bei den Wienern soll der Besuch des Brüderpaars angeblich zum Ausruf "Die Piefkes kommen" geführt haben.
Witzfigur und Biertrinker
Der Familienname Piefke ist allerdings um einiges älter, die Theorie, dass die Piefke-Brüder schuld am üblen Beiklang sind, daher nicht unumstritten. Schon in den 1840ern wurde er als Name einer Witzfigur verwendet - da war Johann Gottfried Piefke noch meilenweit von seiner späteren Karriere als Königlicher Musikdirektor entfernt und verdingte sich als Stabshoboist.
Im 14. und 15. Jahrhundert taucht der vom slawischen "piwo", dem Bier, abgeleitete altpolnische Familienname Piwka in neuen Schreibweisen wie Pifka und Piwke auf. Vermutlich wurde er von Deutschen, die sich im Osten ansiedelten, so verwendet.
Buschs britischer Pief
Auch nach Königgrätz lässt sich das Wort in verschiedenen Zusammenhängen verorten. Wilhelm Busch nannte 1882 in einer Geschichte einen etwas begriffsstutzigen englischen Snob "Mister Pief".
Eine weitere Theorie besagt, die Bezeichnung habe sich im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 eingebürgert. Preußen und Österreich kämpften damals gemeinsam gegen die Dänen, und österreichische Soldaten sollen sich über einen besonders zackigen preußischen Kollegen namens Piefke gewundert haben.
Links:
- Piefke (Wikipedia)
- Wortschatz-Portal
- Standard