Im südspanischen Atarfe bei Granada erlitt ein Streikposten tödliche Verletzungen, als er einem Kleinlaster den Weg zu einem Großmarkt versperren wollte. In Portugal wurde ein Streikender bei Zibreira von einem Lkw überrollt, den er mit einem Stoppschild anhalten wollte. Die spanische Polizei geht indes mit einem Großaufgebot gegen die Sperren vor.
"Das war Mord"
Augenzeugen des Vorfalls im portugiesischen Bezirk Santarem berichteten, der Streikbrecher habe den 52-Jährigen absichtlich überfahren. "Das war Mord", sagte einer. Der Fahrer des Lkws wurde festgenommen. Auch der Fall in Spanien war offenbar kein bloßer Unfall.
Umgekehrt wurden mehrere Angriffe auf Streikbrecher in beiden Ländern gemeldet. Laut den Berichten wurden bei den Lkw die Windschutzscheiben eingeworfen und die Reifen durchstochen. Der unbefristete Streik hatte am Montag begonnen.
Polizei gegen Barrikaden
Verhandlungen der streikenden Lastwagenfahrer mit der spanischen Regierung scheiterten am Mittwoch. Ein Großaufgebot von Polizisten wurde gegen Streikposten in Marsch gesetzt. In ganz Spanien seien mehr als 25.000 Polizisten im Einsatz, um die von Lkw-Fahrern errichteten Blockaden aufzulösen, teilte Innenminister Alfredo Perez-Rubalcaba am Mittwoch in Madrid mit.
Es seien bereits über 50 Streikposten wegen illegaler Straßensperren festgenommen worden.
Streik in Portugal beendet
Die Lastwagenfahrer in Portugal beendeten unterdessen ihren Streik. Sie stimmten in der Nacht auf Donnerstag einem Übereinkommen zu, das die Spediteursverbände mit der Regierung in Lissabon ausgehandelt hatten.
Danach sollen die Lkw-Fahrer als Ausgleich für die gestiegenen Treibstoffkosten eine Reihe von Hilfen erhalten. Die Streikposten, die in verschiedenen Teilen des Landes den Lkw-Verkehr blockiert hatten, wurden abgezogen.
Madrid geht das Essen aus
Die Versorgungslage in Spanien spitzt sich unterdessen weiter zu. Für Katalonien ordneten die Behörden Notmaßnahmen für die Treibstoffversorgung an. Die Polizei eskortierte nach eigenen Angaben 20 Tanklastwagen zum Hafengelände von Barcelona.
Die Versorgung Madrids mit Fleisch, Fisch und Früchten kam nahezu zum Erliegen. Auch die Autoproduktion in Werken von Nissan, Mercedes, Seat und Renault wurde stillgelegt. Vor allem an der spanisch-französischen Grenze wurde der Lkw-Verkehr fast vollständig gestoppt.
Grenzsperre aufgelöst
Die Polizei löste bei La Junquera an der französischen Grenze eine von Streikposten errichtete Sperre auf und ermögliche 3.000 festsitzenden Lkws die Weiterfahrt. Auch in der Gegend von Madrid gingen Beamte der Bereitschaftspolizei gegen Streikende vor, die mit ihren Fahrzeugen eine Autobahn blockiert hatten.
Bei Alicante setzten Unbekannte fünf Lkws in Brand. Dabei erlitt ein Fahrer, der in seiner Kabine geschlafen hatte, schwere Verletzungen.
Streikposten hinderten Lieferanten daran, Großmärkte in Madrid und anderen Städten mit Lebensmitteln zu versorgen. In der Region im Nordosten Spaniens hatten schon am Montag fast 40 Prozent der Tankstellen schließen müssen, weil ihnen das Benzin ausgegangen war.
Hamsterkäufe in Spanien
In Spanien kam es vielerorts zu Hamsterkäufen, weil sich die Bevölkerung mit Lebensmitteln eindecken wollte. Vor allem frische Produkte wurden bereits knapp. In Portugal war die Situation weniger dramatisch, da der Streik nicht so strikt eingehalten wurde.
Streiks in immer mehr Ländern
Das Verkehrschaos in Teilen Südeuropas wurde dadurch verstärkt, dass auch bei der französischen Staatsbahn SNCF gestreikt wurde. Auch in Schottland protestierten am Dienstag Lkw-Fahrer gegen die hohen Treibstoffpreise, in Irland die Fischer.
Die Streikbewegung gegen die Auswirkungen der hohen Spritpreise dürfte sich zudem noch weiter ausdehnen: In der kommenden Woche steht in Frankreich ein weiterer Streik der Lastwagenfahrer an, die gegen hohe Benzinpreise und Autobahngebühren protestieren.
Links: