Nicht feiernde Fans, sondern vielmehr gähnende Leere dominiert die Fanzonen vor allem an den Vormittagen, und selbst während der EM-Spiele verlief das Geschäft bisher alles andere als gut.
"Bodenlose Frechheit"
Auf dem Wiener Ring, der größten Fanmeile des Landes, drohen die Wirte angesichts des ausbleibenden Geschäfts nun sogar mit Streik und haben ihre Anwälte eingeschaltet. Die Umsätze in manchen Bereichen des Areals blieben um 90 Prozent hinter den Erwartungen.
Mit "Das ist eigentlich irgendwie ein Flop", zeigte sich eine Betroffene gegenüber der APA noch zurückhaltend. Mit den Worten: "Katastrophe" und "eine bodenlose Frechheit", machte der auf der Ringstraße stationierte Gastronom Georg Schmidmayer seinem Ärger weit deutlicher Luft.
"Lassen uns nicht verschaukeln"
Als Konsequenz denke man nun sogar über einen Streik nach: "Wir lassen uns sicher nicht verschaukeln, denn wir sind alles erfahrene Gastronomen", so Schmidmayer, der vor allem der Stadt Wien eine schlechte Planung vorwirft.
Auch Standler Gerald Podhradsky von gegenüber schließt sich dem Protest an und klagt über die Lage auf der Ringstraße: "Der Mittelbereich ist der Gelackmeierte." Selbst der Abend bringe nicht den erhofften Umsatz.
13 von 18 Mitarbeitern entlassen
Besonders hart trifft es offenbar die Standler in der Grillparzerstraße nahe der Universität, die im toten Winkel der Fanzone liegen. Sie haben am Montag ihre Anwälte wegen Vertragsbruchs vonseiten der Veranstalter eingeschaltet.
Er mache derzeit 4.000 Euro Minus am Tag, klagte Standler Ilija Simunovic, weshalb er 13 seiner 18 Mitarbeiter bereits entlassen musste.
"Millionär wird man hier keiner"
Mit "Österreicher sind immer optimistisch", wollte eine Betroffene eine Besserung der Lage nicht ausschließen. Allerdings habe sie selbst in der Zeitung schon gelesen: "Viel Aufwand um nix". Audio: "Das kostet ja nicht wenig."
Man habe alles zu hoch angesetzt und Millionär werde man hier keiner, so ein weiterer Standler, der auch wenig schmeichelhafte Worte für die vorgegebenen Bierpreise (4,50 pro Krügel, Anm.) fand und diese schlichtweg als Frechheit bezeichnete. Zwar hoffe auch er, dass es noch besser werde - verdienen werde schließlich allerdings nur die Stadt Wien. Audio: "Die Betreiber verdienen sicher nichts."
Bis zu 40.000 Euro Standmiete
Damit dürften die hohen Standmieten angesprochen sein, die in der Fanzone zwischen 12.000 Euro für die Gastrostände bis hin zu 40.000 Euro für die Getränkestände in guter Lage betragen.
Zu dieser guten Lage zählt vor allem der Rathausplatz, aber auch hier herrscht nicht eitel Sonnenschein bei den Standlern. Laut Gastronom Helmut Aumayr habe man schon Personal untertags abgebaut und werde das fortsetzen. Eine Forderung der Gastronomen ist neben einer Herabsetzung der Standmieten unter anderem ein größeres Rahmenprogramm, um die Stimmung zu beleben.
Katerstimmung auch in Klagenfurt
Katerstimmung bei den Fanzonen-Wirten gibt es allerdings nicht nur in Wien. Auch in Klagenfurt läuft das EM-Geschäft alles andere als optimal. Einzelne Gastronomen verabschiedeten sich angesichts der ausbleibenden Umsätze bereits aus der Fanzone auf dem Domplatz - mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Durchwachsene Bilanz in Innsbruck
Erste Mitarbeiter wurden auch in Innsbruck bereits entlassen, wo die bisherige Bilanz der Gastronomen von "top" auf dem Landhausplatz bis hin zu "Katastrophe" in der Maria-Theresien-Straße reicht - mehr dazu in tirol.ORF.at.
"Happy Hour" in Wien gescheitert
Entgegen ersten Ankündigen wird es Wien nun doch nicht eine "Happy Hour" geben. Demnach lehnten die Wirte die von Gastrochef Christian Chytil am Mittag initiierte Idee ab, wonach Getränke zwischen 9.00 und 14.00 Uhr zur Belebung des Geschäfts einen Euro weniger kosten sollen - mehr dazu in wien.ORF.at.
Auch eine Reduktion der Standmieten wie in Klagenfurt hatte Chytil dezidiert ausgeschlossen: "Das ist das wirtschaftliche Risiko, das wir alle tragen müssen."
Entgegenkommen will man einigen Standlern allerdings mit zusätzlichen Großbildleinwänden. Zudem soll an der Grillparzer Straße ein eigener Eingang geöffnet werden.
Zweite Showbühne in Salzburg
Entgegen den Wiener Fanzonen-Wirten setzten die Wirte auf dem Salzburger Kapitelplatz zumindest kurzfristig auf eine "Happy Hour" - mehr dazu in salzburg.ORF.at.
Zudem erhielt die Fanzone in der Salzburger Innenstadt am Dienstag eine zweite Showbühne - mehr dazu in salzburg.ORF.at.
Niedrigere Standmieten in Klagenfurt
Auch die Stadt Klagenfurt reagierte auf die Klagen der Gastronomen in den Fanzonen. Bürgermeister Harald Scheucher (ÖVP) erklärte am Dienstag vor Journalisten, die Standgebühren für die Wirte in Fanzonen und -meile würden halbiert.
Überhaupt "gestorben" ist die Fanzone auf dem Messegelände. Sie wird nach dem dritten Vorrundenspiel am Montag gesperrt, die Veranstaltungen werden auf den Neuen Platz verlegt - mehr dazu in kaernten.ORF.at.
WKÖ macht Wirten Mut
Die Wirtschaftskammer (WKÖ) zeigt sich weiterhin optimistisch. "Ich bin mir sicher, dass die Fanzone voll sein wird, wenn Österreich das nächste Mal spielt", so der Geschäftsführer des Fachverbandes Werbung in der WKÖ, Markus Deutsch, im Gespräch mit der APA.
Dass die Ergebnisse der ersten Tage hinter den Erwartungen geblieben sind, führt Deutsch auf das schlechte Wetter zurück. "Es ist klar, dass bei strömendem Regen weniger Bier getrunken wird, als wenn es 30 Grad hat." Die Gäste würden aber noch in die Fanzone strömen.
Links:
- Euro 2008 (UEFA)
- Alle Fanzonen (UEFA)
- WKÖ