Beeinflusst von Galionsfiguren der Bewegung wie Pete Seeger und Woody Guthrie machte sich der junge Musiker ab 1961 einen Namen in der New Yorker Folk-Gemeinde und darüber hinaus. Im Jahr 1962 erschien mit "Bob Dylan" das Debüt-Album des inzwischen unter diesem Künstlernamen auftretenden Sängers, bestehend vor allem aus Folk- und Blues-Standards.
Protestsongs und Liebeslieder
Schon damals schrieb er eigene Stücke: politische und sozialkritische Protestsongs und eindringliche Liebeslieder. Viele davon erschienen 1963 auf dem zweiten Album "The Freewheelin' Bob Dylan", darunter Klassiker wie "Blowin' In The Wind", "A Hard Rain's A-Gonna Fall", "Masters of War" und "Don't Think Twice, It's All Right".
Im gleichen Jahr ging Dylan als Gastsänger von Folkstar Joan Baez auf eine große USA-Tournee. Sein Durchbruch fiel in eine Periode des gesellschaftlichen Wandels. Mittendrin stand der Sänger und traf die Gefühle der Fans mit Alben wie "The Times They Are A-Changin" (1964).
Dylan wird elektrisch
Dylans Streben nach ständiger Entwicklung war aber immer präsent, und nach und nach bahnte sich die Rockmusik ihren Weg in sein Schaffen: Auf dem 1965 erschienenen Album "Bringing It All Back Home" (mit "Mr. Tambourine Man") gab es noch akustische Songs.
Die beiden folgenden Werke "Highway 61 Revisited" (1965, mit "Like A Rolling Stone" und "Desolation Row") und "Blonde On Blonde" (1966) vervollständigten den Wandel zur Elektrifizierung.
Hohn und Spott für den Abtrünnigen
Die Rockfans akzeptierten den Künstler schnell, die Folk-Gemeinde protestierte hingegen. Als Dylan seinen neuen Sound beim Newport Folk-Festival im Juli 1965 präsentierte, wurde der Bruch offensichtlich.
Als der damals 24-Jährige die Bühne betrat, hatte er eine Band dabei - und eine elektrische Gitarre. Die Menge begrüßte den Abtrünnigen mit Hohn und Spott, hatte dieser sich doch anscheinend zum "Ausverkauf an die Moderne" entschlossen.
"Judas"
Bei einem Auftritt in der Free Trade Hall in Manchester kam es zum heute legendären Moment. Die Stimmung war bereits unruhig und aggressiv - und als der Song "Ballad of a Thin Man" verklungen war, kam der legendär gewordene Aufschrei eines jungen Fans: "Judas!"
Der Sänger reagierte verächtlich. "I don't believe you", rief er zurück: "You're a liar." Dann forderte er seine Band trotzig auf: "Play fucking loud." Es folgte eine wütende Siebenminutenversion von "Like A Rolling Stone".
Doch Dylan hatte sich eigentlich kaum vom Folk abgewandt und die Brücken zu dessen Tradition niedergerissen, wie es vielen damals schien: Eher entwickelte er ihn weiter, modifizierte ihn und gilt heute als Begründer von Folk- und Country-Rock.
Stets prägend
Dylan stand damit aber nicht am Ende seiner Entwicklung. Immer wieder prägte er die Popmusik und Trends, etwa mit dem Country-Sound auf den Alben "John Wesley Harding" (1967), "Nashville Skyline" (1969) und zum Teil auch auf "Self Portrait" (1970).
Unter anderem beeinflusste im Juli 1966 auch ein Motorradunfall das Wirken des Sängers, der sich danach lange ins Privatleben zurückzog.
Im Meilenstein "Blood on the Tracks" (1975) verarbeitete Dylan die Trennung von seiner Frau Sara Lowndes. Im gleichen Jahr erschienen die "Basement Tapes", Aufnahmen, die eigentlich bereits acht Jahre zuvor nach dem Unfall entstanden waren.
Karrieretief in den 70ern und 80ern
Zeitweise musste sich auch Dylan in seiner langen Karriere Durchschnittlichkeit vorwerfen lassen. Ende der 70er und in den 80er Jahren spielte Dylan im Vergleich zu vorher kaum noch eine Rolle.
Erst Anfang der 90er kehrte er wieder ins öffentliche Bewusstsein zurück. Legendär sind auch Dylans Live-Auftritte, bei denen er seine Songs immer wieder bis zur Unkenntlichkeit zersingt und neu erfindet.