"Man muss die Fußballklischees auch richtig erzählen, damit sie für den Fußballfan nicht peinlich rüberkommen. Der Fußball hat eine eigene Sprache." Kurz: Der Fußballfilm ist ein schwieriges Genre. Mit dem Ergebnis seiner fiktionalen Doku "Das Wunder von Wien" scheint Schalko aber ganz gut leben zu können.
Kommerziellster Film
"Das Wunder von Wien" ist der kommerziellste Film, den er je gemacht habe, sagt der Regisseur. Als Satire funktioniere er, weil Österreich bei der EM eigentlich chancenlos sei.
Und als Film nur, wenn er ein breites Publikum habe, wenn sich die Euphorie also weit verbreite: "Ich habe mir überlegt, ob man es mit einer anderen Mannschaft hätte machen können. Aber das geht nicht. Es gibt keine Mannschaft bei der EM, nicht einmal die Schweiz, die a) in so einer Außenseiterrolle ist wie Österreich, b) zu der so eine Art von Projekt so gut passt. Auch mit dem österreichischen Minderwertigkeitskomplex zusammenhängend passt das wie die Faust aufs Auge. Und auch vom Humoransatz ist das sehr österreichisch."
Komischer Nussknacker
Der fiktive Topspieler Peter Hruska kämpft sich mit seiner Mannschaft von Spiel zu Spiel und schießt im Finale gegen die Deutschen das entscheidende Tor. Jubel auf der österreichischen Bank und auf den Rängen, Zerknirschung bei den Deutschen.
Allein der Tonfall, in dem Sportreporter Gerhard Delling und Günter Netzer die Niederlage der deutschen Elf kommentieren, ist hochkomisch. Weil Netzer eben so trocken redet, wie er immer redet, und sein Nussknackergesicht dabei starr wie immer bleibt.
Schon Trailer als Erfolg
Den Trailer von "Wunder von Wien" mit dieser Szene und manchen anderen Appetithäppchen haben sich bereits Tausende auf YouTube angeschaut.
Doch nicht alle, die der Filmemacher - der sich nicht erst seit "Willkommen Österreich" längst einen Namen gemacht hat - in seiner Parodie dabeihaben wollte, hatten Lust, unbekanntes Terrain zu betreten, sprich: Lust auf Satire.
Angst vor der "Bild"-Zeitung
Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und der deutsche Nationaltrainer Joachim Löw etwa sagten ab. "Jogi Löw hat nicht mitgemacht, weil der hat Angst davor, dann in der 'Bild'-Zeitung zerrissen zu werden. Da fällt Deutschland heraus - vielleicht auch noch wegen Österreich. Dann ist die Kacke am Dampfen!"
Aufwendige Arbeit
Was war für Schalko und Fred Schreiber (Buch) also am aufwendigsten? Archivbilder von Spielen zu finden, ihren fiktiven Ballkünstler Hruska entsprechend torstark hineinzuschneiden oder die Fußball-Nomenklatura zum Mitmachen zu bewegen?
Alle drei Sachen, sagt Schalko: "Wir hatten fast 600 Stunden Material, die zu sichten und in einen Zusammenhang zu bringen waren. Dann war es schwierig, gegebene Spiele so umzuschneiden, neue Sachen dazu zu drehen, dass es Tore werden. Die Leute zu bekommen war auch wahnsinnig kompliziert, weil wir sie erst auf den letzten Drücker bekommen haben. Ich glaube, von Beckenbauer haben wir sieben Absagen kassiert, bis er's dann endlich gemacht hat. Und bei Netzer und Delling war zehn Minuten vorher noch nicht klar, ob sie's jetzt machen oder nicht."
Tausendmal rückversichert
Ein Lob also an alle, die König Fußball nicht ganz so ernst nehmen und die Angst überwinden konnten, "verarscht zu werden". Das haben schließlich auch Teamtrainer Josef Hickersberger und der ÖFB geschafft, nach "tausend Rückversicherungen" und nachdem sie das Drehbuch gelesen haben.
Und auch dem Sender, dem der Film immerhin 330.000 Euro wert war, muss Schalko, bei aller Kritik, ein wenig Respekt zollen. Es gebe jetzt so etwas wie "eine eigenständige Fernsehkultur. Im Gegensatz zu vor fünf Jahren, wo man sich sehr streiten musste."
Alexander Musik, ORF.at
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