Außerirdische beim Fensterln erwischt

Ein Kollege Peckmans zeigt im Internet, wie leicht sich ein Alien-Video fälschen lässt.
Er verschwindet hinter dem Fenster und taucht wieder auf. Dann verschwindet er wieder und taucht wieder auf. So geht das einige Male. "Er" soll ein Außerirdischer sein, der von einer Videokamera erwischt wurde. Der Film davon soll helfen, in den USA eine offizielle UFO-Forschungsstelle einzurichten.

Konkret will Jeff Peckman, UFO-Experte von eigenen Gnaden, in seiner Heimatstadt Denver im US-Bundesstaat Colorado per Volksentscheid die Einrichtung der Forschungsstelle erzwingen und aus Steuermitteln finanzieren lassen. Das Video soll Skeptiker überzeugen.

Außerirdische statt Voyeuren
Das Video stammt aus dem Jahr 2003 und wurde von Peckmans Freund Stan Romanek angefertigt. Der bekommt laut eigenen Aussagen pausenlos Besuch von Außerirdischen. Auch die unter Ufologen geradezu verpflichtende Entführung durch Aliens will er schon überstanden haben.

Das zweiminütige Video ist laut Peckman durch Zufall entstanden. Angeblich hatte er das Fenster seines eigenen Hauses mit einer fix installierten Videokamera abgefilmt, weil er fürchtete, Voyeure hätten es auf seine beiden Töchter abgesehen. Stattdessen kamen die Aliens.

Echo bis nach Moskau
Peckman zeigte das Video am Freitag (Ortszeit) in einer Pressekonferenz, die für landesweites Echo sorgte. Neben lokalen Medien wie der "Denver Post" berichteten auch die großen Sender CBS und NBC darüber. Sogar aus Moskau war ein Reporter angereist.

Die versammelte Reportergemeinde konnte Peckman allerdings nicht überzeugen. Einer von ihnen wurde in den "Rocky Mountain News" mit den Worten zitiert, die Kreatur sei "typisch Grey". Grey war der Außerirdische im Film "Fliegende Untertassen greifen an" aus dem Jahr 1956.

Ein Streich der Töchter?
Das Design des Außerirdischen in dem alten B-Movie war jedoch richtungsweisend. Nicht von ungefähr werden Außerirdische - auch die angeblich im US-Ort Roswell abgestürzten - meist so geschildert, wie sie ursprünglich von Hollywood-Maskenbildnern erdacht wurden.

Auf Romaneks Video ist nicht mehr als der Kopf der Kreatur - und auch der nur von vorne - zu sehen. Wohlwollende Beobachter meinten deshalb, Romaneks Töchter hätten ihrem UFO-gläubigen Vater einen Streich gespielt. Andere glauben an eine bewusste Fälschung.

"Alien-Besuch" kostete 90 Dollar
Das Video erzürnte vor allem Ufologenkollegen. Das scheint nur auf den ersten Blick paradox, denn auch sie hätten wohl gerne eine eigene, aus Steuern finanzierte "UFO-Kommission". Bryan Bonner trat sogar den Beweis an, dass sich ein derartiges Video leicht fälschen lässt.

Mit "fünf, sechs Kollegen" habe er sein Video in fünf Stunden produziert. Gekostet habe es 90 Dollar (58 Euro). So viel habe der örtliche Kostümverleih für die Miete einer Alien-Puppe verlangt. Bonner machte sein Video im Internet öffentlich - zum Unterschied von Peckman.

"Das macht sich nicht gut"
Egal, ob aus Peckmans "UFO-Kommission" etwas wird - als profitabel dürfte sich das Video jedenfalls erweisen. Reporter bekamen nur ein Standbild davon ausgehändigt. Das Abfilmen der Vorführung war verboten, denn das Video ist bereits an einen TV-Sender verkauft.

Sorgen bereitet die Causa jedoch der Stadtverwaltung von Denver. Stadtrat Charlie Brown beklagte etwa gegenüber den "Rocky Mountain News", dass seine Stadt nun als versponnenes Ufologennest in Verruf gerate - "das macht sich nicht gut".

Immer noch besser als Clinton & Co.
Ein Positives hat die UFO-Causa aber auch für Brown. Zumindest sei so kurzfristig die Berichterstattung über den Parteitag der US-Demokraten in Denver, wo der demokratische Präsidentschaftskandidat gekürt werden soll, aus den Nachrichten verdrängt: "Das ist eine willkommene Abwechslung."

Lukas Zimmer, ORF.at

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