Erfolgsmodell vom Band

Fords Modell T hat für eine Revolution in der industriellen Massenproduktion gesorgt.
"Mit einfachen Worten, das Modell T hat die Welt verändert." So beschreibt der Automobilhersteller Henry Ford selbst sein erstes Erfolgsmodell, dessen Produktion vor hundert Jahren gestartet wurde.

Ein Selbstlob, das nicht ganz aus der Luft gegriffen ist: Denn mit dem Ford T wurde das bis dahin als Luxusgut geltende Automobil erstmals auch für die breite Masse finanzierbar.

Als größter Coup des zum Autounternehmer des Jahrhunderts geadelten Ford gilt allerdings die Umstellung der Produktion auf das Fließband. Dank dieser konnte erstmals ein konkurrenzlos billiges Auto angeboten werden, womit Ford zum Pionier der industriellen Massenproduktion und gleichzeitig zu einem der reichsten Männer Amerikas wurde.

Die Geburtsstunde der "Tin Lizzie"
Begonnen haben soll alles in einem geheimen Zimmer in der Piquette Avenue in Detroit. Dort tüftelte Ford 1908 an seinem neuen Modell T, bei dem er lediglich bei der Namensgebung der bisherigen Unternehmenstradition treu bleiben sollte.

Die seit den 1890er Jahren in den USA gebauten Automobile waren jedenfalls alles andere als massentaugliches Fortbewegungsmittel. Allein der für viele schlicht unbezahlbare Verkaufspreis sorgte dafür, dass lediglich rund 200.000 Autos über Amerikas Straßen rollten, als Ford 1908 mit dem Bau seiner "Tin Lizzie" begann.

Dabei war auch das Modell T mit einem Preis von 800 US-Dollar (laut "New York Times" entspricht das heute rund 18.000 Dollar, Anm.) anfangs für die meisten Amerikaner unbezahlbar. Fords fixes Ziel, schon bald für die Motorisierung von Millionen Menschen zu sorgen, galt zu diesem Zeitpunkt jedenfalls schlichtweg als verrückt, so der Historiker Charles Hyde von der Wayne Universität in Detroit.

"Das arme, treue Pferd hat keine Chance"
Ford sollte dennoch recht behalten, und das Modell T erwies sich - dank einfacher Bedienung und Reparaturfreundlichkeit - sofort als Verkaufsschlager.

Dazu trug auch bei, dass Ford mit dem 20 PS starken Modell T einen robusten und zuverlässigen Wagen bauen ließ, der dank großer Bodenfreiheit auch keine Probleme mit den damals häufig noch ungepflasterten Straßen hatte.

Anlässlich der New Yorker Autoshow des Jahres 1910 zeigte sich die "New York Times" von den im Vergleich zum Vorjahr verdoppelten Verkaufszahlen beeindruckt und betrachtete das Ende des "armen, treuen, alten Pferdes" als endgültig besiegelt.

Revolution durch Förderband
Als Fords größte Erfindung gilt allerdings nicht das Modell T - vielmehr ging die seit 1913 erstmals im Automobilbau eingesetzte Fließbandproduktion in die Annalen der Industriegeschichte ein.

Das Konzept der Fließbandarbeit war unter anderem von Schlachthäusern und Dosenfabriken zwar bekannt - für komplexe Produkte wie Autos galt diese allerdings als Novum.

Durch die Umstellung auf das Fließband konnte der ursprüngliche Verkaufspreis auf ein Drittel reduziert werden, und es folgten Produktionsrekorde auf dem sprichwörtlich laufenden Band.

Erst vom VW Käfer abgelöst
Bis 1927 wurden 15 Millionen T-Fords produziert - erst 45 Jahre später musste der Titel des weltweit meistverkauften Fahrzeugs an den VW Käfer abgegeben werden.

Nach Ansicht der britischen Zeitung "The Independent" könnte exakt hundert Jahre nach dem Modell T nun ein weiteres "T" die Vision Henry Fords fortführen. Dieses steht für den indischen Automobilhersteller Tata, welcher mit seinem 1.200-Dollar-Auto Nano einen neuen Meilenstein in der Massenmotorisierung ankündigte.

Peter Prantner, ORF.at

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