Das schönste Lied Europas

Russlands Superstar Dima Bilan galt schon im Vorfeld als einer der Favoriten.
Musikklamauk und schräge Kostüme haben beim Eurovision Song Contest offenbar ausgedient, die Schlagertradition aus den Zeiten, als man den europaweiten Musikbewerb noch Grand Prix nannte, allerdings auch: Mit internationalem Hitparadenpop hat Russland die 53. Ausgabe des Song Contests am Samstagabend in Belgrad für sich entschieden.

Mit 272 Punkten ließ der russische Superstar Dima Bilan die Konkurrenz weit hinter sich, spannend wurde die Punktevergabe vor allem durch das Rennen um Platz zwei zwischen Griechenland und der Ukraine.

Ukraine auf Platz zwei
Die ukrainische Sängerin Ani Lorak setzte sich schließlich mit 230 Punkten auf Platz zwei durch, die US-Griechin Kalomira lag nur zwölf Punkte dahinter.

Ein Superlativ war Lorak ohnehin schon von Beginn an gewiss: Sie trat mit einem riesigen Spiegelschrank auf, der erst ihre Tänzer-Boygroup preisgab und dann als Podium für die Sängerin fungierte. Mit ihrem Disco-Ohrwurm "Shady Lady" galt sie schon im Vorfeld als eine Favoritin.

Zeitgemäßer Sound
Griechenland schickte mit der 23-jährigen Kalomira einen regionalen Castingshow-Star ins Rennen. Mit "Secret Combination" gelang ihr ein Mix aus Ethnosound, zeitgemäßen Clubbeats und hitparadentauglichem Gesang.

Ehemalige Song-Contest-Größen wie Deutschland, Schweden und Irland waren heuer chancenlos. Die deutsche Girlgroup No Angels landete etwa gemeinsam mit Polen und Großbritannien auf dem 23. und damit letzten Platz. Österreich nahm heuer nicht am Eurovision Song Contest teil.

Erstmals in Russland
Durch Bilans Sieg wird die Musikshow 2009 erstmals in Moskau stattfinden. Für den Sänger war es der zweite Song-Contest-Einsatz, 2006 war er Zweiter geworden.

Dass sich die riesige russische Popmaschinerie nun auch international etablieren will, zeigt die Tatsache, dass Bilan mit dem im Stall des US-Hitmachers Timbaland produzierten Song "Believe" antrat. Das Resultat: Russlands Beitrag klang charttauglicher als jeder andere Song im Wettbewerb.

Dazu kam der theatralische Auftritt, bei dem sich Bilan vom Eiskunstlauf-Olympiasieger Jewgeni Pluschenko und vom ungarischen Geiger Edvin Marton unterstützen ließ.

Pyrotechnik und Discobeats
Auf den Plätzen vier und fünf landeten Armenien und Norwegen. Die armenische Sängerin Sirusho setzte voll und ganz aufs aktuelle Song-Contest-Erfolgsrezept: fetzige Choreografie, spektakuläre Pyrotechnik - und "Qele, Qele", eine tanzbare Ethno-Clubnummer im Fahrwasser früherer Eurovisions-Erfolge wie Ruslana.

Norwegen steht meist im Schatten der schwedischen Nachbarn, wenn es um den Song Contest geht. Die Sängerin Maria konnte das mit "Hold on Be Strong" heuer ändern. Ihr Auftritt wirkte professionell, aber vergleichsweise brav.

Insgesamt 43 Teilnehmer
Die serbische Sängerin Marija Serifovic, die die Show eröffnete, hatte die Veranstaltung durch ihren Sieg im Vorjahr erstmals in den Balkanstaat gebracht.

Insgesamt hatten sich heuer 43 Länder am Eurovision Song Contest beteiligt. Laut neuem Regelwerk waren davon nur fünf - Gastgeber Serbien und die vier größten Geldgeber der European Broadcasting Union (EBU), Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien - fix fürs Finale qualifiziert, die anderen Kandidaten wurden in einem zweigeteilten Halbfinale ermittelt.

Gegen "politisches Voting"
Mit dieser Neuorganisation des Ablaufs wollte die EBU das "politische Voting" von Ländern mit engen Beziehungen zueinander unterbinden. Die Osteuropa-Dominanz im vergangenen Jahr hatte zu Protesten der westlichen Länder geführt.

Die neuen Regeln brachten zumindest ein paar Überraschungen im Halbfinale: Einige osteuropäische Länder mussten vorzeitig die Koffer packen, der kuriose irische Beitrag mit einer singenden Truthahnpuppe fiel ebenfalls durch, dafür schaffte es ganz Skandinavien in die Endrunde.

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