Große Pläne für Wien

Für Merlin Entertainments ist die Kombination aus Riesenrad und Madame Tussauds zwingend.
Die Globalisierung macht offenbar auch vor dem Wiener Prater nicht halt: Das traditionsreiche Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds, das inzwischen zum weltweit zweitgrößten Betreiber von Freizeitanlagen gehört, will eine Dependance im neuen Eingangsbereich des Wiener Praters eröffnen - und gleichzeitig als Betreiber das Riesenrad übernehmen.

"Nostalgie" im Plastiklook
Bereits die gerade erfolgte Neugestaltung des Prater-Vorplatzes sorgte für gehörigen Wirbel. Die neuen Kulissenbauten im "Nostalgiestil" wurden von der Architektenkammer schon im Planungsstadium als "peinlich" bezeichnet und erinnern manchen Besucher eher an Disneyland als ans Jugendstil-Wien.

Für die Kritiker dürften die Pläne des Tussauds-Mutterkonzerns Merlin Entertainments Group wie eine Bestätigung wirken.

Kein Kauf, sondern Anmietung geplant
Für den international tätigen Konzern ist laut eigener Aussage die Kombination aus Riesenrad und Madame Tussauds zwingend. "Der Standort Wien ist für Familienattraktionen kein leichter", sagte der Direktor für Entwicklung bei Merlin Entertainments, Johannes Mock. Deshalb gelte es, Synergien zu nutzen.

"Wir haben ein natürliches Interesse am Riesenrad in Wien", unterstrich Mock. Man verhandle diesbezüglich mit dem Besitzer, wobei es um eine Anmietung durch Merlin gehe, nicht um einen Kauf: "Das Riesenrad in Wien ist praktisch nicht zu bezahlen."

"Würde Engagement begrüßen"
Der Besitzer des Riesenrades, Peter Petritsch, sprach von "losen Verhandlungen". "Ich würde als Wiener Riesenrad ein Engagement von Madame Tussauds begrüßen", so Petritsch - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Dabei gehe es definitiv nicht um einen Verkauf des Riesenrades. Das nächste Gespräch über mögliche Kooperationen mit einem Wachsfigurenkabinett sei für die kommende Woche angesetzt.

In jedem Falle betrachte er das Interesse von Merlin am lange umstrittenen Riesenradplatz als Bestätigung der Planungen, in die Petritsch stark eingebunden war: "Dann kann man nicht so viel falsch gemacht haben."

"Keine Angelegenheit der Stadt"
"Nachdem es einen privaten Betreiber gibt, handelt es sich nicht um eine Angelegenheit der Stadt", sagte eine Sprecherin der zuständigen Wiener Vizebürgermeisterin Grete Laska (SPÖ) gegenüber ORF.at. Über die Pläne, eine Madame-Tussauds-Filiale zu errichten, sei man nicht informiert.

2.500 Quadratmeter Fläche angestrebt
Der Merlin-Plan sieht vor, für dieses Wachsfigurenkabinett Flächen auf dem Riesenradplatz anzumieten. Bei Investitionen von zehn bis zwölf Millionen Euro strebe man eine Museumsfläche von rund 2.500 Quadratmetern an, so Mock.

Diese Größe werde auch die neueste Dependance in Berlin haben, die im Juli eröffnet wird. Bereits jetzt gibt es Madame Tussauds in New York, Amsterdam, Las Vegas, Schanghai, Hongkong und Washington DC. Die Figurenausstattung des Wiener Ablegers soll mit Figuren wie Mozart und womöglich Richard Lugner einen starken lokalen Bezug aufweisen.

Massiver Expansionskurs
Neben Madame Tussauds gehören zum Unterhaltungskonzern Merlin Entertainments, dem weltweit zweitgrößten Betreiber von Freizeitanlagen, auch die Sea Life Center, die Legoland-Parks und das Londoner Riesenrad, das London Eye. Gut 32 Millionen Menschen besuchen jährlich die 51 Einrichtungen des Unternehmens.

Hauptanteilseigner ist seit 2005 die Beteiligungsgesellschaft Blackstone Group, die sogleich einen stark expansiven Kurs einschlug. Nach einer Reihe mittlerer und kleinerer Übernahmen folgte im vergangenen Jahr der bisherige Höhepunkt mit der 1,5 Mrd. Euro teuren Akquisition der Madame-Tussaud-Gruppe.

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