Flucht ins Freie

Mann acht Tage nach dem Beben lebend aus den Trümmern geborgen.
Aus Angst vor neuen Nachbeben sind Tausende Bewohner in der chinesischen Katastrophenprovinz Sichuan ins Freie geflüchtet. Auslöser für die Massenpanik in der Nacht auf Dienstag war eine staatliche Warnung im Fernsehen, dem zufolge ein schweres Beben bevorstehe.

Viele Menschen flüchteten daraufhin aus ihren Häusern ins Freie oder in Autos, um zu übernachten. Einwohner der Millionenstadt Chengdu flüchteten aus der Erdbebenzone ins Flachland. In der Stadt Mianyang wurde ein Krankenhaus evakuiert.

Tumultartige Szenen
"Die, die Zelte haben, schliefen darin, und die, die Autos haben, schliefen dort", sagte ein Bewohner von Chengdu. Die Nacht über trugen viele Einwohner Möbel und andere Habseligkeiten auf die Straßen. Auf den Straßen kam es zu Staus, weil viele Bewohner aus Angst vor dem Nachbeben die Stadt verlassen wollten.

Viele schwere Nachbeben
Im Kreis Pingwu gab es der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge auch ein Nachbeben der Stärke fünf nach Richter. Seit dem Erdbeben haben rund 30 Nachbeben mit einer Stärke über fünf nach Richter die Region erschüttert. Vier Beben waren sogar stärker als sechs. Hunderte leichtere Nachbeben wurden registriert.

Kritik an Berichterstattung
Nach der Massenflucht zeigte sich die Regierung bemüht, Panik unter der Bevölkerung zu vermeiden. Mehrere staatliche Erdbebenforscher sagten im Fernsehen, allein das Auftreten von Nachbeben bedeute noch keine Gefahr für Leib und Leben.

Allerdings sollten sich die Menschen in Südwestchina auch nicht leichtsinnig Gefahren aussetzen, betonte der Wissenschaftler Han Weiding. In Medienberichten wurde zudem die Frage aufgeworfen, ob eine teils unprofessionelle Berichterstattung die Rettungsarbeiten im Erdbebengebiet behindere.

Überlebender geborgen
Noch immer finden Rettungsmannschaften unterdessen Überlebende. Acht Tage nach dem verheerenden Erdbeben wurde ein 31-jähriger Mann lebend aus den Trümmern eines Kraftwerks gerettet.

Wie Xinhua am Dienstag berichtete, kämpften Rettungskräfte 30 Stunden lang um das Leben von Ma Yuanjiang, einem leitenden Angestellten des Kraftwerks im Bezirk Wenchuan.

Der Mann sei insgesamt 179 Stunden lang unter den Trümmern begraben gewesen, hieß es weiter. Nun werde er ins Krankenhaus von Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, geflogen.

Trauer um Opfer
Am Montag begann eine dreitägige Staatstrauer. Mit drei Schweigeminuten gedachten Millionen Chinesen der Opfer des verheerenden Erdbebens. Um 14.28 Uhr Ortszeit (8.28 Uhr MESZ) - dem Zeitpunkt des gewaltigen Erdstoßes der Stärke 7,9 vor einer Woche - wurde in ganz China die Arbeit ausgesetzt und der Verkehr unterbrochen. Im ganzen Land ertönten Sirenen und Autohupen. Der Fackellauf für die Olympischen Spiele wurde unterbrochen.

Die offizielle Zahl der Todesopfer lag am Dienstag bei 34.073. Fast 30.000 Menschen werden noch vermisst Insgesamt werden mehr als 50.000 Tote befürchtet. Fast 250.000 Menschen wurden verletzt.

Spendenmöglichkeiten

  • Rotes Kreuz: P.S.K.; Kontonummer: 2.345.000; BLZ: 60.000, Kennwort: China
  • Caritas: P.S.K.; Kontonummer: 7.700.004; BLZ: 60.000, Kennwort: Erdbebenopfer China; online: Caritas

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