Perückenhersteller fertigt auch neue Roben

Sämtliche Perücken wurden seit 1726 von einem Hersteller gefertigt.
Schon seit dem späten 17. Jahrhundert tragen britische Juristen Roben und Perücken in den Gerichtssälen. König Karl II. führte die französische Mode in seiner Heimat ein. Historikern zufolge wehrten sich gerade Richter zunächst gegen das Rosshaar.

Modetrends waren bereits zwar langlebiger, hielten aber auch nicht ewig: Unter George III. galten sie rund 100 Jahre später als verpönt, der königliche Hof entsagte dem Fremdhaar alsbald. Wenig später, 1832, traten auch die Bischöfe wieder ohne Perücken auf.

Strenge Regeln für Roben
In den 1840er Jahren tauschten die Richter die schulterlange weiße Haarpracht immerhin gegen eine kürzere, weniger aufwendige Version. Die Amtskleidung der Richter am Obersten Gerichtshof ist sogar auf das 14. Jahrhundert zurückzuführen, als Mäntel aus Hermelin, Taft und Seide getragen wurden.

Strenge Regeln schrieben auch bisher die Farben der Roben vor: So kleiden sich die Obersten Richter in Strafgerichtsverfahren in Rot und in Zivilprozessen in Schwarz. Im Sommer können einige Richter auch in Blau oder Violett erscheinen, aber an Feiertagen ist für alle Scharlachrot Pflicht.

Nur ein Hersteller
Wenn jetzt eine weitere zunehmend als antiquiert und schrullig empfundene britische Tradition fällt, trifft es vor allem die Londoner Firma "Ede and Ravenscroft".

Sie fertigt seit 1726 Perücken aus weißen Pferdeschwänzen. Von den jährlich rund 900 Perücken geht ein Drittel davon in frühere britische Kolonien in Afrika, Asien, Australien, Kanada und die Karibik, wo teilweise immer noch britische Justiztraditionen gelten.

Nicht gerade billig
Der Kauf einer Standardperücke schlägt dabei mit rund 1.200 Euro zu Buche, lange Modelle verschlingen sogar 3.000 Euro.

"Eine Ravenscroft-Perücke ist die haltbarste und damit die preiswerteste, die ein Gesetzesmann käuflich erwerben kann." Dieser Garantie verdankt "Ede und Ravenscroft", das der einzige Hersteller der authentischen, von britischen Richtern und Anwälten getragenen Perücken ist, seinen Ruf.

Nicht nur Perücken
Der Firmenname entstand im vergangenen Jahrhundert durch die Heirat zweier Familienerben: der Ede, die seit 1689 auf die Anfertigung von goldbestickten und hermelinbesetzten Festgewändern spezialisiert waren, und der Ravenscroft, einem seit 1726 in London ansässigen renommierten Perückenhersteller.

Auftrag auch für neue Roben
Bankrottgehen wird das Unternehmen mit der weitgehenden Abschaffung der Perücken für Richter aber nicht. Die neuen von Stardesignerin Betty Jackson entworfenen Roben der Richter werden ebenfalls von "Ede und Ravenscroft" hergestellt.

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