Größte Naturkatastrophe seit Tsunami 2004

Im betroffenen Delta sind noch kaum Hilfsgüter eingetroffen.
Über der Stadt Labutta im Delta des Irrawaddy-Flusses hängt schwer der Geruch des Todes. Seit Tagen verwesen aufgedunsene Leichen von Menschen und Tieren in der tropischen Hitze.

Die Überlebenden binden sich mit Zitronenmelisse parfümierte Kleidungsstücke vor Mund und Nase, um den Gestank ertragen zu können. "Wir können nachts nicht schlafen, weil wir Schreie hören", erzählt ein Bewohner der verwüsteten Stadt einem Reporter der Nachrichtenagentur AFP. "Vielleicht sind das die Geister der Toten."

"Reisschale" Burmas
Seit der Wirbelsturm "Nargis" am Freitag über das Irrawaddy-Delta hereinbrach, sind 60.000 Menschen tot oder vermisst. Vor dem Sturm wurde die Region wegen ihrer Fruchtbarkeit die "Reisschale" Burmas genannt.

Jetzt ist das Delta Schauplatz der größten Naturkatastrophe seit dem Tsunami Ende 2004. "Ich kann gar nicht beschreiben, was ich beim Anblick so vieler Leichen gefühlt habe", berichtet ein Überlebender.

Dorfbewohner flüchten in Stadt
Labutta ist von mehr als 50 Dörfern umgeben, in denen vor der Katastrophe insgesamt rund 90.000 Menschen lebten. Nun kommen die Überlebenden aus den weggespülten Dörfern auf der Suche nach Hilfe in die Stadt.

"Die Menschen haben keinen Ausdruck mehr auf ihren Gesichtern. Niemals zuvor haben sie so etwas gesehen", berichtet ein Augenzeuge der AFP. "Sie haben ihre Familie verloren, sie können nirgends bleiben, sie haben nichts zu essen."

Keine Vorräte
Zwar teilen die Bewohner von Labutta bereitwillig ihre restlichen Lebensmittel mit den Neuankömmlingen, aber auch die Vorräte in der Stadt sind rar. "Es gibt kein Trinkwasser", klagt ein Mann.

Die Menschen trinken stattdessen Kokosnussmilch und essen Kokosnüsse. Aber ebenso wie die Vorräte wurden die Kokosbäume weggerissen, als die bis zu sechs Meter hohe Flutwelle durch Labutta spülte.

Viele Gebäude zerstört
Viele Gebäude sind zerstört worden, aber Notunterkünfte wurden von den Behörden noch nicht errichtet. Manche Obdachlose flüchten sich in buddhistische Tempel und Pagoden, andere campieren im Freien.

"Tausende Menschen sind in einer schrecklichen Lage", berichtet ein Überlebender, der in einem Tempel untergekommen ist. "Sie warten auf Hilfe, auf Essen und auf Unterkünfte."

Krankheiten breiten sich aus
Hilfe hat die Menschen in der Gegend bisher aber kaum erreicht, es fehlt an allem. Bewohner berichten, Helfer hätten nur Tabletten zur Reinigung von Wasser verteilt. Trotzdem leiden nach Angaben eines Arztes in Labutta bereits viele der Überlebenden wegen der katastrophalen hygienischen Zustände an Durchfall.

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