"Als Erstes auf Dutroux angesprochen"

Der Fall Dutroux wurde für ganz Belgien zur Belastung.
Marc Dutroux ist vor mehr als zwölf Jahren auf Mädchenjagd gegangen. Sechs Mädchen, das jüngste acht Jahre alt, wurden seine Opfer. In einem Kellerverlies in Charleroi hatte sie Dutroux vergewaltigt und die Bilder davon einem Pornoring verkauft.

Überlebt haben das Martyrium nur Sabine und Marie-Therese. Zwei Mädchen vergiftete er, zwei verdursteten im Verlies. Der Fall flog im Jahr 1996 auf. Der Inzestfall von Amstetten weckt in Belgien böse Erinnerungen.

Vergleich mit Dutroux
Die Zeitungsredaktion "Het Nieuwsblad" vergleicht Dutroux und Josef F.

"Wenn man im Ausland sagt, dass man Belgier ist, dann ist das Erste, worüber man angesprochen wird oder meistens angesprochen wird, Dutroux. Ich glaube, wenn Österreicher jetzt im Ausland sind, werden sie auch angesprochen über Kampusch oder jetzt diesen Fall", sagte Pascal Weis aus der Redaktion der Zeitung gegenüber dem ORF.

"Nichts mit dem Land zu tun"
"Wir hatten Pech, und jetzt haben die Österreicher Pech mit den Fällen Natascha Kampusch und Josef F. Aber das hat nichts mit dem Land zu tun, das ist Pech", sagte Frank Boosen von "Het Nieuwsblad".

Dutroux wurde erst nach acht Jahren Ermittlungen zu lebenslanger Haft verurteilt. Justizfehler haben alles verzögert. Die Belgier waren so schockiert, dass sie beim "Weißen Marsch" gegen das Versagen der Polizei protestierten. Das alles führte dazu, dass die Polizei reformiert wurde.

Dutroux sitzt inzwischen in einem Hochsicherheitsgefängnis außerhalb Brüssels.
Obwohl so viel Zeit vergangen ist, kämpft Belgien nach wie vor gegen das Image als Land des Kinderschänders Dutroux.

Die Menschen, die in der Nähe des Gefängnisses wohnen, sind schockiert darüber, dass in Österreich nach Natascha Kampusch nun weitere Kinder in einem Kellerverlies entdeckt wurden.

"Keine typischen Fälle"
"Ich glaube, man kann dennoch nicht sagen, das sind typische österreichische oder belgische Kinderschänderfälle. Das kann überall in Europa passieren", sagte eine Frau auf der Straße in dem Ort, in dem Dutroux inhaftiert ist. Und ein Passant: "Wir versuchen das zu vergessen. Mit den Jahren verblasst die Erinnerung. Jetzt ist Österreich mittendrin."

In der Redaktion von "Het Nieuwsblad" überlegte der Chefredakteur am Montagnachmittag, ob er den 73-jährigen verdächtigen Österreicher gemeinsam mit Dutroux auf die Titelseite der Zeitung heben soll. Die Vergangenheit hat die Belgier mit dem Fall von Amstetten wieder eingeholt.

Sonja Sagmeister, ORF Brüssel

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