Der Wunsch, Regisseurin zu werden, wurde Katharina Wagner gleichsam in die Wiege gelegt. Ab 1996 studierte sie Theaterwissenschaften in Berlin und arbeitete als Regieassistentin bei den Bayreuther Festspielen unter anderem bei der Inszenierung der "Meistersinger von Nürnberg" ihres Vaters mit. Später unterstützte sie Harry Kupfer an der Deutschen Staatsoper Unter den Linden in Berlin sowie am New National Theater Tokio.
Ihr Regiedebüt gab Katharina 2002 mit der Wagner-Oper "Der fliegende Holländer" am Staatstheater in Würzburg, mit der sie laut Kritik in der "Süddeutschen Zeitung" selbst hartnäckige Zweifler von ihrem Talent überzeugen konnte.
Zwei Jahre später inszenierte die damals erst 25-Jährige "Lohengrin" in Budapest und bewies auch hier, dass sie sich wenig um althergebrachte Konventionen scherte und stattdessen lieber ihre ganz eigenen Vorstellungen durchsetzte.
Im Vorjahr wurden die Bayreuther Festspiele mit ihrer Neuinszenierung der "Meistersinger" eröffnet, die unterschiedliche Reaktionen hervorrief: Buh- und Bravorufe mischten sich gleichermaßen in den Applaus. Kritiker warfen der Inszenierung eine fehlende dramaturgische Linie und Effekthascherei vor.
Die ewige Anwärterin
Eigentlich war Eva Wagner-Pasquier 2001 schon am Ziel. Einstimmig nominierte sie der Stiftungsrat der Bayreuther Festspiele zur neuen Festspielleiterin auf dem Grünen Hügel. Doch ausgerechnet ihr Vater Wolfgang Wagner stellte sich quer und verweigerte seinen Rücktritt.
Die 63-jährige Kunstmanagerin und Urenkelin des Komponisten Richard Wagner arbeitet daher derzeit in Frankreich als künstlerische Beraterin des Opernfestivals von Aix-en-Provence. Sie ist mit dem französischen Filmkaufmann Yves Pasquier verheiratet, mit dem sie einen Sohn hat.
Die älteste Tochter von Wolfgang Wagner und dessen erster Frau Ellen gilt als öffentlichkeitsscheue, erfahrene Opernmanagerin und sammelte schon früh Erfahrungen an der Seite ihres Vaters. 1967 wurde sie seine Assistentin bei den Bayreuther Festspielen und übernahm in den folgenden Jahren einige Verantwortung, etwa bei der Besetzung des "Jahrhundertrings" von Patrice Chereau.
Doch 1976 kam es zum Bruch. Wolfgang Wagner trennte sich von Ellen und heiratete seine zweite Frau Gudrun. Seine älteste Tochter stellte sich auf die Seite ihrer Mutter und verließ Bayreuth.
Doch die Festspiele haben Wagner-Pasquier nie losgelassen. Mit ihrer Cousine Nike Wagner bewarb sie sich um die Nachfolge auf dem Grünen Hügel. Der überraschende Tod ihrer Stiefmutter Gudrun tat eine weitere Option auf. Wagner-Pasquier näherte sich ihrer Halbschwester Katharina an.
Die Ausgebootete
Seit zehn Jahren bewirbt sich Nike Wagner um die Nachfolge auf dem Grünen Hügel, nun sieht sich die Musikmanagerin durch Verrat und Erpressung aus dem Rennen geworfen.
Die 62-jährige Urenkelin des Komponisten Richard Wagner und Tochter des langjährigen Festspielleiters Wieland Wagner kann die geforderte Berufserfahrung vorweisen: Sie hat Literatur-, Musik- und Theaterwissenschaft studiert, Bücher über Wagner geschrieben, als Gastprofessorin in Oxford gelehrt.
Sie organisierte Musikfestivals, arbeitete als Dramaturgin bei der "Ring"-Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper und leitet seit 2004 erfolgreich das Weimarer Kunstfest.
Seit langem zählt sie zu Wolfgang Wagners schärfsten Kritikern. Andere Opernhäuser setzten heute den Maßstab bei Wagner-Aufführungen: "Bayreuth ist vom künstlerischen längst zum medialen und gesellschaftlichen Ereignis mutiert", sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen".
Die 62-Jährige will mit der Tradition auf dem Grünen Hügel brechen: Bayreuth brauche bessere Künstler und ein kühneres Programm. Neben den zehn klassischen Wagner-Opern will sie auch seine Frühwerke aufführen und ein zweites, experimentelles Festival schaffen, bei dem junge Künstler Wagners Idee vom Gesamtkunstwerk weiterdenken sollen. Aber beim Stiftungsrat blitzte sie mit diesem Konzept ab. Schon 2001 zog er Eva Wagner-Pasquier vor.