Der ironische "Iron Man"

Im neuesten Superheldenfilm von Marvel probt Robert Downey Jr. das lustvolle Spiel mit dem eigenen Image.
Ein dekadenter Waffenhändler ohne Moral, gespielt von einem genesenen Drogenkranken, wird in Afghanistan zum Superhelden und rettet die Welt: Mit der neuen Comic-Verfilmung "Iron Man" setzt Marvel auf volles Risiko.

Robert Downey Jr. gibt in dem ironischen Actionspektakel einen Multimillionär, der in einer fliegenden Stahlrüstung Schurken bekämpft. Gwyneth Paltrow steht ihm als Assistentin zur Seite.

Ironisch statt düster
Seit zehn Jahren läuft die Produktion von Marvel-Comic-Verfilmungen in Hollywood auf Hochtouren. Filme wie "X-Men" und "Fantastic Four" waren stets ein Feuerwerk an Spezialeffekten. Künstlerisch und kommerziell galten die Filme bisher meistens dann als besonders erfolgreich, wenn die Leinwand-Fantasy möglichst ernsthaft und düster präsentiert wurde.

In "Iron Man" schlägt Regisseur Jon Favreau neue Töne an, ohne dabei die eingetretenen Action-Pfade komplett zu verlassen. Mit einer Prise Humor präsentiert er den Helden anfangs als Alptraumversion des "American Dream". Der hat als steinreiches Genie alles, was das materielle Herz begehrt, und ist dabei zum unverträglichen Großkotz verkommen.

Erster selbst produzierter Marvel-Film
Der vom Printunternehmen zum Entertainmentkonzern mutierte Comic-Verlag Marvel ist seit Jahren im Filmgeschäft aktiv. Bisher arbeitete die Filmtochter Marvel Studios allerdings stets mit etablierten Hollywood-Studios zusammen, die die Filme mit Marvel-Figuren produzierten.

2005 wurde bekannt, dass sich das Unternehmen mit einer riesigen Investition von über einer halben Milliarde US-Dollar ins Filmgeschäft wagt. "Iron Man" ist der erste Streifen, den Marvel auf eigene Faust produziert hat. Ein zweiter, "The Incredible Hulk", kommt im Juni in die Kinos.

An der Grenze zur Satire
Marvel pokert hoch. "Iron Man" entfernt sich weit von der etablierten Erfolgsformel für Superheldenfilme und nähert sich zeitweise fast der Satire. "Frieden heißt, wenn man die größere Knarre als der andere hat", sagt Tony Stark bei der Präsentation der neuesten "Freiheitskollektion" aus dem firmeneigenen Waffenarsenal.

Doch dann wird seine Militärkolonne von afghanischen Terroristen niedergemetzelt, und er kommt in monatelange Gefangenschaft. Danach wird Tony Stark vom Saulus mit rauchendem Colt zum edlen, pazifistischen Paulus. Diese krasse Wandlung ist konsequent ironisch gebrochen, amerikanische Statussymbole wie Sportautos und Waffen werden mit viel Gusto demoliert.

Downeys Weg aus dem Karrieretief
Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass Robert Downey Jr. als Hauptdarsteller eine 130-Millionen-Dollar-Produktion tragen könnte? Downey, der als extrem talentierter und vielseitiger Schauspieler gilt, machte hauptsächlich mit Alkohol- und Drogenexzessen von sich reden - etwa, als er quasi von einem Tag auf den anderen bei der TV-Serie "Ally McBeal" hinausgeworfen wurde.

Selbstherrlicher Schauspieler
Inzwischen ist Downey clean, und er scheint ein neues Karrierehoch erreicht zu haben. Mit Rollen wie in "Zodiac" überzeugte er die Kritik, "Iron Man" dürfte zumindest ein moderater Hit werden, und als Nächstes kommt ein programmierter Kultstreifen.

In der Kriegsfilm-Satire "Tropic Thunder" gibt Downey einen selbstherrlichen Schauspieler, der aus falsch verstandenem Method Acting eine Pigmentumwandlung durchführen lässt, um einen Afroamerikaner darzustellen.

Auch in "Iron Man" spielt Downey lustvoll mit seinem Image: Seine Figur Tony Stark ist ein skrupelloser Waffenhändler mit Hang zu schönen Frauen und exzessiven Partys. Das bietet genug Ausgangsmaterial für Witze über Downeys eigene Vergangenheit.

Fortsetzung folgt
Die originalen "Iron Man"-Comics entstanden übrigens in den 60ern und spielten teilweise in Vietnam. Dass der Schauplatz im Film nun Afghanistan ist, sei keine politische Stellungnahme zu den Konflikten im Mittleren Osten, betont Regisseur Favreau.

Eine Fortsetzung des Blockbusters sei bereits in Planung. Darin sollen einander "Iron Man" Downey und seine Assistentin Pepper Potts, gespielt von Gwyneth Paltrow, näherkommen.

Bei den Dreharbeiten hätten einander die beiden geküsst, doch der Filmkuss wurde aus der Leinwandversion geschnitten. "Wir wollten die Spannung zwischen den beiden aufrechterhalten", sagte Favreau. "Das ist wie beim Auspacken eines Weihnachtsgeschenks - danach ist die Spannung einfach vorbei."

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