Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begründet das geplante Verbot mit einem "verirrten Schönheitsideal" schon bei Kindern.
Pro Jahr gebe es rund 100.000 fragwürdige Eingriffe bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren. Dabei gehe es nur darum, den Körper operativ "so zu stylen, dass man dem Schönheitsideal der Modebranche entspricht", so Lauterbach.
Brustvergrößerung zum Abi
Die deutsche Gesundheitsstaatssekretärin Marion Caspers-Merk (SPD) sagte gegenüber dem TV-Sender N24, junge Menschen ließen zunehmend Schönheitseingriffe an sich vornehmen, ohne die Folgen abschätzen zu können. "Wir möchten Jugendliche auch vor dem Gruppendruck schützen", so Caspers-Merk.
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann sagte im Deutschlandradio Kultur, bei Mädchen gebe es bereits die Vergrößerung des Busens zum Abitur.
Ärztekammer will Wertediskussion
Die deutsche Bundesärztekammer möchte "dem unerträglichen Medienhype um den Schönheitskult eine nachhaltige Wertediskussion entgegensetzen".
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) schloss sich den Verbotsforderungen an. Schönheitsoperationen aus Gründen des Lifestyles solle es erst ab 18 geben, sagte Verbandssprecher Ulrich Fegeler im Gesundheitsausschuss mit Blick auf Brustvergrößerungen, Kinnverlängerungen und aufgespritzte Lippen.
Jedes fünfte Kind wünscht sich OP
Nach Angaben der Vereinigung Deutscher Plastischer Chirurgen werden zehn Prozent solcher Eingriffe an unter 20-Jährigen vorgenommen. Eine Umfrage ergab: Schon unter den Neun- bis 14-Jährigen wünscht sich jedes fünfte Kind eine solche Behandlung.
"Der Trend geht dahin, den eigenen Körper passend zu machen", sagt die Kölner Psychologin Gerhild von Müller.
Kontroverse Debatte
Über die Chancen eines generellen Verbots von Schönheits-OPs bei Kindern und Jugendlichen herrschte nach einer kontroversen Expertenanhörung im deutschen Bundestag am Mittwoch aber Ungewissheit.
Chirurgische Fachgesellschaften etwa lehnten ein Verbot ab und betonten, es sei oft schwer abzugrenzen, ob Eingriffe medizinisch angezeigt seien.
Schönheitschirurgen schwächen ab
Eingriffe unter 18 Jahren fänden überwiegend wegen psychischen Leidensdrucks aufgrund fehlgebildeter Ohren statt, sagte der Präsident der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen, Günter Germann.
Der Präsident der Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie, Heinz Bull, sagte, die Zahl von Schönheits-OPs bei Jugendlichen sei ungeachtet aller Aufregung "verschwindend gering".
Hohe Dunkelziffer
Genaue Zahlen über Schönheits-OPs in Deutschland gibt es nicht. Laut Gesetzesantrag sollen es insgesamt über eine Million sein, davon zehn Prozent bei Minderjährigen. Die Fachgesellschaften meldeten Zweifel an diesen Werten an, räumten aber eine hohe Dunkelziffer bei nichtspezialisierten Ärzten ein.
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