"Keine aktienrechtliche Verfehlung" festgestellt

Rücktritte Hubers und Söllingers bereits angenommen.
Köpferollen im ÖBB-Vorstand: Nicht nur Holding-Chef Martin Huber wird das Unternehmen verlassen - auch Finanzvorstand Erich Söllinger reichte bei der mit Spannung erwarteten Aufsichtsratssitzung am Dienstag seinen Rücktritt ein.

Der Aufsichtsrat der ÖBB-Holding AG nahm sowohl Hubers als auch Söllingers Rücktrittsangebot an.

Auch Poschalko vor Rücktritt?
Während Huber seine Funktionen schon am Dienstag zurückgelegt hat und bis Ende Oktober 2009 nur noch als Konsulent zur Verfügung steht, wird Söllinger, dessen Vertrag noch bis April 2009 gelaufen wäre, seine Vorstandsagenden noch bis Ende Oktober 2008 fortführen, erklärte die Bahn am Rande der noch laufenden Aufsichtsratssitzung.

Danach, heißt es in ÖBB-Kreisen, könnte der Finanzchef des ÖBB-Personenverkehrs, Josef Halbmayr, an seiner statt in den Holding-Vorstand nachrücken. Unklar ist noch, ob, wie vor der Aufsichtsratssitzung kolportiert, im Herbst auch der für Personen- und Güterverkehr zuständige Holding-Vorstand Gustav Poschalko zurücktreten wird.

Aufsichtsratspräsident Horst Pöchhacker bestätigte aber Überlegungen, dass auch der Vorstandsvertrag von Poschalko, der bis Ende 2009 laufen würde, in einen Konsulentenvertrag umgewandelt werden könnte. In der heutigen Sitzung sei das noch kein Thema gewesen. Wenn die Dezentralisierung gelinge, wolle man wieder zu einem Zweiervorstand in der Holding übergehen, so Pöchhacker.

Klugar vor Kür zum ÖBB-Chef
Noch nicht offiziell, aber praktisch fix ist, dass der für die Infrastruktur zuständige ÖBB-Holding-Vorstand Peter Klugar neuer Vorstandssprecher wird. Die Entscheidung sei noch nicht gefallen. Aber: "Sollte Klugar Sprecher werden, würde mich das nicht überraschen", so Pöchhacker.

"Nicht im Einklang mit aktueller Linie"
Die beiden ÖBB-Vorstände begründeten ihre Entscheidungen mit den öffentlichen Diskussionen der letzten Monate über die ÖBB und das Management, die ihre Arbeit für das Unternehmen schwer belasteten, wie die ÖBB per Aussendung mitteilten.

Zudem seien "ihre Vorstellungen zur weiteren Umsetzung des Restrukturierungsprozesses nicht mit der aktuellen Linie des Aufsichtsrates in Einklang zu bringen".

Entlastung für Huber-Immogeschäfte
Entlastet wurden die beiden scheidenden Vorstände in Bezug auf die strittigen Finanzspekulationen.

Hier erkannte der Vorstand - wie auch für ein privates Immobiliengeschäft Hubers - laut in Auftrag gegebenen Prüfberichten keine aktienrechtliche Verfehlung.

"Unschöne Optik"
Die Spekulationsgeschäfte und der private Immobiliendeal Hubers hätten "eine unschöne Optik gehabt, die wir nicht goutieren, als solches aber keine Konsequenzen mit sich gezogen". "Das haben Wirtschaftsprüfer und Rechtsgelehrte genau untersucht", versicherte Pöchhacker.

Laut Pöchhacker sollen jetzt mehr Entscheidungen in die Tochtergesellschaften verlagert werden und die Holding nur noch als strategische Dachgesellschaft agieren. Von echten Zerwürfnissen zwischen dem Eigentümer und Huber und Söllinger über die künftige Restrukturierung will er nicht sprechen.

"Weniger als 800.000" Euro Ablöse
Nach dem vorzeitigen Abgang von Huber und Söllinger verteidigte Pöchhacker die einvernehmliche Auflösung der Verträge. Manager, die per saldo gute Arbeit leisteten, sollten auch fair behandelt werden, sagte Pöchhacker in einer Pressekonferenz.

Außerdem seien die Abfindungen niedriger als kolportiert. Huber erhalte weniger als die genannten 800.000 Euro, Söllingers Vertrag werde nicht voll ausbezahlt. Widerstand im Aufsichtsrat habe es nicht gegeben. "Die Ablöse ist auf Interesse gestoßen, aber nicht auf Ablehnung", sagte Pöchhacker in einer Sitzungspause des Aufsichtsrates nach knapp siebenstündigen Diskussionen.

Zu den bezahlten Abfindungen an sich - jene von Sölliger ist noch nicht ausverhandelt - erklärte der Aufsichtsratspräsident: "Sie brauchen sich keine Sorgen machen, dass wir etwas herschenken." Gleichzeitig seien die Zahlungen aber auch nicht so gering, "dass der Vorstand zu Gericht laufen muss".

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