Für die Studie hatte eine Gruppe von Experten aus unterschiedlichen Disziplinen im Auftrag des Southern California Earthquake Center (SCEC) ein neues Prognosemodell entwickelt, das seismologische und geologische Informationen mit Messungen an der Erdoberfläche berücksichtigt.
Wahrscheinlichkeit von 99,7 Prozent
Das Ergebnis der Berechnungen des Uniform California Earthquake Rupture Forecast (UCERF): Die Wahrscheinlichkeit eines Erdbebens der Stärke 6,7 auf der Richterskala liegt in Kalifornien bei 99,7 Prozent, die für ein Beben der Stärke 7,5 bei 46 Prozent.
L. A. und San Francisco gefährdet
Für die beiden größten Städte Kaliforniens, Los Angeles und San Francisco, liege nach einer getrennten Berechnung das Risiko eines Erdbebens der Stärke 6,7 bei 67 bzw. 63 Prozent, heißt es in dem nun veröffentlichten 104-seitigen Bericht.
Letzte große Beben 1989 und 1994
In Los Angeles hatte ein Beben dieser Intensität einen Sachschaden von zehn Mrd. Dollar (über 6,3 Mrd. Euro) angerichtet und 60 Menschenleben gefordert.
1989 bebte die Erde in San Francisco mit einer Stärke von 6,9: 67 Menschen kamen dabei ums Leben.
"Wie eine überfällige Schwangerschaft"
Besonderes Kopfzerbrechen bereitet den Geologen nach ihren Berechnungen ein Gebiet im südlichen San-Andreas-Graben.
Der Bezirk Riverside östlich von Los Angeles könne im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit für ein größeres Beben als eine "überfällige Schwangerschaft" angesehen werden, sagte SECE-Direktor Tom Jordan Anfang der Woche bei der Präsentation der Studie.
Alle 150 Jahre ein Beben
Der San-Andreas-Graben verursacht den Experten zufolge alle 150 Jahre ein äußerst schweres Erdbeben.
"Überfällig" bedeutet nach Annahme der Experten um Jordan, dass die Wahrscheinlichkeit eines Erdbebens in einer gefährdeten Zone mit der Zeit zunimmt, während zwei Beben innerhalb kurzer Zeit unwahrscheinlich sind, da es eine gewisse Zeit braucht, bis sich tektonische Spannungen von neuem aufbauen können.
3.000 Tote im Jahr 1906
Bei einem Beben in San Francisco im April 1906 waren vor allem durch die dabei entstandenen Brände mindestens 3.000 Menschen ums Leben gekommen.
Die schwerste Erschütterung der vergangenen Aufzeichnungen geht auf das Jahr 1857 zurück, als die Erde in El Tejon im Norden von Los Angeles mit einer Stärke von 7,9 bebte. Damals starben zwei Menschen - allerdings wohnten in ganz Kalifornien damals 360.000 Menschen, heute sind es rund 35 Millionen.
Gefährdungsplan für ganz Kalifornien
Für das UCERF-Projekt hatten die Experten der Arbeitsgruppe für Erdbebenwahrscheinlichkeit in Kalifornien 2007 (Working Group on California Earthquake Probabilities, WGCEP 2007) in dreijähriger Arbeit ältere Prognosen für Südkalifornien und die Bucht von San Francisco überarbeitet, mit neu erhobenen Daten kombiniert und in einem einheitlichen Berechnungsmodell verglichen.
Ergebnis war die erste Prognose für den ganzen Bundesstaat Kalifornien. Beteiligt an der Studie waren neben dem SECE der landesweite Geological Survey und der California Geological Survey.
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