Wahrzeichen mit Symbolgehalt

Das Atomium wurde anlässlich der ersten Weltausstellung nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet.
Als Mittelpunkt der Weltausstellung 1958 und als Appell, die Atomenergie friedlich zu nützen, ist es errichtet worden, heute ist es das wohl berühmteste Gebäude Belgiens. Das Atomium in Brüssel, das am Donnerstag seinen 50. Geburtstag feiert, war schon immer symbolträchtig.

"Das Paradies - hier war es"
An dem Jubiläum nimmt, scheint es, das ganze Land Anteil. Bereits seit Wochen bejubeln die belgischen Zeitungen das Ereignis mit mehrseitigen Sonderbeilagen mit großen Worten.

"La Libre Belgique" erinnert sich an "ein Ereignis und ein Jahr, die sich in das kollektive Gedächtnis aller Belgier gebrannt haben", "Le Soir" schreibt sogar: "Das Paradies - hier war es."

Für Atomium-Direktor Henri Simons ist das Bauwerk nach wie vor ein "großes Symbol des zeitgenössischen Fortschritts", mehr noch: "Es ist ein beispielhaftes Gebäude."

Eisenmolekül, milliardenfach vergrößert
Ein nahtloser Anschluss an die Jubelstimmen 1958: Nach 18 Monaten Bauzeit feierte die Presse das Gebäude bei der Eröffnung damals als "kristallisierte Hoffnung" auf die friedliche Nutzung der Kernenergie.

Das Atomium zeigt ein Eisenmolekül in 165-milliardenfacher Vergrößerung. 20 Rohre verbinden neun Kugeln von jeweils 18 Meter Durchmesser miteinander; insgesamt ist das Bauwerk 102 Meter hoch. In 25 Sekunden transportierte der Aufzug Besucher einst bis in die oberste Kugel, heute geht es noch einen Tick schneller.

Aus Jahren wurden Jahrzehnte
Wie der Pariser Eiffelturm, der zur Weltausstellung 1889 errichtet wurde, sollte auch das Atomium ursprünglich nur einige Jahre an seinem Platz bleiben. Doch die Genehmigung, die erst nur für zehn Jahre galt, wurde schon bald auf 25 Jahre verlängert.

50 Jahre nach seiner Errichtung ist das Gebäude längst zu dem Wahrzeichen Brüssels geworden. Und so ist es kein Wunder, dass die Stadt alle Kaufangebote ablehnt - etwa das eines Scheichs, der das Atomium in die arabische Wüste verpflanzen wollte.

Symbol einer Epoche
Errichtet wurde das Gebäude nach Plänen des 1917 geborenen belgischen Ingenieurs Andre Waterkeyn. Mit Stricknadeln und Gummibällen aus dem Supermarkt, so geht die Legende, hatte er das erste Modell seines gewagten Entwurfs gebastelt. "Ich habe mich gefragt, was unsere Epoche charakterisiert. Ich habe an die Nuklearenergie gedacht, ans Atom", sagte er.

Die Expo 1958 war die erste Weltausstellung nach dem Zweiten Weltkrieg, geprägt von Hiroshima und von den atomaren Bedrohungsszenarien des Kalten Krieges.

Waterkeyn betonte stets, er selbst habe dem Atomium seinen Namen gegeben. Noch bis zu seinem Tod im Oktober 2005 besuchte der Ingenieur regelmäßig sein berühmtestes Bauwerk. Die Rechte für die öffentliche Reproduktion seines geschützten Entwurfs brachten ihm ein Vermögen ein.

Charakter blieb erhalten
Zum 40. Geburtstag des Gebäudes entschlossen sich Stadt, Staat und Betreiberverein zu einem ersten Lifting. 48 Elemente aus rostfreiem Stahl ersetzten die rund 6.000 gammeligen Leichtmetallteile der Kugelkörper.

Auch das Kugelinnere wurde vollkommen überholt. "Das Ziel war, das Gebäude zu erneuern, aber seinen Charakter zu erhalten", sagte Vizepremierministerin Laurette Onkelinx über die rund 27 Millionen Euro teuren Bauarbeiten.

Besucheransturm nach Renovierung
Das Ergebnis zeigte Wirkung: Bereits eineinhalb Jahre nach der Wiedereröffnung im Februar 2006 begrüßten die Betreiber den millionsten Besucher. Allein 2007 kamen rund 750.000 Menschen zum Brüsseler Wahrzeichen, 350.000 mehr als vor der Renovierung.

Im Jubiläumsjahr sollen noch mehr Schaulustige angelockt werden: Alle Menschen, die während der Weltausstellung geboren wurden, haben freien Eintritt. Gefeiert wird bis zum 19. Oktober - so lange dauerte vor einem halben Jahrhundert auch die Expo 1958.

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