So werde die Entwicklung nachhaltig vor allem durch ein segmentiertes und selektives Ausbildungssystem, das "Fehlen wissenschaftlicher Karriereoptionen" und eine "fehlende Positionierung Österreichs als Hightech-Land" beeinflusst.
Bedarf steigt
Eine "stärkere Nachfrage nach Innovationen und wissensbasierten Leistungen" lässt die Nachfrage nach höher qualifiziertem Personal wachsen.
"Der technisch-naturwissenschaftliche Bereich wird mit einem erwarteten jährlichen Wachstum von 2,3 Prozent besonders in den Vordergrund gerückt", schreibt Autorin Marita Haas vom Institut für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien.
Geringe Akademikerquote
Als "Kern des Problems" identifiziert Haas die geringe Maturanten- und Akademikerquote in Österreich. Derzeit maturieren rund 40 Prozent eines Altersjahrgangs, eine Quote, die laut Prognosen bis 2025 auf 47 Prozent steigen soll.
Damit würde bei gleich bleibenden Präferenzen der Schüler und gleichen akademischen und ausbildungstechnischen Strukturen die Akademikerquote von derzeit 19,6 auf 22,1 Prozent marginal steigen. Das ist weit unter dem OECD-Durchschnitt und nur halb so viel wie in anderen Ländern.
Soziale Selektion
Als Hautprobleme im Ausbildungssystem - neben der durch niedrige Maturanten- und hohe Drop-out-Quoten verursachten geringen Akademikerquote - nennt die Studie die "Unattraktivität der Universitätskarrieren", die "Selektivität des Bildungssystems" und "mangelnde Durchlässigkeit der Schulsysteme".
Sowohl im sekundären wie auch im tertiären Bereich gebe es eine eindeutige "soziale Selektion, die Schüler und Studenten aus bildungsfernen Schichten und/oder mit Migrationshintergrund diskriminiert" - eine Aussage, die praktisch jede Bildungsstudie von PISA abwärts über Österreich getroffen hat.
Aufgrund der derzeitigen Einschränkungen der Entwicklungsmöglichkeiten an den Unis drohe die Abwanderung der Forscher in nicht-wissenschaftliche Bereiche oder ins Ausland.
Strukturprobleme halten Frauen fern
Strukturelle Probleme innerhalb des wissenschaftlichen Betriebs wie auch die Rahmenbedingungen für Beruf und Karriere - Stichwort: traditionelle Rollenbilder - halten nach wie vor viele Frauen von der wissenschaftlichen Laufbahn ab.
Eine Karriere an einer Uni erfordert "kontinuierliche, durchgängige Forschungsarbeit". Vor allem die Publikationstätigkeit sei für ein Vorankommen ausschlaggebend. "Während es für Männer sehr wohl möglich ist, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, ist dies für Frauen nur unter den schwierigsten Voraussetzungen durchführbar", so Haas.
Keine Strategie bei Migration
Bei der Migration zeige sich, "dass der Wunsch nach Hochqualifizierten derzeit weder durch den Bereich der vorangegangenen noch durch den Bereich der zukünftigen Migrationsbewegungen erfüllt werden kann", so die Autorin.
Probleme ergäben sich hier u. a. durch das niedrige Bildungsniveau von Migranten, sprachliche Barrieren, "keine Brain-Gain-Strategie" sowie ein "mangelndes Bewusstsein für das Potenzial ausländischer Arbeitskräfte".
Bisher fehlt eine "durchgängige Strategie", um Höherqualifizierte nach Österreich zu holen. "Nach wie vor hindern administrative und gesetzliche Hürden ausländische Akademiker ebenso am Übersiedeln nach Österreich wie die wahrgenommene Fremdenfeindlichkeit", so die Autorin.
Fehlendes Bewusstsein
In Österreich ortet die Studie ein "mangelhaftes gesellschaftspolitisches Bewusstsein für die Problematik der zunehmend wissensbasierten Volkswirtschaft", schreibt Haas.
Ein Akademikermangel werde kaum wahrgenommen. Auch wenn erste Initiativen wie "Forschung macht Schule" und Kinder-Unis existieren, um Bewusstsein zu schaffen, gebe es "derzeit kein durchgängiges System, um technisch-naturwissenschaftliche Berufe oder den Beruf der Wissenschaft zu propagieren".
Was zu tun wäre
Es braucht laut der Studie eine Ausgestaltung des Bildungssystems, die eine stärkere Durchlässigkeit erlaubt, möglichst fair und an individuelle Bedürfnisse angepasst ist. Zudem müssten die Karriereoptionen an den Universitäten und Forschungseinrichtungen verbessert werden. Notwendig sei eine "langfristige, umfassende Strategie", die auch bewusstseinsbildende Maßnahmen enthält.
Analysiert wurde für die Studie die Situation in den Bereichen Ausbildungssystem, Gender und Migration. Grundlage für die vergleichende Studie bildeten Daten aus den Jahren 2004 bis 2007.
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