First Lady sprach offen heikle Themen an

Betty Ford feiert ihren 90. Geburtstag.
39000 Bob Hope Drive, Rancho Mirage, Kalifornien: Diese Adresse hat so mancher Hollywood-Star in seinem BlackBerry stehen. Im Hinterland von Los Angeles, im Coachella Valley, befindet sich das Betty Ford Center, die berühmt-berüchtigte "Entzugsklinik der Stars".

Seit die ehemalige First Lady Betty Ford, die am Dienstag ihren 90. Geburtstag feiert, die Anstalt 1982 gründete, geben sich dort prominente Patientin die Klinke in die Hand.

"The Hoff" und die Entzugs-Sitcom
Elizabeth Taylor ließ sich einst in der Klinik behandeln, ebenso der alternde Pop-Pianist Billy Joel und Nicole-Kidman-Gatte Keith Urban. Ihre Aufenthalte im Betty Ford Center waren mehr oder weniger von Erfolg gekrönt. Urban etwa, der 2006 drei Monate in Rancho Mirage verbrachte, ist trocken und wird gerade Vater.

David Hasselhoff hingegen, ebenfalls oft gesehener Gast in der Entzugsklinik, macht noch immer mit alkoholbedingten Ausrutschern Schlagzeilen. Dabei wollte "The Hoff" vor einigen Jahren seine Erlebnisse in der Anstalt sogar zu einer Sitcom verarbeiten.

Synonym für Stars und Suchtprobleme
Der Entzug ist inzwischen ein riesiges Geschäft: Lindsay Lohan, Kirsten Dunst und Co. sind häufig Gäste in Luxuskliniken wie Cirque Lodge in Utah und The Meadows in Arizona, die Alkohol- und Drogenentzug mit Fünfsternambiente verbinden. Doch in der Popkultur gilt noch immer "Betty Ford" als das Synonym für Stars und ihre Suchtprobleme.

Der Präsidentengattin, die vom 8. August 1974 bis zum 20. Jänner 1977 im Weißen Haus residierte, dürfte das herzlich egal sein: Die Ex-Tänzerin, die in ihrer Jugend auch als Model arbeitete und 1948 den Republikaner Gerald Ford heiratete, war stets für ihren schillernden Lebensstil bekannt.

Hochzeit verschoben
Als Gerald Ford das erste Mal um den Einzug ins Repräsentantenhaus wahlkämpfte, verschob das Paar noch die geplante Hochzeit, weil der Neopolitiker fürchtete, die Heirat mit einer bereits einmal geschiedenen Ex-Tänzerin könnte seinem Image schaden.

Dieser Zugang zur Politik änderte sich bald - vor allem 1974, als Richard Nixon wegen Watergate zurücktreten musste und seinem bisherigen Vize das Amt übergab.

Dauerhafter Einfluss
Der wahre Star dieser Präsidentschaft sei ganz eindeutig die First Lady gewesen, schrieb die "New York Times" einmal: "Fords Einfluss auf die amerikanische Kultur ist möglicherweise um einiges größer und dauerhafter als jener ihres Mannes, der nur 896 Tage im Amt war und den Großteil dieser Zeit damit verbrachte, die Würde der Präsidentschaft wiederherzustellen."

Betty Ford nahm sich nie ein Blatt vor den Mund und vertrat als Ehefrau eines republikanischen Präsidenten Positionen, die heute schwer vorstellbar erscheinen. Sie war, wie die "NYT" schrieb, "eine Hausfrau, die leidenschaftlich für die Gleichstellung der Frau eintrat, eine vierfache Mutter, die offen und ohne Reue über Drogen, Abtreibung und vorehelichen Sex sprach".

"So oft wie möglich"
1975, also im ersten Jahr von Fords Präsidentschaft, sagte die First Lady in einem Interview, die einzige Frage, die man ihr noch nie gestellt habe, sei, wie oft sie und ihr Mann Sex hätten; die Antwort darauf laute: "So oft wie möglich".

Was heute wohl für aufgeregtes Rauschen im Blätterwald sorgen würde, brachte Betty Ford in den 70ern höchste Sympathiewerte und eine Billigungsrate von 75 Prozent. Von solchen Umfragewerten konnte ihr Mann stets nur träumen.

Alkohol und Tabletten
1977 zogen die Fords aus dem Weißen Haus aus; ein Jahr später überredete ihre Familie Betty Ford dazu, sich auf Entzug zu begeben. Später gestand sie ein, alkoholkrank und abhängig von Schmerztabletten gewesen zu sein.

Auch über diese dunkle Episode sprach Ford später ganz offen. "Ich mochte Alkohol. Er gab mir ein warmes Gefühl. Und ich liebte Pillen - sie befreiten mich von der Anspannung und vom Schmerz", schrieb sie in den 80ern in ihrer Autobiografie.

Entzugsklinik 1982 eröffnet
1982 gründete sie dann auf dem Gelände des Eisenhower-Krankenhauses in der Kleinstadt Rancho Mirage in der Nähe von Palm Springs die nach ihr benannte Spezialklinik für Alkohol- und Drogenentzug.

Ihr Mann Gerald Ford starb 2006 im Alter von 93 Jahren. Betty Ford zählt heute noch immer zu den beliebtesten First Ladys der jüngeren US-Geschichte. Nach mehreren Operationen musste sie ihre öffentlichen Auftritte aber stark einschränken, das Betty Ford Center wird inzwischen von ihrer Tochter geleitet.

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