"Es war keine wie auch immer geartete Aggressivität in der Debatte sichtbar", sagte etwa die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Auch Diplomaten berichteten, Putin sei zwar hart in der Sache, aber im Tonfall ungewohnt nachdenklich gewesen.
Mit Blick auf seinen Rückzug vom Präsidentenamt am 7. Mai habe Putin den Bündnispartnern für die rund sechsjährige Zusammenarbeit im 2002 gegründeten NATO-Russland-Rat gedankt.
"Keine ideologischen Grenzlinien mehr"
Vergessen war die Münchner Sicherheitskonferenz vor gut einem Jahr, als Putin in seiner Brandrede fast einen neuen Kalten Krieg heraufbeschwor.
Angesichts der politischen Veränderungen in Moskau und Washington, wo Anfang 2009 ein neuer Präsident ins Weiße Haus einziehen wird, schloss der scheidende Kreml-Chef eine Rückkehr zum Kalten Krieg kategorisch aus.
"Das ist in niemandes Interesse", sagte er. "Keiner der Global Player - die USA, Europa, Russland - hat ein Interesse daran, zu vergangenen Zeiten zurückzukehren."
Es gebe keine ideologischen Grenzlinien mehr in Europa. "Probleme, die wir haben, gehen wir gemeinsam an."
Freundschaftsangebot
Ungeachtet allen Streits bot Putin der NATO die Freundschaft seines Landes an. Nach Gesprächen mit den Staats- und Regierungschefs der 26 NATO-Staaten am Freitag in Bukarest sagte Putin: "Lassen Sie uns Freunde sein. Lassen Sie uns offen miteinander reden."
Vor dem Amtsantritt seines Nachfolgers Dimitri Medwedew im Mai habe Putin sich im Kreis der Alliierten "sehr konstruktiv" gezeigt, sagte NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer.
Erneute Warnung vor Osterweiterung
Der scheidende Kreml-Chef sparte aber auch nicht mit Kritik an der NATO. Ohne den Beitrittswunsch Georgiens und der Ukraine direkt zu erwähnen, sagte er: "Das Entstehen eines mächtigen Militärblocks an unseren Grenzen würde in Russland als direkte Bedrohung der Sicherheit unseres Landes betrachtet werden."
Auf die Beteuerungen von US-Präsident George W. Bush und der NATO, sie hegten gegenüber Russland keine bösen Absichten, reagierte Putin in seinem Schlusswort in Bukarest mit einem Zitat Otto von Bismarcks: "Der große Bismarck hat gesagt, was zählt ist nicht die Absicht, sondern das Potenzial."
Einigung auf Afghanistan-Transporte
Im Streit über den von Russland ausgesetzten KSE-Vertrag gab es allerdings Bewegung. Putin bezeichnete eine Einigung als möglich. Der Vertrag regelt die Beschränkung der konventionellen Streitkräfte in Europa.
Fortschritte gab es auch beim Afghanistan-Einsatz der NATO, den Russland durch ein Transitabkommen erleichterte.
Die Allianz kann ihre knapp 50.000 Soldaten am Hindukusch damit zumindest teilweise auf dem Landweg über Russland versorgen. Die Vereinbarung gestatte den Transport "nichttödlicher" Güter, sagte eine NATO-Sprecherin. Auf Truppen- und Lufttransporte erstrecke sich die Vereinbarung allerdings nicht. Das hatte die NATO ursprünglich angestrebt.
Größter NATO-Gipfel der Geschichte
Der NATO-Gipfel ist damit beendet. Bei dem dreitägigen Treffen in der rumänischen Hauptstadt hatte das Bündnis Kroatien und Albanien eingeladen, 2009 Mitglieder zu werden. Mazedonien, die Ukraine und Georgien müssen hingegen noch warten.
Gut 12.000 Polizisten waren für die Sicherheit der 60 Staats- und Regierungschefs aufgeboten. Das Treffen in Bukarest war der größte NATO-Gipfel in der Geschichte des Bündnisses.
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