Fourniret, der sich bereits in der Vergangenheit mit seinen Verbrechen brüstete, zeigte auch beim ersten Prozesstag keinerlei Anzeichen von Reue - vielmehr nutzte er seinen ersten Auftritt vor Gericht, um Richter und Angehörige seiner Opfer zu provozieren.
Der Franzose, der sich wegen des Mordes an sieben Mädchen und jungen Frauen zu verantworten hat, weigert sich schlichtweg, auf Fragen des Vorsitzenden Richters zu seiner Person zu antworten.
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Stattdessen hielt der 65-Jährige in dem bis auf den letzten Platz besetzten Gerichtssaal der nordfranzösischen Stadt Charleville-Mezieres nach jeder Frage ein Blatt mit der handgeschriebenen Aufschrift "Sans huis clos - bouche cousue" ("Ohne geschlossene Türen Mund zugenäht") in die Höhe.
Anschließend überreichte er eine Papierrolle mit einer Erklärung an die Angehörigen, die der Richter verlesen sollte, was dieser zunächst ablehnte. Darin wollte Fourniret sich seinem Verteidiger Philippe Jumelin zufolge an die Familien der Opfer wenden.
In ihrem Interesse fordere er den Ausschluss der Öffentlichkeit. Reden wolle Fourniret, den die Zeitungen als "Monster der Ardennen" bezeichnen, demnach erst, wenn seine Forderung erfüllt werde. Ansonsten wolle er schweigen und die Verhandlung boykottieren.
Morde bereits gestanden
Im Verhör hatte der unscheinbar wirkende Mann bereits gestanden, von 1987 bis 2001 sieben Mädchen und junge Frauen in Belgien und Frankreich entführt, vergewaltigt und getötet zu haben.
Mit dem Geständnis sei das Kapitel für Fourniret erledigt, sagt einer seiner Anwälte. Am Urteil besteht schon jetzt kein Zweifel: lebenslange Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung.
15 Frauen getötet?
Der Andrang der Presse bei diesem spektakulären Prozess war groß, Fourniret könnte sich als einer der schlimmsten Serienmörder Frankreichs entpuppen. Die Anklageschrift ist über 100 Seiten dick.
Dazu kommt, dass die Ermittlungen im Fall Fourniret noch nicht abgeschlossen sind und dieser bis zu 15 Frauen getötet haben könnte.
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Die Justiz will in den kommenden zwei Monaten auch das perverse Verhältnis zwischen Fourniret und seiner Frau klären. Die Frau, die auf Ermittler "wie ein geprügelter Hund" gewirkt hatte, diente ihrem Mann nicht nur als Lockvogel für seine mörderischen Unternehmungen, sondern beteiligte sich auch aktiv an den Verbrechen.
Unter dem Eindruck der langen Haftstrafe für die Frau des belgischen Serienmörders Marc Dutroux hatte Olivier ihren Mann im Jahr 2004 beschuldigt, insgesamt elf Morde begangen zu haben. Fourniret, der bis dahin eisern geschwiegen hatte, gestand darauf die nun verhandelten sieben Morde.
Im Gegensatz zu ihrem Mann wolle Olivier jeden Tag an dem bis Mai angesetzten Prozess teilnehmen, sagte ihr Anwalt Jacques Deslandes. Sie wolle sich auch bei den Opfern "entschuldigen und um Vergebung bitten".
17-Jährige allein in Falle gelockt?
Die 59-Jährige wird spätestens am kommenden Mittwoch Gelegenheit haben, sich zu ihrer Rolle zu äußern. Dann geht es um den Mord an der Schülerin Isabelle Laville, die im Dezember 1987 von Fourniret vergewaltigt und erwürgt wurde.
Laut Anklage sprach Olivier das Mädchen allein an und lockte es für den auf Jungfrauen fixierten Fourniret in die Falle. Sie soll ihrem Mann auch geholfen haben, die sich heftig zur Wehr setzende 17-Jährige zu erwürgen.
Zufall brachte Ermittler auf Spur
An dem bis Ende Mai angesetzten Prozess nehmen Dutzende Angehörige teil. Für sie geht es auch um die Frage, warum Polizei und Justiz fast 16 Jahre brauchten, um Fourniret nach seinem ersten Mord festzunehmen.
Auch das gelang nur durch einen Zufall. Denn 2003 konnte ein Entführungsopfer dem Franzosen in Belgien entkommen und sein Auto samt Kennzeichen beschreiben.
Erstmals in der französischen Justizgeschichte werden in dem Verfahren nun auch Fälle aus Belgien mitverhandelt. Einzigartig ist bisher zudem, dass ein Ehepaar wegen einer derartigen Mordserie angeklagt ist. "Die Teufel vor Gericht", titelte die Zeitung "Le Parisien".
"Er ist ein Psychopath"
Im Gegensatz zu seiner Frau hatte Fourniret bisher immer ausgeschlossen, sich bei den Angehörigen entschuldigen zu wollen.
"Er hat nie so etwas wie Reue gezeigt", sagte einer der Beamten. "Er ist ein Psychopath, der kein Mitgefühl für andere Menschen empfindet." Psychiater wollen in den kommenden Wochen vor Gericht klären, ob Olivier als Katalysator der mörderischen Instinkte ihres Mannes gewirkt hatte.
Das Paar war 2003 in Belgien verhaftet worden. Jahrelang konnte Fourniret unbehelligt dort leben und arbeiten. Vor seiner Festnahme war er als Aufseher in einer Schulkantine tätig, weil die Behörden keine Ahnung von seiner kriminellen Vergangenheit in Frankreich hatten. Sein Fall hatte dazu geführt, dass die EU die Vernetzung ihrer nationalen Vorstrafenregister beschloss.
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