Spektakulärer Neubau in Peking

Ole Scheerens und Rem Koolhaas' eigenwillige Konstruktion für Chinas Staatssender CCTV.
Es ist vielleicht eines der kompliziertesten Gebäude, die je gebaut wurden. Nur das Pentagon hat eine größere Fläche. Bis zu den Olympischen Spielen 2008 soll der einzigartige Turm des chinesischen Staatsfernsehens CCTV in Peking zumindest von außen fertig sein.

Der deutsche Architekt Ole Scheeren hat die eigenwillige Konstruktion mit dem Niederländer Rem Koolhaas entworfen. Beide sind Partner im Architektenkollektiv OMA (Office for Metropolitan Architecture).

"Kein vergleichbares Objekt"
Seit sechs Jahren leitet der Mittdreißiger an Ort und Stelle den Bau der neuen Fernsehzentrale, in der einmal 10.000 Menschen arbeiten sollen. "Es gibt kein vergleichbares Objekt", sagt Scheeren.

"Das statische System wäre wahrscheinlich fünf bis zehn Jahre vor Beginn gar nicht realisierbar gewesen, weil einfach die Computeranalysemethoden nicht weit genug entwickelt waren."

Komplexe Statik
Auf der Baustelle im zentralen Geschäftsbezirk im Osten der chinesischen Hauptstadt steigen zwei am Fuß übers Eck verbundene L-förmige Türme schräg in die Höhe. In 160 Meter Höhe werden sie über eine 70 Meter hohe Auskragung vereint. Die schiefe, halbfertige Konstruktion scheint bedrohlich zu kippen.

"Die Hauptstruktur ist die Außenhaut, die um das Gebäude herum die Kräfte abträgt", so Scheeren. "Es ist wie ein Käfig oder eine Röhre, die im Raum gefaltet ist." Die unregelmäßige Außenkonstruktion reflektiere den Kräftefluss. "Das Gebäude hält sich durch die Statik der Röhre."

Grünes Licht von ganz oben
Eigentlich bricht die neue CCTV-Zentrale im Erdbebengebiet Peking alle Bauvorschriften. Nach einjähriger Prüfung durch Experten kam schließlich von ganz oben in der politischen Führung grünes Licht.

Dennoch wurde das Prestigeprojekt 2004 erneut auf den Prüfstand gestellt, als nach dem Generationswechsel zu Staats- und Parteichef Hu Jintao viele extravagante Olympia-Bauten gekürzt wurden.

Nicht rechtzeitig fertig
Der CCTV-Tower durfte am Ende unverändert weitergebaut werden, wird jetzt bis zu den Spielen aber innen nicht mehr fertig.

Bis Olympia wird allerdings der Bau des angeschlossenen, 159 Meter hohen TV-Kulturzentrums rechtzeitig abgeschlossen. Es dient während der Spiele als Sendezentrale für die anreisenden ausländischen Fernsehstationen.

Entscheidung in "historischem Moment"
Es gebe in China einen einmaligen "Hunger und Willen", so Scheeren. Woanders wäre der Tower wahrscheinlich nicht entstanden, und selbst in China würde das Projekt heute eventuell nicht mehr so gebaut werden können.

Die Entscheidung sei 2002 in einem "historischen Moment" gefallen. Damals war China gerade der Welthandelsorganisation (WTO) beigetreten und "auf dem Weg, eine der Hauptrollen im Weltgeschehen zu spielen". Mit den Olympischen Spielen 2008 habe es ein festes Ziel gegeben und eine "totale Euphorie, die eine Reihe von Entwicklungen ausgelöst hat".

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